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Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Titel: Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marietta Slomka
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immer den alphabetisch letzten Mandatsträger jedes Buchstabens:
Peter Aumer, CDU / CSU : Diplom-Betriebswirt
Marco Buschmann, FDP : Rechtsanwalt
Petra Crone, SPD : Sozialwissenschaftlerin
Mechthild Dyckmans, FDP : Richterin
Karin Evers-Meyer, SPD : Journalistin, Autorin
Alexander Funk, CDU / CSU : Diplom-Kaufmann
Dr. Gregor Gysi, Die Linke: Rechtsanwalt, Fraktionsvorsitzender
Hubert Hüppe, CDU / CSU : Diplom-Verwaltungswirt
Undine Kurth , Bündnis 90/Die Grünen: Diplom-Innenarchitektin
Thomas Lutze, Die Linke: Angestellter
Dr. Rolf Mützenich, SPD : Politikwissenschaftler (oh, geht doch!)
Dr. Georg Nüßlein, CDU / CSU : Diplom-Kaufmann
Aydan Özoğuz, SPD : Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Lucia Puttrich, CDU / CSU : Diplom-Betriebswirtin, Bürgermeisterin a. D.
Marlene Rupprecht, SPD : Lehrerin
Alexander Süßmair, Die Linke: Chemielaborant
Dr. Axel Troost, Die Linke: Diplom-Volkswirt, Geschäftsführer
Alexander Ulrich, Die Linke: Gewerkschaftssekretär
Andrea Astrid Voßhoff, CDU / CSU : Juristin
Jörn Wunderlich, Die Linke: Jurist, Richter am Amtsgericht a. D.
Brigitte Zypries, SPD : Juristin, Justizministerin a. D.
    Man sieht: Eine Berufsausbildung schadet nicht, sie ist sogar erwünscht – denn dann haben Politiker wenigstens irgendwann mal »das echte Leben« kennengelernt. Berufseinsteiger, die sofort Berufspolitiker werden, ohne jemals einen anderen Job gemacht zu haben, sammeln ihre Erfahrungen hingegen »am wahren Leben vorbei«. Das ist allerdings bei jungen Politikern immer häufiger der Fall. Auffällig an den Biografien der Abgeordneten: Die meisten haben studiert. Das sagt aber noch nichts darüber aus, wie erfolgreich man als Politiker wird. Dafür braucht man vor allem viel Ausdauer, Geduld und taktisches Geschick. Natürlich auch Sendungsbewusstsein. Und den Wunsch, seine Vorstellungen und Ideale durchzusetzen und etwas »zu gestalten« – das antworten jedenfalls Politiker meistens auf die Frage, warum sie Politiker geworden sind. Was wiederum etwas langweilig ist. Ich habe mal eine ganze Reihe von Jungpolitikern gefragt, warum sie in die Politik gegangen sind, und immer kam dieselbe Antwort: »Ich möchte gerne gestalten.« Nun ja. Geht es nicht etwas weniger stereotyp? Das ist ungefähr so, als wenn Chefs antworten: »Ich trage gerne Verantwortung.« Ja, klar. Stimmt sicher auch. Nur darf man vermuten, dass es noch ein paar andere Gründe gibt: »Ich sag lieber selbst, wo es langgeht, als dass andere das tun«/»Ich möchte Karriere machen und finde es gut, aufzusteigen«/»Ich verdiene mehr, wenn ich Chef bin«/»Ich habe gerne Macht«/»Ich bin da so reingerutscht und hab nicht Nein gesagt, als ich gefragt wurde« … So sieht’s doch aus, das sagt nur keiner. Chefs haben offiziell einfach nur gerne »Verantwortung«. Politiker wollen gerne »gestalten«, und wenn Prominente aller Couleur in Fragebögen nach ihrem größten Fehler gefragt werden, kommt mit Sicherheit die Antwort: »meine Ungeduld« (was so viel heißt wie: Ich bin halt smarter als andere – also eigentlich doch eine Stärke und keine Schwäche).
    Mit Oma Lemke im Gemeindezentrum
    Trotzdem: Politiker sein ist oft mäßig spaßig. Man muss an tausenden Sitzungen teilnehmen und anfangs andere Kandidaten unterstützen, auch wenn man von denen gar nicht so viel hält. Man muss in Fußgängerzonen herumstehen, Flugblätter verteilen und mit Passanten plaudern. Man darf sich nicht zu schade sein, abends noch bei Bürgern zu klingeln und um deren Stimme bei der nächsten Wahl zu bitten. Man sollte gern und überzeugend reden können und darf nicht schüchtern sein. Man muss sich viele Fakten merken und darf sie nicht durcheinanderbringen. Und man sollte Spaß daran haben, komplizierte Sachverhalte zu begreifen und Lösungen für verzwickte Probleme zu entwickeln, diese dann aber einfach und schmissig darzustellen.
    Den Großteil der Zeit verbringen Politiker in Sitzungen und Gremien, mit Rücksprachen und Aktenlesen. Die restliche Zeit geht für die Bürgerarbeit in den Wahlkreisen drauf. Da kurvt man auch schon mal sonntags über die Landstraßen und sitzt mit Oma Lemke im Gemeindezentrum, um sich anzuhören, was man alles falsch macht. Öffentliche Auftritte vor großem Publikum, zum Beispiel in Talkshows, haben die meisten Abgeordneten nur selten. Und wenn die Spitzenleute der eigenen Partei als »Zugpferde« im Wahlkampf nicht genug Stimmen holen, ist man seinen Job auch schnell wieder los. Ein paar Prozentpunkte weniger,

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