Kaperfahrt
Fadenkreuz seines REC7 mit dem Wächter zur Deckung, der den Gefangenen niedergeschlagen hatte, atmete halb aus und drückte ab. »Wir haben roten Nebel«, meldete er, als der Kopf des Wächters explodierte.
Dann schaltete er zwei weitere Wächter aus, ehe sich unter der Wachmannschaft eine erste Unruhe ausbreitete. Der Hauptmann der Wachen kam aus seinem Zelt. Sein Oberkörper war nackt, und er hatte die Beine seiner Uniformhose in seine Kampfstiefel gestopft. Linc bemerkte die Funkantenne, die aus einem Loch im Zeltdach herausragte, und suchte sich ein neues Ziel.
Vier Mörsergranaten schlugen gleichzeitig ein. Der Weg, der zur Sohle des Steinkohletagebaus führte, löste sich in einer Fontäne aus Geröll und qualmendem Feuer auf. Einen kurzen Moment später explodierten weitere Geschosse noch näher am Lager.
Wächter wie Gefangene wichen zurück und wandten sich in Richtung der großen Holzbauten, während Linc damit fortfuhr, die Reihen der Terroristen Schuss für Schuss – und Treffer für Treffer – zu lichten. Dabei nahm er vorwiegend diejenigen aufs Korn, die bewaffnet waren.
Cabrillo lenkte das Pig wie ein Rallyefahrer beim Endspurt zur Ziellinie zum Lager hinunter. Neben ihm bemühte sich Murph, das Fadenkreuz der Bordraketen auf einem der Terroristentrucks zu fixieren. Er hörte das Signal der Zielauffassung und feuerte.
Die Rakete hob mit einem lauten Brüllen ab, flog auf einer bizarren Bahn durch die Luft und traf das Führerhaus des Trucks. Sie sprengte das Chassis in der Mitte auseinander, so dass der Wagen einknickte und seine beiden Enden hochstiegen – so wie bei einem Schiff, das von einem Torpedo getroffen worden war.
Die Explosion trieb die verängstigten Gefangenen noch näher zum Gebäude, während die Wächter zu ihren Zelten rannten, wo viele von ihnen ihre Maschinenpistolen liegen gelassen hatten.
Das Pig war noch etwa hundert Meter vom Lager entfernt, als die mittlerweile bewaffneten Terroristen aus den Zelten auftauchten, ihre Kalaschnikows zückten und lange Feuerstöße in alle Richtungen jagten. Oben in der Kuppel des Pig hatte Linda sie im Visier ihres M60-Maschinengewehrs. Die Waffe bockte in ihren Armen und traf ihre Schulter wie der stählerne Kopf eines Vorschlaghammers. Doch sie verlor ihr Ziel keine Sekunde aus dem Visier.
Die Erde im Umkreis der umherrennenden Schützen schien geradezu zu schwanken, als mitten zwischen ihnen weitere Granaten explodierten. Männer stürzten zu Boden, von grässlichen Wunden gezeichnet. Einige wurden sogar von ihren eigenen Kameraden getroffen, die auf diese neue Bedrohung reagiert und das Feuer blindlings eröffnet hatten.
»Er hat genug Zeit gehabt«, rief Juan und übertönte das laute Dröhnen des Motors. »Weg mit dem Kommandozelt.«
Cabrillo verfolgte mit seinem Plan zwei Ziele. Das erste war, so viele Gefangene wie möglich zu retten, da er nicht sicher war, ob sich das libysche Militär die Zeit nahm, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Er konnte zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht einmal sagen, wie es diese beiden Begriffe wohl definierte. Das zweite Ziel bestand darin, so viele Terroristen wie möglich vor dem Hauptangriff aus dem Ausbildungslager herauszulocken. Falls Fiona Katamora tatsächlich dort festgehalten wurde, war jeder Schütze, der in die Schießerei an der Grube verwickelt war, ein Schütze weniger, der versuchen könnte, sie zu töten, ehe sie gerettet wurde.
Deshalb hatte Linc den ausdrücklichen Auftrag erhalten, den Kommandanten der Grubengarnison vorerst zu verschonen, damit er per Funk mit dem Ausbildungslager Verbindung aufnehmen konnte. Sie brauchten ihn, damit er Alarm schlug. Aber jetzt, da es geschehen war …
Mark jagte die Rakete genau im richtigen Winkel durch den Vordereingang des Kommandozeltes, so dass sie auf dem Erdboden aufschlug, ehe sie auf der Rückseite wieder herausflog. Die Zeltleinwand verwandelte sich in eine Feuersäule, und das militärische Gerät, das draußen aufgestapelt war, wurde von der Explosion zerstört. Wie Schießbaumwolle fing das Zelt Feuer und verbrannte zu Asche, die wie schmutziger Schnee zu Boden rieselte.
Sie waren jetzt weit ins Lager vorgedrungen. Über Juan und Murph bediente Linda weiter des M60, schaltete gruppenweise Wächter aus und benutzte die Leuchtspurgeschosse, um die Gefangenen in Trab zu halten und zu dem Betriebsplatz zu drängen, wo die Eisenbahnwaggons und die Lokomotiven der Terroristen standen.
Cabrillo konnte feststellen, dass der
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