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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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den Kopf nach hinten, blickte aber nicht zum Himmel hoch, in Richtung Divergenz, sondern schloss die Augen und fühlte den warmen Sonnenschein im Gesicht. »Ich bedauere, dass sie nicht da ist«, sagte er nach einer Weile. »Ich bedauere, dass Mel dies nicht erleben kann.«
    »Mehr bedauern Sie nicht?«, fragte Serena sanft.
    Nektar seufzte. »Ich bedauere die zwölf Jahrhunderte des Krieges, die vielen Leben, die er ausgelöscht hat. Vielleicht kann ich dazu beitragen, ihn zu beenden.«
    Der kleine Kom-Servo an Nektars Kragen summte. »Ja?«, fragte er.
    Direkt vor seinen Augen entstand ein Bild und zeigte ihm Elyra. »Tamara 14 und Impro Zacharias kehren zurück. Und sie kommen nicht allein.«
     
     
    Diesmal waren fast alle Offiziere des Präsidialen Stabs physisch anwesend; nur wenige ließen sich durch Avatars vertreten. Nektar saß an seinem Platz im großen Konferenzraum und hörte aufmerksam zu, als Tamara und Zacharias Bericht erstatteten. Sie waren mit drei aus jeweils zweihundert Schiffen bestehenden Einsatzflotten der Maschinenzivilisationen zurückgekehrt, und die Zäiden kündigten weitere Flottenverbände an, nicht nur für den Schlag gegen Golgatha, sondern auch zur Verteidigung des Dutzends. Tamara und der Impro erwähnten auch eine Gefahr aus der Zukunft: ein Bündnis aus veränderten Menschen und den sogenannten Temporalen, das den Graken vielleicht Hilfe schickte. Diesen Hinweisen schenkte Nektar besondere Beachtung, und in Gedanken begann er bereits damit, seine Pläne den neuen Gegebenheiten anzupassen.
    Als nach den Berichten eine Diskussion begann, konzentrierte sich Nektar auf die Darstellungen seiner Datenfelder und Infofenster. Er überprüfte noch einmal die Standorte der bereits mobilisierten und ausgerüsteten Flottenverbände, berechnete Flugzeiten durch die zur Verfügung stehenden Transferschneisen, verteilte die militärische Schlagkraft auf Vorstöße aus verschiedenen Richtungen und bezog die Flotten der Maschinenzivilisationen in den Schlachtplan mit ein. Ohne die Divergenzen hätte alles recht gut ausgesehen, aber ihre Existenz machte alles zu einem Wettlauf mit der Zeit. Wenn die Graken angriffen, bevor die Flotten den Ophiuchus-Graben erreichten, verlor der Schlag gegen Golgatha seinen Sinn. Vier Wochen , dachte er. Wir brauchen vier Wochen, damit auch die langsameren Schiffe den mehr als sechstausend Lichtjahre entfernten Ophiuchus-Graben erreichen …
    Er schaute auf, als es um ihn herum still geworden war. Die Blicke aller Anwesenden ruhten auf ihm.
    »Ich bitte um Entschuldigung …«, sagte Nektar.
    Vantoga hatte seine Flügel halb ausgebreitet. »Wie ich sehe, sind Sie schon wieder mit Planungen beschäftigt, Impro Nektar. Und das ist gut so, denn der Präsidiale Stab hat entschieden, Ihnen den Befehl über die Operation Golgatha anzuvertrauen.«
    Nektar stand auf, als Applaus erklang. Tiefe Zufriedenheit erfüllte ihn. Es war so weit.

 
25. Der Kranke
     
    Prävalenz
     
     
    Das turmartige Gebäude war nicht mehr blau, sondern schimmerte smaragdgrün im Schein der vielen funkelnden Lichter, die das Möbiusband mit der Endlosen Stadt umgaben. Die selbstähnliche Basisstruktur der Stadt wiederholte sich in dem Turm, der in seinem Innern aus Zylindern und Dreiecken bestand, die wiederum Zylinder und Dreiecke enthielten, die ihrerseits aus solchen Objekten bestanden. Als Dominique ihn betrat, in Begleitung ihres Vaters und der Dominanten, schien sie in eine Welt aus schimmernden Kristallen zu wechseln, bevölkert von umherkriechenden Lichtschlangen. Jede ihrer Bewegungen bewirkte ein leises Klirren.
    In einem der Zylinder schwebte lang ausgestreckt eine zarte Gestalt, gläsern wie die Welt im Innern des Turms. Während draußen die Stadt in Bewegung blieb, während ihre Gebäude wie auf einer langen Wanderschaft am Turm entlangstrichen, kam es in dessen Innerem kaum zu Veränderungen. Dominique fühlte, dass er bestrebt war, an der langen Wanderung über das Möbiusband teilzunehmen, doch die Präsenz des Ruhenden hinderte ihn daran. Der Turm war Teil der Endlosen Stadt und gehörte doch nicht ganz zu ihr, solange die zarte Gestalt in ihm blieb. Dünne, rankenartige Gebilde verbanden sie mit den Zylindern und Rechtecken, mit den großen wie den kleinen, und Dominique zweifelte nicht daran, dass sich diese Verbindungen bis in den mikroskopischen Bereich erstreckten.
    Dominique begriff, dass sie in einer abstrakten Darstellung ihres Universums stand und Olkin in seiner

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