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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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wurde er sehr ernst. »Ich habe geantwortet, dass es keinen Unterschied gibt.«
    »Keinen Unterschied? Aber …«
    »Er war genauso überrascht wie du. Und er war es nicht mehr, nachdem ich ihm zehn Tage lang die Gründe erklärt hatte.«
    »Wenn es deiner Meinung nach keinen Unterschied zwischen Traum und Realität gibt …«
    »Wenn du zehn Tage Zeit hast, erkläre ich es dir gern.«
    Dominique stellte erst jetzt fest, dass Rupert nicht mit ihnen zusammen das Haus verlassen hatte. Als sie zur Tür in der Küchenwand ging, sah sie Kiwitt, der am Rand der Plattform auf den Hinterläufen saß und die umherschwebenden silbernen Kugeln beobachtete. Das kleine Tier hob eine Pfote, und daraufhin hielt eine der Kugeln vor ihm an und spiegelte seine großen Augen wider. Kiwitt gurrte leise, drehte sich um und sprang zu Tarweder. Flink kletterte er an ihm empor, nahm auf seiner Schulter Platz und gurrte erneut.
    Dominique ging ins Haus und stellte fest, dass Rupert noch immer am Tisch saß: Er schlief tief und fest, Arme und Kopf auf dem Tisch.
    »Keine Sorge, das ist echter Schlaf«, sagte Tarweder hinter ihr und wandte sich den Kontrollen zu. Einige Indikatoren waren erloschen, bemerkte Dominique. Sie nahm neben Rupert auf einem Stuhl Platz, geplagt von tausend Fragen, die alle versuchten, ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit zu gelangen. Sie wusste, dass ihr gar nichts anderes übrig blieb, als sich in Geduld zu fassen – es war nicht möglich, alle Rätsel auf einmal zu lösen.
    »Ich bin ebenfalls müde«, sagte Dominique und berührte die Verbände unter der Bluse. Ihre Selbstheilung dauerte an. »Und ich habe Hunger.«
    »Tut mir leid, junge Dame.« Tarweder stand an den Kontrollen und schüttelte bedauernd den Kopf. »Der Transfer hierher hat viel Energie gekostet. Das Haus kann keine Mahlzeiten mehr zubereiten. Ich fürchte, es kann auch nicht mehr schützen. Es braucht neue Batterien.«
    Ein Signal erklang. Es hörte sich nach zehn oder mehr silbernen Glöckchen an, von zarter Hand geschüttelt. Die Tür begann sich zu schließen, und als der Spalt nur noch etwa fünfzehn Zentimeter breit war, sprang Kiwitt mit einem leisen Quieken hindurch, sauste unter den Tisch und rollte sich zwischen Ruperts Füßen zusammen.
    »Oh, wir kehren zurück«, sagte Tarweder. »Das Haus verlässt diesen Ort, weil es nicht mehr genug Energie hat.«
    Es wurde dunkler in der Küche, und Dominique spürte, wie Tisch und Stuhl vibrierten. Wieder hatte sie das Gefühl, dass etwas ihr Selbst berührte, leicht und behutsam, und dann hörte das kaum merkliche Zittern auf. Stille herrschte. Nur noch ein Indikator glühte.
    Dominique wartete. Auf das Knirschen schwerer Schritte in der Nähe des Hauses, auf einen donnernden Schlag.
    »Sind wir zurück?«, fragte sie leise.
    »Ja.« Tarweder wartete ebenfalls.
    »Und die Eisenmänner? Sind Sie noch immer dort draußen?«
    Der letzte Indikator begann zu blinken, und ein warnendes Summen kam von der Kontrolltafel. »Wir müssen hinaus und das Haus zusammenfalten«, sagte Tarweder. »Sonst stürzt es ein, und dann ist das Zusammenfalten sehr schwer.« Er klopfte an die Wand, und wie zuvor bildete sich eine Tür und schwang auf.
    Aus irgendeinem Grund hatte Dominique dunkle Nacht erwartet, aber das helle Licht von zwei Sonnen fiel herein. Tarweder spähte hinaus, und sein Overall schien dabei ein wenig die Farbe zu verändern. »Weit und breit nichts von Eisenmännern zu sehen.« Kiwitt lief an ihm vorbei ins Freie, und daraufhin seufzte der Alte. »Und der Schlaf ist ebenfalls fort.« Er trat nach draußen.
    Dominique folgte ihm und bemerkte sofort, dass die beiden Sonnen nicht mehr ganz so hoch am Himmel standen. »Es wird bald Nacht«, sagte sie.
    »Nacht? Nein, Nacht wird es erst in knapp zwei Monaten, und dann kommt das Eis«, erwiderte Tarweder. »Bis dahin müssen wir in Zontra sein, denn abseits der großen Stadt überlebt kein Wacher die kalte Finsternis, zumindest nicht hier im Dritten Dominium. Adonai und Jovis sinken bis dicht über den Horizont, und dann wird für kurze Zeit der Brennende Weg zwischen ihnen sichtbar. Anschließend steigen sie wieder auf. Doch in knapp zwei Monaten verschwinden die beiden Sonnen hinter dem Horizont, und dann beginnt die Zeit des Eises. Es liegt an der komplizierten Umlaufbahn dieses Planeten.«
    »Adonai und Jovis?«, wiederholte Dominique.
    »So heißen die beiden Sonnen, die blauweiße und die rote.«
    Tarweder holte einen kleinen roten Stift empor. »Du

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