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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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studiert, das Al-Jama jemals geschrieben hat. Es ist fast so, als würde ich den Mann persönlich kennen. Er hätte sich niemals geändert. Das hätte keiner der Berber-Korsaren getan. Sie haben mit ihrem Krieg gegen europäische Schiffe viel zu gut verdient.«
    »Ich dachte, Al-Jama habe aus ideologischen Gründen gekämpft und nicht aus Gewinnsucht«, hielt ihm Linc entgegen.
    »Al-Jama war ein Mensch wie alle anderen. Ich bin mir völlig sicher, dass er von den Reichtümern, die er mit seinen Überfällen scheffelte, wie jeder andere auch verführt wurde. Vielleicht hat er ganz am Anfang nur daran gedacht, Ungläubige zu töten, wo immer er sie finden konnte. Aber in einigen seiner letzten Schriften äußert er sich ausführlich über den Lohn, den er auf diese Weise erwarb. Das waren seine Worte, nicht meine.«
    »Mit Lohn muss nicht zwangsläufig seine Beute gemeint sein«, sagte Linda, als sie erkannte, dass Bumford Al-Jama nach seinen eigenen geldgierigen Prinzipien beurteilte.
    »Junge Dame, ich wurde hierhergeholt, weil ich der Experte bin. Wenn Sie nicht bereit sind, sich meine Erklärungen anzuhören, dann lassen Sie mich bitte in Ruhe.«
    »Ich bin nur neugierig«, sagte Linc. »Wie lukrativ war das Freibeuterhandwerk denn für die Berberpiraten?«
    »Was wissen Sie denn von denen?«
    »Ich weiß, dass die Marineinfanterie einigen in den Hintern getreten und sie bis an die Gestade von Tripolis getrieben hat, wie es in dem Lied heißt.«
    »In Wirklichkeit waren es fünfhundert Söldner unter dem Kommando des ehemaligen amerikanischen Konsuls William Eaton und eine Handvoll Marinesoldaten, die die Stadt Denna, ein Provinznest, brandschatzten, das zum Besitz des Paschas von Tripolis gehörte. Sicher, ihre Aktion mag den Abschluss eines Friedensvertrags beschleunigt haben, aber es war keineswegs eine legendäre Schlacht, die eines Loblieds wert gewesen wäre.«
    Linc hatte einige Freunde im Marine Corps, die den Mann wegen einer solchen Bemerkung glatt umgebracht hätten.
    »Zwischen dem fünfzehnten und dem neunzehnten Jahrhundert«, erzählte Bumford weiter, »haben die Berberpiraten die lukrativsten Seerouten der Welt kontrolliert – das Mittelmeer und die gesamte Nordatlantikküste Europas. Während dieser Zeit wurden die Schiffe der Nationen, die die exorbitanten Schutzzölle nicht zahlen wollten oder konnten, immer wieder zu einer Beute der Piraten. Ihre Ladungen wurden gestohlen, und ihre Mannschaften wurden entweder gegen hohe Lösegelder freigelassen oder in die Sklaverei verkauft. Nationen wie England, Frankreich und Spanien zahlten den Piraten Millionen in Gold, um den Seehandel zu schützen. Eine Zeitlang beteiligten sich sogar die Vereinigten Staaten an diesen Zahlungen. Und laut einigen ernstzunehmenden Berechnungen ging mehr als ein Zehntel der staatlichen Steuereinnahmen an verschiedene Herrscher an der Barbareskenküste. Die Piraten unternahmen darüber hinaus Raubzüge an Land, um Menschen aus Küstendörfern bis hinauf nach Island zu entführen. Verschiedenen Schätzungen zufolge wurden mehr als anderthalb Millionen Europäer aus ihren Häusern geholt und auf dem Sklavenmarkt verschachert. Können Sie sich das vorstellen?«
    »Ja, das kann ich«, sagte Linc mit einem Anflug von Ironie.
    Bumford hatte sich zusehends für sein Thema erwärmt und entschieden, auf die Sticheleien des Afroamerikaners gar nicht erst einzugehen. »Wir reden hier immerhin von einer der überragendsten Seemächte ihrer Zeit. Und Suleiman Al-Jama war vielleicht der erfolgreichste und bei Weitem skrupelloseste Pirat von allen. Obwohl er sich anfangs zum Imam hatte ausbilden lassen, hatte das Piratenhandwerk in seiner Familie seit Generationen Tradition. Es gibt Berichte, dass sie Schiffe überfielen, die von den Kreuzzügen zurückkehrten. Die Piraterie lag Al-Jama geradezu im Blut. Es tut mir leid, aber nach dem zu urteilen, was ich über ihn weiß, hätte er sich niemals von etwas distanziert, das er als einen heiligen Krieg gegen die westlichen Mächte betrachtete, ebenso wenig wie der moderne Terrorist gleichen Namens es tun würde.«
    Und jetzt erkannte Linda ihren Irrtum. Seine Sichtweise entsprang doch nicht seiner ganz persönlichen Habgier. Er betrachtete das, was sie erreichen wollten, unter dem Aspekt der Fortsetzung des unumgänglichen Terrorismus und des Triumphs des unbesiegbaren islamischen Dogmas. Sie sprach hier mit einem Unterlegenen, einem Mann, der im Krieg gegen die Extremisten einer Kultur, die

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