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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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wenige Zentimeter, und als Juan vollends herumfuhr, um sein REC7 auf das neue Ziel zu richten, nutzte die Frau den Schwung, um einen harten Schwinger auf das Kinn des Wächters abzufeuern, ehe der Knüppel auf ihren ungeschützten Nacken krachte.
    Der Terrorist wich stolpernd zurück und wollte abermals angreifen, als ihn eine Kugel von Linc auf dem Kohlesilo zu Boden streckte.
    »Lady«, keuchte Juan auf Arabisch, »Sie haben ja eine rechte Gerade, die an Muhammad Ali erinnert.«
    »Ich dachte immer, George Foreman habe einen härteren Schlag«, erwiderte sie.
    Er ließ sie beinahe fallen, da er in schallendes Gelächter ausbrach. Dann hievte er sie in den Güterwagen und gab Linda mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass sie die Schiebetüren schließen könne. »Murph, bist du bereit?«, fragte er per Sprechfunk.
    Der Lärm des sich nähernden Hubschraubers wurde von Sekunde zu Sekunde lauter.
    »Ich kann sofort loslegen.«
    »Linc, halt dich bereit. Wir starten in dreißig Sekunden.«
    Auf seinem Weg zum Beifahrersitz machte Mark Murphy die Reifen auf der rechten Seite des Pig platt. Trotz des kurzen Abstands brauchte er dafür je zwei Schüsse. Linda hatte Fodl bereits ins hintere Frachtabteil geholfen, und Greg Chaffee ragte mit Kopf und Oberkörper aus der offenen Dachluke.
    Juan warf sich auf den Fahrersitz. Vor ihnen ragte eine dieselelektrische Lokomotive auf, deren Leistung ausreichte, um lange Züge von Erzloren den Berg hinauf- und hinabzuschleppen. Sie fahrbereit hinter sich zu wissen hätte ihm Sorgen bereitet, aber ihre Maschinen waren kalt und würden mindestens eine halbe Stunde brauchen, um auf Betriebstemperatur gebracht zu werden.
    Max Hanley hatte das Pig mit einem vierundzwanziggängigen Getriebe versehen. Juan schaltete in den unteren Bereich und wählte den niedrigsten der vier Rückwärtsgänge. Als er aufs Gaspedal trat, spürte und hörte er gleichzeitig, wie die Maschine auf Touren kam, während sich der Lärm der Zwillingsturbinen zu einem Kreischen steigerte. Der Eisenbahnwaggon hinter ihnen wog laut der verblassten Aufschrift auf seiner Seitenwand achtzehntausend Pfund und war mit weiteren fünf Tonnen menschlichen Lebendgewichts beladen. Er hatte keine Ahnung, ob er eine solche Last überhaupt in Bewegung setzen konnte.
    Der Truck erzitterte, als die luftleeren Reifen auf den glatten Stahlgleisen durchdrehten.
    Juan löste die Sicherung des Bodenschalthebels und trat auf einen roten Fußknopf. Aus dem integrierten NOS strömte Lachgas in die Zylinder der Maschine, baute sich in der extremen Hitze ab und gab zusätzlichen Sauerstoff für die Verbrennung frei.
    Das Pig hatte zwar nicht die Durchzugskraft, um »die Oregon die Niagarafälle hinaufzuziehen«, wie Max geprahlt hatte, aber die zusätzlichen zweihundert vom Lachgas erzeugten Pferdestärken stellten eine Leistungssteigerung dar, wie Juan sie brauchte, um die Massenträgheit des stehenden Eisenbahnwagens zu überwinden.
    Im Schneckentempo begann das Pig, den beladenen Eisenbahnwaggon über die Gleise zu schieben, und mit jedem Zentimeter, den sie zurücklegten, erhöhte sich ihre Geschwindigkeit minimal. Der digitale Tachometer auf dem Armaturenbrett zeigte eine Meile pro Stunde an und erreichte drei Meilen, als der Zug unter dem Stützgerüst der alten Steinkohleladestation durchrollte, auf der Linc mit seinem Präzisionsgewehr Stellung bezogen hatte.
    Als der Chef per Funk das Startzeichen gegeben hatte, war Linc vom oberen Ende des verrosteten Förderbandes herabgeklettert und hielt sich nun an der Öffnung eines Kohlenschachts über dem Bahngleis bereit. Die Vorderkante des Waggons rollte in Sicht, und er ließ sich ins Leere fallen und landete katzengleich auf dem Dach des Waggons. Die Ladestation war für die Befüllung von niedrigen Schüttgutwagen konstruiert, nicht aber für den hohen geschlossenen Güterwagen. Und während er sich hochstemmte, um auf die Füße zu kommen, gewahrte er die rasiermesserscharfe Kante eines weiteren Kohleschachts, die ihm jeden Moment den Kopf abschneiden würde.
    Er ließ sich fallen, so dass der Schacht wenige Zentimeter über seiner Nase vorbeiglitt, und blieb regungslos liegen, während sie unter einem Dutzend weiterer Schächte entlangrollten. Erst als das rostbraune Gerüst der Ladestation hinter ihnen lag, wagte er wieder zu atmen. »Ich bin an Bord«, meldete er per Funk.
    »Gut«, antwortete Juan. »Du hast um einiges länger am Lenkrad dieses Ungetüms gesessen. Also beweg deinen

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