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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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er die rettende Transferschneise erreichte, hieß Nektar den ungedämpften Schmerz des Überlichtsprungs willkommen, denn darin verlor sich die Qual des Verlustes.

 
6. Schlaf
     
    Heres
     
     
    Mit den vier ersten Tagen in Bewusstlosigkeit war dies der achte Tag auf Heres, und Dominique hatte Gelegenheit gefunden, über einige seltsame Dinge nachzudenken, unter anderem auch darüber, weshalb die violetten Verfärbungen an ihren Händen, Armen und anderen Teilen des Körpers am siebten Tag verschwunden waren. Und dann der Ursprung des Tal-Telas. Im gewöhnlichen Universum durchdrang die Kraft des Tal-Telas alles Existierende, aber ihr Fokus war der Quader, der auf Millennia wieder Teil von Mutter Rrirks Schiff geworden war. Er lag nun irgendwo bei den Resten des Schiffes, aus denen Tarweder Dominique und Rupert gerettet hatte. Erstaunlichweise hatte Dominique erst am siebten Tag auf Heres daran gedacht, obwohl der Ursprung des Tal-Telas ihr vielleicht dabei helfen konnte, zu ihrer alten Kraft zurückzufinden. Etwas schien ihr Denken zu beeinflussen. Der »Odem« beziehungsweise der »mutative Einfluss«, wie man ihn im Zweiten Dominium nannte?
    Und dann diese Welt in der nichtlinearen Zeit – ein einziges Rätsel. Heres. Diesen Namen hatte Tarweder genannt. Und die beiden Sonnen hießen Adonai und Jovis. Eigentlich waren die Bezeichnungen ebenso ungewöhnlich wie der Umstand, dass die Bewohner von Heres die gleiche Sprache benutzten wie Dominique und Rupert. »Adonai« und »Jovis« waren zwei aus dem Terranischen stammende Götternamen. Dominique vermutete, dass »Heres« auf »Heros« zurückging, ebenfalls eine Vokabel aus dem Kulturerbe der Erde. Es bezog sich auf einen zwischen den Göttern und Menschen stehenden Helden, einen Halbgott, der im Leben große Taten vollbracht hatte und nach seinem Tod die Fähigkeit erlangte, den Menschen aus eigener Macht Hilfe zu leisten. Die Frage lautete: Was verband die Erde mit Heres? Dominique hatte mit Tarweder darüber gesprochen, aber er kannte den terranischen Ursprung dieser Begriffe nicht. Er wusste nichts von der Erde, wohl aber von anderen Welten. Und auch von anderen Universen: Im Plurial hatte er die silbernen Kugeln richtig gedeutet.
    Tarweder erschien Dominique seltsam. Sie hatte ihn aufmerksam beobachtet, um sich ein Bild von ihm zu machen, und dabei manchmal den Eindruck gewonnen, dass er sie beobachtete. Die anderen nannten ihn den Weisen, und er war weise, aber er konnte auch sehr naiv sein. Nach und nach glaubte Dominique, verschiedene Selbst-Schichten in ihm zu erkennen. Er war kein klassischer Fall von multipler Persönlichkeit, aber zweifellos zeichnete sich sein Ich durch eine sehr komplexe Struktur aus, und manchmal hatte Dominique das Gefühl, mit verschiedenen Personen zu sprechen. Es steckten ein Kind in ihm, ein kluger Philosoph und Philanthrop, ein junger Mann voller Enthusiasmus, ein Alter, der ein wenig zu Zynismus neigte, und ein geheimnisvoller Fremder. Mit einer telepathischen Sondierung hätte Dominique vielleicht mehr erfahren können, aber dazu reichte ihre Kraft nicht – eine bittere Erfahrung für jemanden, der von Geburt an mit dem Tal-Telas verbunden war.
    Was die »Dominien« von Heres betraf … Dominique verstand sie noch nicht ganz. Zu Anfang hatte sie dabei an Staaten oder Regionen gedacht, aber es schienen verschiedene Welten zu sein, mit unterschiedlicher geografischer und klimatischer Beschaffenheit. Und mit verschiedenen kulturellen und technischen Niveaus. So waren im Ersten Dominium, aus dem Tarweders Begleiter Kiwitt stammte, die Male – die Mutation bei den Menschen, und nicht nur bei ihnen – besonders stark ausgeprägt, wie bei der Wettermacherin und der Glückmacherin in Hannaratts Reisegruppe deutlich zu erkennen. Offenbar war dort auch die Schwerkraft geringer, was eigentlich nur bei einem anderen Planeten möglich sein sollte. Doch von Arn Hannaratt und einigen anderen hatte Dominique gehört, dass in den übrigen Dominien ebenfalls zwei Sonnen am Himmel standen, die eine blauweiß und die andere rot, und sie trugen die gleichen terranischen Namen: Adonai und Jovis. Verbunden waren die vier Dominien durch sogenannte Brunnen. Dreimal hatte Dominique Tarweder um eine Erklärung gebeten, aber es antwortete jedes Mal das Kind in ihm oder der junge Mann voller Enthusiasmus, nicht der Weise. Manchmal glaubte sie, dass Tarweder mit ihr spielte oder sie auf die Probe stellte. Gelegentlich erschien ihr der Wechsel

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