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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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erwiderte Max fröhlich, als könnte er kein Wässerchen trüben, was andeutete, wie besorgt er in Wirklichkeit war.
    »Wann bist du schätzungsweise an Ort und Stelle?«
    »Wir dürften zwei Minuten vor deiner Ankunft am Kai sein. Nur damit du es weißt, es ist ein Schwimmkai – und bei dem Tempo, mit dem du auf die Prellböcke am Ende krachst, dürfest du jeden Insassen im Güterwagen umbringen.«
    »Ist das deine Vorstellung von sinnvoller Information? Hast du einen Plan?«
    »Natürlich. Wir haben hier alles im Griff.«
    »In Ordnung«, sagte Juan und vertraute seinem kommandierenden Offizier bedingungslos. Bei dem, was auf und um den Zug herum im Gange war, würde er die Planung aller Details Hanley überlassen.
    Sie rasten jetzt durch die Kurve. Die Ingenieure, die die Eisenbahnlinie bauten, hatten eine schmale Kerbe in den Berghang gefräst, kaum tief genug für den Güterwagen. Er konnte sich vorstellen, dass sie, wenn sie diese Strecke mit der großen Lokomotive befuhren, die enge Kurve im Schneckentempo überwanden. Solider Fels wischte in kaum einem Handbreit Abstand an der Seitenkante des Waggons vorbei.
    Diese engen Toleranzen retteten ihnen das Leben.
    Die Außenräder lösten sich von der Schiene, und die Oberkante des Waggons krachte gegen die Felswand, grub eine tiefe Rille hinein und überschüttete Cabrillo mit messerscharfen Gesteinssplittern. Der Aufprall zwang die Waggonräder wieder zurück auf das Gleis. Und für einen kurzen Moment blieben sie auch dort, bis die unglaublichen Fliehkräfte sie wieder anhoben. Abermals schrammte die Oberkante des Waggons gegen den Fels, aber diesmal drehte sich Juan um, so dass sein Rücken und nicht sein Gesicht von den Felstrümmern getroffen wurde.
    »Chef?« In Franklin Lincolns Stimme schwang etwas mit, das Cabrillo noch nie bei ihm gehört hatte. Angst.
    »Wage bloß nicht, jetzt langsamer zu werden!«, warnte Juan. Unter sich konnte er die panischen Schreie ihrer Passagiere hören. So schlimm es war, die Höllenfahrt auf dem Dach des Waggons mitzumachen, er konnte sich trotzdem nicht vorstellen, was sie in der pechschwarzen Dunkelheit im Waggon durchmachen mochten.
    Noch zwei weitere Male prallten sie gegen die Felswand, ehe der enge Kurvenradius abnahm und die Räder auf den heißen Stahlschienen blieben. Das war die letzte Kurve vor der Brücke. Vor ihnen lag eine gerade Gefällstrecke, dann folgte die Brücke. Ein Sonnenstrahl wurde als Lichtblitz vom Fernglas eines Beobachters im Tal unter der Brücke reflektiert. Juan konnte die Gedanken des Mannes trotz der Entfernung beinahe deutlich lesen. Sekunden später musste ein Befehl gegeben worden sein, denn die Männer, die die Brücke mit Sprengladungen bepackt hatten, begannen in dem hölzernen Gitterwerk eilig nach unten zu klettern, wobei sie das Maschinengewehrfeuer aus Gomez Adams’ MD-540 ignorierten.
    Cabrillo bewegte sich zur vorderen Dachkante, wo Linda und Alana hinter dem M60 kauerten.
    »Ich weiß, wie verrückt das klingt«, sagte Linda, ihr Gesicht wirkte ein wenig blass unter den Sommersprossen, »aber das nenne ich eine lustige Bergf ahrt. Dagegen ist das Matterhorn ein harmloses Hügelchen.«
    Sie konnte n icht mehr auf die Männer schießen, aber Adams begleitete ihren Rückzug mit einem wahren Höllenfeuer.
    »Es gibt nichts mehr, was wir tun können«, rief Juan über das Pfeifen des Windes hinweg, das in seine Ohren drang. Sie waren jetzt mit gut sechzig Meilen in der Stunde unterwegs, und der Fahrtwind drohte sie vom Güterwagendach zu fegen, falls sie es wagten, sich aus ihrer Kauerstellung aufzurichten. »Wir sollten schnellstens ins Pig zurückkehren.«
    Er schnappte sich das schwere Gewehr, von dessen Griffstück der Gurt voll funkelnder Messingpatronenhülsen herabbaumelte, damit Alana und Linda gemeinsam zum Waggonheck zurückkriechen konnten. Sie ließen sich auf das Führerhaus des Pig hinab und verschwanden durch die offene Dachluke. Cabrillo hielt kurz inne und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, um einen Blick auf das Gleis vor ihnen zu werfen. Adams ließ den Hubschrauber regelrecht tanzen, um dem feindlichen Feuer zu entgehen, während sein Türschütze – Cabrillo glaubte die massige Gestalt Jerry Pulaskis zu erkennen – die Brückenverstrebungen unter Beschuss nahm, wann immer der Hubschrauber ruhig genug in der Luft lag, um ein wenig genauer zielen zu können.
    Der Klang der Räder auf den Schienen veränderte sich plötzlich. Sie befanden sich auf

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