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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Einhundert-Schuss-Gurt aus einer der Kisten holte, lud Juan das M60 und schloss das Griffstück. Linda spannte das Schloss und feuerte.
    Die Brücke befand sich außerhalb der Wirkungsreichweite der Waffe, doch jede Kugel, die das Holzgerüst der Bockbrücke traf, würde die Terroristen zwingen, sich eine Deckung zu suchen, und ihnen damit hoffentlich die Zeit verschaffen, die sie brauchten.
    Ihr ganzer Körper zitterte, als hielte sie ein Stromkabel in der Hand, und eine Flammenzunge schoss gut dreißig Zentimeter weit aus der Mündung. Indem sie den Weg der Leuchtspurgeschosse verfolgte, hob sie den Lauf, bis die Kette mit Phosphorspitzen versehener Patronen ihr Ziel fand. Auf diese Entfernung konnte Juan nur kleine explosionsartige Staubwolken erkennen, die von den Holzbalken hochgeworfen wurden, sobald sich eine Kugel in sie hineinbohrte. Fast ein Drittel des ersten Gurts war nötig, damit die Männer, die unter dem Gleisbett herumturnten, auch begriffen, was geschah. Soweit Juan erkennen konnte, war niemand getroffen worden, doch schon bald hatten sie es alle eilig, sich in dem Gewirr von Verstrebungen zu verstecken.
    Indem sie sich auf kurze Feuerstöße beschränkte, um den Gewehrlauf vor Überhitzung zu bewahren, nagelte Linda die Männer in ihrer Deckung fest und landete immerhin einen Glückstreffer, der einen Terroristen von einem Tragbalken fegte. Sein Körper stürzte von der Brücke, lautlos und wie in Zeitlupe, bis er auf eine Verstrebung prallte und sich in einem fort überschlagend der Erde entgegenraste. Er schlug in einer Staubwolke auf, die mit dem Wind träge davontrieb.
    Mark Murphy konnte das Rattern der Kaliber.30-Waffe hören, hatte aber keine Ahnung, auf was sie da schossen. Er hatte seine Sicherheitsgurte geöffnet, war aus dem Pig geklettert, kauerte nun über der hinteren Stoßstange und versuchte, nicht auf die Eisenbahnschwellen zu achten, die in rasendem Tempo unter ihm vorbeihuschten.
    Er hatte ein Abschleppseil um die Stoßstange und die Kupplung des Güterwagens geschlungen, um sie aneinanderzukoppeln. Linc beschleunigte etwas mehr, als der Güterwagen über die Schienen rollte, daher war das Seil nicht straff gespannt. Mit einem großen Bolzenschneider rückte er dem geflochtenen Stahl zu Leibe und schnitt eilig einen Strang nach dem anderen durch. Falls sich der Wagen vom Pig entfernte, würde das Seil jetzt unter der Spannung reißen und Marks Beine würden höchstwahrscheinlich an den Knien abgetrennt werden.
    Sie rollten wieder auf eine Kurve zu. Murph stellte fest, dass Lindas Maschinengewehr verstummt war, und schloss daraus, dass ihr die Berge die Sicht versperrten. Außerdem wurde der Wagen merklich schneller. Der dünne Seilrest straffte sich, einzelne Fäden rissen und bogen sich hoch.
    »Linc, einen Deut schneller!«, rief Mark. Lincoln gab ein wenig Gas.
    Sobald die Spannung nachließ, machte sich Mark wieder an die Arbeit und setzte den Bolzenschneider mit aller Kraft ein, die in ihm steckte.
    »Wenn du das Kabel zerschnitten hast«, rief Juan in sein Mikrofon, »dann spring auf die Kupplung, damit wir uns nicht damit aufhalten müssen, darauf zu warten, wieder aufs Pig zu klettern.«
    Mark schluckte krampfhaft, nicht sicher, was ihm weniger gefiel – die Vorstellung, sich an eine verrostete Kupplung zu klammern, oder die Überlegung, wie der Chef ihre Lage wohl beurteilte, wenn er ihm eine solche Anweisung gab.
    »Du hast mitgehört, Linc«, fuhr Cabrillo fort. »Sobald Mark seinen Job beendet hat, dreh das Pig herum und schiebe diesen Güterwagen mit voller Kraft vor dir her. Hast du verstanden?«
    »Ich bin durch«, meldete Mark, ehe der Ex-SEAL antworten konnte.
    Im Pig stand Linc auf dem Bremspedal und radierte Wolken von Kohlefaserstaub von den fast völlig abgenutzten Bremsbelägen. Er kurbelte am Lenkrad, sobald es ihm ausreichend sicher erschien. Die Reifen trafen die Eisenbahnschwellen mit einer Regelmäßigkeit, die die Knochen durchrüttelte, und der schwere Truck wurde auf einer Seite leichter. Linc rammte den Schalthebel in den ersten Gang, ehe er zu einem vollständigen Stopp gelangte, und löste zwei Schotterfontänen aus. Der Truck sprang regelrecht hinter dem wegrollenden Güterwagen her, als Linc sich bemühte, die Räder wieder auf die Schienen zu bugsieren. Sein Sichtfeld verschwamm, und er hatte das Gefühl, als würden ihm die Backenzähne aus dem Kiefer geschlagen, ehe er das Pig wieder auf dem Gleis ausrichten konnte.
    Sobald die Räder erneut

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