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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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von verbranntem Plastikmaterial und Flugbenzin lag in der wabernden Luft.
    Während sie sich dem Unglücksort näherten, hatte Moon den Eindruck, dass er aus der Nähe noch um einiges schlimmer aussah, als aus der Luft betrachtet. Alles war rußgeschwärzt und vom Feuer, das den Jet vernichtet hatte, bis zur Unkenntlichkeit verformt. An der Postenkette der Soldaten warteten sie auf den leitenden Ermittler vom NTSB. Der Techniker wanderte zwischen den Trümmerteilen umher, schoss mit einer Digitalkamera Bilder, während ein Mann, der ihn begleitete, alles mit einem Camcorder aufzeichnete. Als der Chefermittler schließlich die hochrangigen Besucher bemerkte, sagte er etwas zu seinem Begleiter und kam dann zu ihnen herüber. Sein Gesicht wirkte länglich und hager, und seine herabgezogenen Mundwinkel verliehen ihm einen bitteren Ausdruck.
    »Botschafter Moon?«, rief er, als er sich in Hörweite »Ich bin Moon. Dies ist Ali Ghami, der libysche Außenminister.«
    Sie tauschten einen Händedruck. »Ich heiße David Jewison.«
    Moon sah, wie Ghami ein fast unsichtbarer Ruck durchlief, als er diesen Namen hörte.
    »Können Sie uns schon irgendetwas Interessantes mitteilen?«, fragte Moon.
    Jewison blickte über die Schulter, dann wieder zum Botschafter hinüber. »Wir sind nicht die Ersten, die hierhergekommen sind. So viel ist sicher.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Ghami in scharfem Tonfall.
    Moon wusste, dass die Art und Weise, wie Libyen diese Krise meisterte, weit über das Tripolis-Abkommen hinaus Auswirkungen auf die Beziehungen mit Amerika und den Westmächten haben würde. Jewisons Enthüllung brachte Ghami und seine Regierung zweifellos in eine schwierige Position. Falls es irgendeinen Beweis für eine Manipulation geben sollte, wäre eine offizielle Anklage wegen eines Vertuschungsversuchs nicht mehr auszuschließen.
    »Soweit wir feststellen konnten, hat sich eine Gruppe von Nomaden an der Absturzstelle umgesehen. Zurückgelassen haben sie Hunderte von Fußabdrücken sowie die Überreste von Lagerfeuern und andere Abfälle, und auch den Kadaver eines Kamels, das mit einem Kopfschuss getötet wurde. Unser einheimischer Führer meinte, das Kamel sei schon sehr alt gewesen, wie an seinen Zähnen festzustellen war – und ist wahrscheinlich getötet worden, weil es für die Gruppe keinen Wert mehr hatte.
    Wrackteile wurden bewegt, einige vielleicht sogar entfernt. Die Überreste der Passagiere muss man ebenfalls eingesammelt haben. Ich glaube, bei den Muslimen ist es Sitte, menschliche Leichname innerhalb von vierundzwanzig Stunden nach Eintritt des Todes zu beerdigen. Mein libyscher Verbindungsmann hier sagt, dass die Nomaden wahrscheinlich genau das getan haben. Ich habe keinen Grund, an seiner Einschätzung zu zweifeln, aber Genaueres wissen wir erst, wenn wir ein paar Leichenhunde an den Ort geholt haben.«
    »Haben Sie irgendwelche Vorstellungen, was mit dem Flugzeug geschehen sein könnte?«
    »Es ist zwar noch sehr früh, aber wir können mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass die Maschine während des Fluges einen Teil ihres Heckabschnitts verloren hat. Wir wissen nicht, wodurch dies geschehen sein könnte, weil er an der Absturzstelle nicht aufzufinden ist. In ein paar Minuten schicken wir aber unseren Hubschrauber los, um entlang der angenommenen Flugroute danach zu suchen. Dieser Schaden könnte den Verlust von Hydraulikflüssigkeit sowie der Seiten- und Höhenruder ausgelöst haben. Ohne funktionierende Hydraulik dürften auch die Landeklappen, Querruder, Vorflügel und Störklappen an den Tragflächen versagt haben. In diesem Fall wäre das Flugzeug – wenn überhaupt – nur unter großen Schwierigkeiten zu lenken gewesen.«
    Ghami räusperte sich. »Gibt es irgendeinen Hinweis darauf, weshalb das Heck verloren ging?«
    »Noch nicht«, erwiderte Jewison. »Wir können uns allerdings erst ein richtiges Bild davon machen, wenn wir es gefunden haben.«
    »Und wenn nicht?« Das kam von Moon. Die Frage war zwar keine offene Provokation, aber er war durchaus gespannt, wie Ghami darauf reagierte. Dass ihm der Mann nicht unsympathisch war, bedeutete noch nicht, dass er vergaß, welche Position er in diesem Fall zu vertreten hatte.
    »Falls sich keine eindeutigen Beweise finden lassen, würde die mögliche Ursache offiziell als unbekannt eingestuft werden.«
    Ghami sah den Botschafter beschwörend an. »Charles, ich verspreche Ihnen, dass das Wrackteil gefunden und diese Tragödie vollständig

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