Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Titel: Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marietta Slomka
Vom Netzwerk:
nutzen noch folgende Nicht- EU -Länder den Euro als offizielle Währung: Andorra, Kosovo, Mayotte, Monaco, Montenegro, San Marino, Saint-Barthélemy , Saint-Pierre und Miquelon , Vatikanstaat.
    Schon lange vor der Einführung der gemeinsamen Währung waren innerhalb der EU die Zölle abgeschafft worden – ein enormer Vorteil für alle EU -Mitglieder. Denn Zölle wirken wie Preiserhöhungen, sie machen ausländische Produkte teurer. Inländische Hersteller werden damit vor ausländischer Konkurrenz geschützt. Dass innerhalb der EU zollfrei gehandelt werden kann, kam nicht nur den Verbrauchern zugute, sondern auch den Exportunternehmen – und Deutschland ist eine Exportnation, die viele Waren ins Ausland verkauft. Zölle waren also (seit 1968) bereits abgeschafft, aber das Wechselkursrisiko und die Kosten für den Geldtausch blieben. Verkaufte ein französisches Unternehmen beispielsweise Rotwein in Deutschland, so wusste es nie genau, wie viel Geld es dafür am Ende gibt, weil der Wert von D-Mark und Franc ständig schwankte. Das Problem versuchte man später mit festen Wechselkursen zu lösen. Das System fester Wechselkurse, bei denen für jede Währung festgelegt wurde, was sie in den anderen Währungen kostet, war gewissermaßen ein Vorläufer für den Euro. Das Gegenstück dazu ist ein freies Wechselkurssystem, in dem sich der Preis (wie viel D-Mark kostet ein Franc?) täglich am Markt neu bildet. Doch auch in einem festen Wechselkurssystem kassieren die Banken für den Umtausch Gebühren, und es gibt noch Preisunterschiede, wie man als Urlauber leicht feststellen konnte: Die eine Wechselkursstube machte ein besseres Angebot als die andere. Sehr nervig, das zu vergleichen, um einen guten Deal zu machen. Das alles entfällt, wenn man eine gemeinsame Währung hat. Der Handel der Euro-Länder untereinander lässt sich so besser kalkulieren und verursacht weniger Kosten – das belebt das Geschäft. Der Handel in der Euro-Zone wuchs.
    Doch nicht nur Unternehmen profitieren von der gemeinsamen Währung. Auch als Privatmensch ist es angenehm, nicht mehr gegen Gebühren Geld tauschen und Wechselkurse vergleichen zu müssen, sondern einfach drauflos zu reisen. Vor allem ist die lästige Umrechnerei (»Wie viel ist das jetzt in Mark?«) entfallen. Dadurch sind die Euro-Länder einander auch gefühlt nähergerückt. Man kommt sich nicht mehr ganz so fremd vor in Portugal, Frankreich oder Finnland. So wurde die Abstraktion EU deutlich fassbarer. Weil sich in Euro die Preise europaweit leichter vergleichen lassen, ist auch der Konkurrenzdruck gestiegen. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der »Euro-Import« von Autos. Kauft man einen Neuwagen nicht beim Händler um die Ecke, sondern zum Beispiel in den Niederlanden, kann man mehrere tausend Euro sparen. Das haben inzwischen auch die Autohändler mitbekommen, die zumindest auf Nachfrage lieber den Preis senken, als gar kein Auto zu verkaufen. Das ist gut für alle (außer für die heimischen Autoverkäufer, die ihre Preise senken mussten).
    Ein erheblicher Vorteil des Euro ist darüber hinaus, dass man gegenüber dem Rest der Welt eine große gemeinsame Währung hat. Bis dahin hat die Welt in Dollar gerechnet. Inzwischen hat der Euro ganz schön aufgeholt; er ist selbst zu einer Weltwährung geworden, neben dem Dollar und dem japanischen Yen. In Zeiten der Globalisierung, in denen weltweit intensiv Handel getrieben wird, ist diese Entwicklung nicht hoch genug einzuschätzen. Und als privater Reisender kommt man inzwischen sogar fast überall in der Welt mit dem Euro irgendwie weiter, wenn man gerade keine Landeswährung in der Tasche hat. Früher halfen da nur Dollars. Eine Währung, die für einen großen Währungsraum steht, ist auch weniger anfällig für Spekulationen. Das mag einem in der aktuellen Krise anders erscheinen, weil ständig von Spekulanten die Rede ist – gegen den gesamten Euro zu wetten, ist aber trotzdem viel schwieriger als gegen eine einzelne Landeswährung. Letzteres hat es in der Vergangenheit oft gegeben, teils mit spektakulären Folgen. Der berühmte Investor George Soros zum Beispiel hat Anfang der neunziger Jahre auf einen Schlag eine ganze Milliarde damit verdient, dass er im großen Stil auf eine Abwertung des britischen Pfunds setzte. Einfach beschrieben funktionierte das so: Soros war der Ansicht, dass der Wechselkurs des Pfunds (also sein Preis gegenüber anderen Währungen) höher lag als die tatsächliche Kaufkraft der britischen

Weitere Kostenlose Bücher