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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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hatten, nahmen die Gefangenen ihre Mahlzeit auf dem Erdboden sitzend ein. Einige hatten das Glück, sich mit dem Rücken an eins der alten Gebäude lehnen zu können. Die Gebäude waren zwei oder drei Stockwerke hoch und hatten verrostete Wellblechdächer. Die Wände bestanden aus brüchigem Sperrholz, das die Sonne ausgedörrt hatte. Auf der anderen Seite der Bauten verliefen Bahngleise, auf denen ein paar Waggons und zwei Lokomotiven standen. Eine davon war nicht viel größer als ein Lastwagen. Im Gegensatz zu den Gebäuden und den Waggons schienen die Lokomotiven deutlich jüngeren Datums zu sein, auch wenn sie mit einer dicken Staubschicht bedeckt waren. Ein Stück das Bahngleis hinunter, das in einer halben Meile Entfernung eine Kurve beschrieb und zwischen den Bergen verschwand, war ein mächtiges verrostetes Stahlgebilde mit alten Förderbändern und Schüttrutschen zu erkennen, deren Stützen teilweise weggebrochen waren.
    Sie hatte nicht lange gebraucht, um zu erkennen, dass sie sich auf dem Gelände eines alten Steinkohlebergwerks befand und dass die Gefangenen gerade im Begriff waren, es wieder in Betrieb zu nehmen. Gruppenweise verließen die kräftigsten Gefangenen morgens das Lager, um am Bahngleis im Norden zu arbeiten, während andere in der riesigen offenen Grube auf dem Grund des Tals schufteten. Nur wenig schweres Gerät wurde eingesetzt, lediglich ein Kran auf einem Tiefladewaggon und zwei Planierraupen. Alle anderen Arbeiten wurden unter den wachsamen Blicken – und schnellen Fäusten – der Wächter von Hand ausgeführt.
    Ein Flüstern lief durch die Reihen der Gefangenen, die gerade ihre kärgliche Mahlzeit verzehrten. Ihre Blicke wandten sich nach Osten zum Rand des Tals. Von dort näherte sich ein Fahrzeug, dessen Reifen auf der schmalen Fahrstraße dichte Staubwolken aufwirbelten.
    Der Wagen glich dem, der die beiden Amerikaner eingesammelt hatte. Es war ein Wüstenfahrzeug mit hohen wulstigen Reifen und einem Maschinengewehr auf dem Dach. Während sich der Truck näherte, konnte Alana erkennen, dass ein Bündel auf seine Motorhaube geschnallt war. Dieses Bündel entpuppte sich als der Körper eines Mannes. Seine Kleider waren verschwunden, und seine einstmals dunkle Haut war rot verbrannt und schälte sich in breiten Streifen. Sie konnte erkennen, dass sich bereits irgendwelche Tiere an den Körper herangemacht haben mussten, denn in seinen Armen und seiner Brust klafften tiefe Wunden. Sein Gesicht war nur noch eine blutige Masse.
    Die Patrouille war losgeschickt worden, um einen entflohenen Gefangenen zu verfolgen.
    Der Lastwagen stoppte nicht weit von den großen Tischen entfernt, und die Beifahrertür wurde aufgestoßen. Der Mann, der ausstieg, unterhielt sich kurz mit dem Hauptmann der Wache. Dieser wandte sich danach mit einer Ansage an die Gefangenen. Alana brauchte die Sprache nicht zu beherrschen, um seine Erklärung zu begreifen, dass dies mit jedem geschähe, der zu fliehen versuchte. Danach zückte er ein Messer, durchschnitt die Stricke, die den Toten auf der Kühlerhaube fixierten, und entfernte sich. Der Leichnam landete mit einem dumpfen Laut auf dem Erdboden – und die Fliegen, die die Schüsseln mit dem Essen für die Gefangenen umschwärmt hatten, fanden plötzlich eine weitaus interessantere Beute.
    Alana hatte nicht genug Essen im Magen, um sich übergeben zu können. Stattdessen beugte sie sich vor, stützte die Hände auf die Knie und würgte, bis sich ihr Magen zu einem harten Klumpen verkrampft hatte. Als sie sich wieder aufrichtete, betrachtete sie ein Wächter, den sie noch nicht kannte, mit offensichtlichem Interesse.
    Eine halbe Stunde später, nach Beendigung der Mahlzeit, reinigten Alana und die anderen Frauen die Blechschüsseln, indem sie das Metall mit Händen voll Sand blank scheuerten. Nicht dass die Gefangenen, die in dem Bergwerk und am Bahngleis arbeiteten, auf ihren Tellern viel zurückgelassen hätten. Eines der wesentlichen Druckmittel, die die Wächter einsetzten, um die Kontrolle über die Gefangenen zu behalten, bestand darin, darauf zu achten, dass sie sich stets in einem Zustand kurz vor dem Verhungern befanden.
    Sie kniete auf der Erde und schleuderte eine Handvoll Sand in einer Schüssel herum, als sich ein Schatten über sie beugte. Sie blickte auf. Die anderen Frauen starrten zu Boden, während sie ihre Arbeit fortsetzten. Alana wurde plötzlich auf die Füße gehievt und heftig herumgedreht. Es war der Wächter, der sie vorher

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