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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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dem ersten Brückenabschnitt. Ein schneller Blick über die Dachkante bestätigte Juan, dass der Boden unter ihnen wegsackte.
    Die Explosion erfolgte weiter voraus auf dem Talgrund in der Nähe eines der Brückenpfeiler. Rauch und Feuer stiegen an den Holzbalken hoch und wallten nach außen und nach oben wie eine tödliche Blüte. Cabrillo warf sich flach auf den Bauch, während der Zug durch den Feuerschwall donnerte und ohne schlimmeren Schaden – lediglich ein wenig versengte Farbe auf der anderen Seite – wieder herauskam.
    Hinter ihnen hatte die Explosion das Gitterwerk der Brücke geschwächt, aber Lindas und Adams’ gezieltes Gewehrfeuer hatte die Terroristen daran gehindert, die Konstruktion wirkungsvoll zu präparieren. Die Stützen hielten ganze zehn Sekunden, nachdem der Zug vorbeigerauscht war, ehe sie nachzugeben begannen. Das massive Balkenwerk fiel in sich zusammen und füllte das Tal mit einer Staubwolke, die dicht genug schien, um den wartenden Mi-8-Hubschrauber und die winzigen Gestalten der rennenden Terroristen sämtlichen Blicken zu entziehen.
    Die Brücke sackte wie ein Kartenhaus in sich zusammen, und die Stahlschienen hingen durch, als wären sie nicht stärker und widerstandsfähiger als Klavierdraht. Linc musste im Rückspiegel gesehen haben, was hinter dem Pig geschah, denn der Motorenlärm veränderte sich, als er Lachgas in die Zylinder einströmen ließ.
    Holz und Stahl stürzten wie eine rollende Lawine in die Tiefe und jagten so den flüchtenden Güterwagen vor sich her. Cabrillo sah wie vom Donner gerührt zu, wie die Brücke hinter ihnen verschwand. Er hätte eigentlich Angst empfinden müssen, aber sein Schicksal lag nicht mehr in seinen Händen. Daher beobachtete er das Spektakel mit beinahe klinischer Distanz. Und als das Pig schneller wurde, geschah das Gleiche mit dem fortlaufenden Einsturz der Brücke. Etwa dreißig Meter hinter ihren hinteren Puffern erbebten die Bahngleise und verschwanden dann in einem aufwallenden Mahlstrom aus Staub.
    Er wagte nicht, nach vorne zu schauen, um in Erfahrung zu bringen, wie weit sie noch fahren mussten. Er dachte, dass es sicher besser wäre, es nicht zu wissen.
    Gerade als die Schienen unter ihnen nachgaben und wegzusacken begannen, veränderte sich das hohle Fahrgeräusch des Waggons, und dicke hölzerne Schwellen erschienen unter dem Gleis. Sie hatten es soeben geschafft, während der letzte Abschnitt der Brücke im Tal zusammenstürzte und vollkommen zertrümmert wurde, so dass keine Strebe und keine einzige Stütze mehr aus dem Trümmerhaufen herausragte.
    Cabrillo reckte triumphierend eine Faust in die Luft, stieß ein lautes Freudengeheul aus und hätte in seiner Aufregung fast den sicheren Stand verloren. »Das war die reinste Teufelsfahrt«, rief er Linc zu. »Sind alle okay?«
    »Ohne Ausnahme«, erwiderte Lincoln.
    In seiner Stimme lag ein Unterton, der Cabrillo gar nicht gefallen wollte. »Was ist los, großer Mann?«
    »Als ich das letzte Mal das Lachgas reingespritzt habe, muss ich das Getriebe gehimmelt haben. Wenn ich in den Rückspiegel schaue, sehe ich, dass wir einen ziemlich dicken Ölfilm auf die Gleise legen.«
    Erst nach dieser Information bemerkte Juan, dass von dem aggressiven Dröhnen des Motors nichts mehr zu hören war. Ohne Gangschaltung gab es keinen Grund, die Maschine laufen zu lassen.
    »Mark sagt, der Rest der Strecke habe nur ein leichtes Gefälle, aber …« Er beendete den Satz nicht.
    »Lass mich raten«, fügte Juan hinzu, »unsere Bremsen sind auch hinüber.«
    »Ich habe den Fuß mit dem Pedal ganz auf dem Bodenblech, wozu auch immer das noch gut sein mag.«
    Juan blickte in Fahrtrichtung. Das Meer war ein grauer Schimmer in der Ferne. Das Gleisende lag versteckt hinter einer Geländefalte, doch er schätzte, dass sie nur noch wenige Meilen vor sich hatten. Außerdem vertraute er auf Mark Murphys Information, dass die restliche Strecke in leichtem Gefälle zur Küste hinunterführte. Er konnte nur hoffen, dass Max’ Plan, sie in Empfang zu nehmen, aufging, denn als er die Bremsen des Güterwagens angezogen hatte, musste er feststellen, dass sie ebenso wie die Bremsen des Pig vollständig abgenutzt und so gut wie wirkungslos waren.
    »Max, hörst du mich?«, sprach er in sein Mikrofon.
    »Laut und deutlich.«
    »Wo seid ihr?«
    »In Position und bereit, euch aufzunehmen.«
    »Hast du irgendetwas von den Hubschraubern des libyschen Kommandoteams gehört?«
    »Nein. Ich vermute, dass sie von Süden

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