Kaperfahrt
auch. Es ist nur so, dass es mir nicht gefällt. Es gibt so viele Variablen in diesem Spiel, dass ich keine Ahnung habe, wo wir stehen. Haben wir es mit staatlich gefördertem Terrorismus, einer gewaltbereiten Fraktion innerhalb der libyschen Regierung oder irgendeiner Terroristengruppe, in diesem Fall höchstwahrscheinlich Suleiman Al-Jamas Verein, zu tun? Wir wissen doch gar nicht, wer unser Gegner ist oder welche Ziele er verfolgt. Wir wissen nicht einmal, ob Katamora noch am Leben oder bereits tot ist. Im Grunde wissen wir gar nichts. Linc, Linda und Mark entdecken einen Hubschrauber, der offenbar entsprechend ausgerüstet war, um das Flugzeug der Ministerin abzuschießen, aber wir wissen nicht, wer dahintersteckt. Dann haben wir eine Gruppe von vermissten Archäologen, die involviert sein könnte – oder auch nicht. Und diesen akademischen Typen, der behauptet, sie hätten nichts anderes als ein wenig Nabelschau betrieben, damit er den Unterhalt für seine Ex-Frau bezahlen kann. Habe ich bei diesem Puzzle noch irgendein Teil vergessen? Ach ja, da ist ja auch noch die wichtigste Friedenskonferenz seit Camp David, die in zwei Tagen stattfinden soll. Und weil Juan nicht erreichbar ist, weiß ich nicht, welches Teil wo eingesetzt werden muss, um ein sinnvolles Bild zu ergeben.«
Und da war es, dachte Eric. Max’ Hauptproblem. Hanley war keine Führungspersönlichkeit wie Cabrillo. Max brauchte eine Aufgabe, an deren Lösung er arbeiten konnte, oder man präsentierte ihm einen Plan, den er dann buchstabengetreu ausführte. Aber wenn es darum ging, schwierige Entscheidungen zu treffen, bekam er Probleme, denn das war nicht seine starke Seite. Er war kein Stratege oder Taktiker – und das wusste er selbst besser als jeder andere.
»Wenn ich zu entscheiden hätte«, sagte Eric diplomatisch, »würde ich Mark und die anderen irgendwie in die Nähe des Terroristencamps dirigieren, damit sie zuschlagen können, wenn Juan sich meldet.«
»Und was ist mit den Archäologen und den Schriftrollen?«
»Die sind zurzeit Nebensache. Das Wichtigste ist der Chef, und danach kommt Ministerin Katamora.«
Max’ Telefon klingelte. Das Display verriet ihm, dass es der diensthabende Kommunikationsoffizier war. Er schaltete den Lautsprecher des Telefons ein und meldete sich. »Hanley.«
»Max, ich habe soeben eine Meldung von Overholt erhalten.«
»Und was?«, knurrte er.
»Ein Hubschrauber, auf den die Beschreibung der Maschine passt, mit der Juan vorher eingeflogen ist, soll an der römischen Ausgrabungsstätte auf der anderen Seite der tunesischen Grenze aufgetaucht sein. Bewaffnete Männer haben Professor Emile Bumford, den tunesischen Regierungsbeobachter und einen Angehörigen des Lagerpersonals, einen Einheimischen, der möglicherweise mit ihm verwandt ist, entführt.«
Max sah Eric an und runzelte die Stirn. »Eine Nebensache?« Dann wandte er sich an den Offizier am anderen Ende der Leitung. »Okay. Schicken Sie Lang eine Bestätigung, dass wir seine Meldung erhalten haben.« Er schaltete das Telefon aus und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Ein weiteres Puzzleteil, das nicht ins Bild passt.«
Klugerweise verkniff sich Eric die Bemerkung, dass sie es in diesem Fall vielleicht mit einem ganz anderen Puzzle zu tun hatten.
19
Sein niedliches Gesicht war eine Mischung aus Konzentration und Freude. Der Mund bildete ein winziges O, und die Augen waren trotz des starken Chlorgehalts weit geöffnet. Wassertropfen klebten wie Diamantsplitter an seinen erstaunlich langen Wimpern. Sein Körper wackelte im Rhythmus mit seinem Beinschlag, und die aufblasbaren Ringe um seine Arme stießen bei jeder unbeholfenen Schwimmbewegung gegen sein Kinn.
Alana hatte das Gefühl, ihr Herz werde jeden Moment explodieren, während sie im hüfttiefen Wasser des Swimmingpools ihrer Wohnanlage stand und Josh wild paddelte, um sie zu erreichen. Schritt für Schritt ging sie langsam rückwärts. Er kannte das Spiel und würde sich bitter beklagen, wenn er müde wurde, ehe er sie erreicht hätte, oder er würde vor Stolz strahlen, wenn er es bis in die sichere Zuflucht ihrer ausgebreiteten Arme schaffte.
Ihr Rücken stieß gegen die Betonseitenwand des Schwimmbeckens. Josh war nur ein paar Schritte weit entfernt, und sein Mund verzog sich zu einem siegessicheren Grinsen. Er wusste, dass er gleich am Ziel wäre. Und dann verschwanden seine Schwimmflügel plötzlich, und sein Gesicht versank im Wasser. Alana wollte sich von der Beckenwand
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