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Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Titel: Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marietta Slomka
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so in den Knochen, dass sie bereit waren, den Banken zu helfen, notfalls zähneknirschend und mit geballter Faust in der Tasche. Der damalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sagte dazu: »Wenn es brennt, muss die Feuerwehr löschen, auch wenn es Brandstiftung war.«
    Bankenkrise und Schuldenkrise
    Damit begann aber auch der zweite Teil der Krise: Während Deutschland es sich noch ganz gut leisten konnte, seine Banken zu unterstützen, brachte das andere europäische Länder zunehmend in die Bredouille, weil sie eh schon hoch verschuldet waren. Das war umso schlimmer, als im Zuge der weltweiten Finanzkrise auch die Wirtschaft in Europa einbrach und es zur Rezession kam (die Wirtschaft also schrumpfte). Außerdem waren die Finanzmärkte seit 2007 in Unruhe. Plötzlich wurde viel genauer hingesehen, wer welche Papiere besaß. Auch bei Staatsanleihen, also jenen Papieren, mit denen sich Staaten verschulden. Sie wurden von den Banken in der Krise gern gekauft, weil Staatsanleihen als relativ sicher galten, im Vergleich zu dem ganzen anderen Mist, den man vorher so eifrig angehäuft hatte.
    Doch plötzlich wurde offensichtlich, dass man mit Staatsanleihen auch falsch liegen kann: Im Herbst 2009 offenbarte Griechenland, dass sein Haushaltsloch doppelt so groß war wie ursprünglich behauptet. Außerdem zeigte sich, wie extrem überschuldet das Land insgesamt war. Das Vertrauen in griechische Staatsanleihen schwand rapide. Im Frühjahr 2010 bat Griechenland die anderen Europäer offiziell um Hilfe, um einen Staatsbankrott abzuwenden. Seitdem wird Griechenland mit immer neuen Rettungspaketen gestützt.
    Dass die Staatsanleihen des Pleitekandidaten Griechenland inzwischen kaum noch etwas wert sind, brachte wiederum zahlreiche Banken in Schwierigkeiten, weil sie viele griechische Anleihen besaßen, deren Wert drastisch gesunken war. Schon wieder Ramsch im Banktresor! Prompt mussten wieder neue Banken gerettet werden. So hängt alles mit allem zusammen …
    Ein gutes Beispiel dafür ist auch Zypern. Die Insel geriet zwar vor allem dadurch in die Krise, dass sie von ihrem aufgeblähten und auch unseriösen Finanzsektor lebte – eine Steueroase im Mittelmeer. Das ist grundsätzlich ein Problem, wenn ein Land so abhängig ist von einem einzigen (halbseidenen) Wirtschaftszweig. Geht diese Branche in die Knie, geht das ganze Land in die Knie. Das hätte aber durchaus noch weiter gut gehen können, wenn nicht Griechenland so massiv in die Krise geraten wäre. Als dem notleidenden Griechenland von den anderen Europäern schließlich sogar ein Teil seiner Schulden erlassen wurde, verloren griechische Staatsanleihen erst recht an Wert. Das traf die zyprischen Banken ziemlich brutal und offenbar auch ziemlich überraschend. Sie hatten jede Menge griechischer Papiere und waren nicht gegen die Verluste abgesichert. Der zyprische Staat musste einspringen und schaffte das nicht. So nahm das Unheil auf Zypern seinen Lauf. Einerseits selbstverschuldet, zugleich war Zypern auch »Opfer« der griechischen Krise.
    Angst vor Domino-Effekten
    Wären nur Griechenland und Zypern Sorgenländer, ließe sich die Lage noch ganz gut im Griff behalten. Leider sind aber noch einige andere und größere Euro-Länder krisengeschüttelt – aus durchaus unterschiedlichen Gründen. Griechenland hat über seine Verhältnisse gelebt und verfügt über kein funktionierendes Staatssystem. Es fehlt zum Beispiel an Finanzämtern, die systematisch Steuern eintreiben. Die reichen Griechen haben ihre Vermögen sowieso lieber ins Ausland gebracht. Der Staat schafft es seit Jahrzehnten nicht, genügend Geld einzunehmen. Auch war seine Verschuldung schon bei Eintritt in den Euro viel zu hoch, doch die Zahlen wurden frisiert, um eine Aufnahme zu erreichen.
    Krisenländer wie Spanien oder Irland hingegen haben andere Probleme: Ihre Regierungen hielten sich sehr wohl an die Verschuldungsvorgaben der EU und haben auch nicht unseriös gewirtschaftet wie die Griechen. Zum Verhängnis wurde ihnen, dass sie genau wie die USA in eine Immobilienkrise gerieten. Es war viel zu viel gebaut worden, mit anfangs viel zu niedrigen Krediten, bis die Immobilienblase platzte. In Irland ging dabei auch noch das ganze Bankensystem in die Knie. Die Krise in beiden Ländern zeigt aber auch: Es gab offenbar zu viele zu billige Kredite. Der Staat hatte sich zwar an die Haushaltsregeln der EU gehalten, doch Unternehmen und Privatleute hatten sich zu hoch verschuldet beziehungsweise waren zu

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