Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)
solltest deinen Freund besser aus dem Haus holen. Wenn es sich zusammenfaltet, darf sich niemand im Innern aufhalten.«
Dominique kehrte ins Haus zurück und weckte Rupert, der benommen auf die Beine kam und sich von ihr nach draußen führen ließ. Tarweder wollte den roten Stift in eine kleine Aussparung neben der Tür schieben, als Dominique noch etwas einfiel.
»Warte!«
Sie eilte erneut ins Haus und fand nur mit Mühe den Raum, in dem sie erwacht war – die Wände schienen sich verschoben zu haben. Der Schutzanzug lag noch immer zusammengerollt da. Dominique zögerte kurz und fragte sich, was sie mitnehmen sollte, holte dann nur den konusförmigen Gegenstand hervor und ließ ihn in einer Tasche ihrer weiten, glatten Hose verschwinden.
Draußen wartete Tarweder ungeduldig. Er forderte sie auf, ein wenig zurückzuweichen, steckte dann den roten Stift in die Öffnung. Ein leises Pfeifen erklang, und das Haus faltete sich tatsächlich zusammen, wie ein Würfel, dessen Seitenflächen sich voneinander lösten und aufeinander legten, dabei gleichzeitig schrumpften. Es wurde merklich kühler – vermutlich nahm das Haus Wärmeenergie aus der Umgebung auf. Wie der Moloch eines Graken , dachte Dominique voller Unbehagen.
Schließlich lag dort, wo eben noch das Haus gestanden hatte, eine kleine Schachtel, aus der ein roter Stift ragte. Tarweder hob die Schachtel auf und steckte sie ein.
»Dinge können komprimiert werden«, sagte Dominique langsam. »Indem man die Luft aus ihnen saugt. Oder indem man die Abstände zwischen den Atomen reduziert. Aber das ändert nichts an der Masse . Die Schachtel, die du gerade aufgehoben und eingesteckt hast, sollte mindestens zwei oder drei Tonnen wiegen.«
»Woraus man den Schluss ziehen könnte, dass ich sehr kräftig bin, nicht wahr?« Tarweder klopfte auf die Tasche, in die er die Schachtel gesteckt hatte. »Davvon hat von einer Auslagerung der Masse gesprochen. Das Haus holt sie sich zurück, wenn ich es erneut aktiviere. Aber zuvor brauche ich neue Batterien. Und das bedeutet, ich muss die nächste Gelegenheit nutzen, ins Zweite Dominium zu wechseln.« Er beschattete sich die Augen und sah über den Fluss. Auf der anderen Seite erstreckte sich eine weite, steppenartige Landschaft. »Ich fürchte allerdings, der nächste Brunnen ist weit entfernt.«
»Brunnen?«, fragte Dominique. Den tausend Fragen in ihr gesellte sich eine weitere hinzu.
»Um ins Zweite Dominium zu gelangen.«
»Seht euch das an«, erklang Ruperts Stimme.
Er stand einige Meter entfernt und schien inzwischen wieder einigermaßen wach zu sein. Als Dominique zu ihm ging, deutete er zu Boden. »Diese Abdrücke … Der Boden ist hier ziemlich fest.« Er zeigte es, indem er selbst auftrat. Es blieb ebenfalls ein Abdruck zurück, aber nur ein oder zwei Millimeter tief. Der daneben war nicht nur etwas größer, sondern auch wesentlich tiefer, fast zwei Zentimeter.
»Die Eisenmänner«, sagte Tarweder. Nachdenklich sah er auf die Fußspuren hinab, und sein Blick folgte ihnen dorthin, wo das Haus zuvor gestanden hatte. Offenbar war es einige Stunden nach dem Transfer selbstständig hierher zurückgekehrt. »Ich frage mich, warum die Eisenmänner sich während des Schlafs Zugang zum Haus verschaffen wollten.«
Er sah Dominique und Rupert so an, als erwartete er eine Antwort von ihnen.
»Ich muss wohl kaum darauf hinweisen, dass hier alles neu für uns ist«, sagte Dominique. »Die Eisenmänner sind nur ein Rätsel von vielen.«
»Ein Rätsel, ja. Da hast du recht«, erwiderte Tarweder langsam. Er drehte sich um, als jemand vom Fluss her rief: »Endlich bist du zurück!«
Der bärtige, kräftig gebaute Arn Hannaratt stapfte den Hang herauf. Er sah dorthin, wo das Haus gestanden hatte, wandte sich dann an Tarweder und wölbte die Brauen.
»Die Eisenmänner waren hier.« Der Alte deutete auf die Fußspuren.
Die Miene des Kaufmanns verdunkelte sich ein wenig. »Das ist kein gutes Zeichen. Die Glückmacherin wird ihre Probleme damit haben.« Hannaratt brummte. »Können wir die Reise jetzt fortsetzen, Weiser? Was sagt dein Auge?«
Tarweder holte das Gerät hervor, das Dominique an einen Datenservo erinnert hatte, und strich mit den Fingerspitzen über die Linienmuster auf dem Display. Was er sah, schien ihm nicht unbedingt zu gefallen, aber er nickte.
»Ja, setzen wir die Reise fort.«
»Deine beiden Begleiter können mitkommen, wenn du für sie bürgst.«
Tarweder blickte noch immer aufs Display. »Was?«,
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