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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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eingetroffen war, hatte er sich mit dem Leiter der Operation unterhalten, einem Oberst der Sondereinsatztruppe namens Hassad. Er hatte ihm erklärt, dass es in der libyschen Wüste Hunderte von alten Trainingscamps gab, die aus der Zeit stammten, als seine Regierung ihnen noch Schutz gewährte. In den wenigen Jahren, seit sich die Regierung vom Terrorismus distanziert hatte, hatten er und seine Männer die meisten Camps, von denen sie wussten, zerstört. Jedoch musste er zugeben, dass noch Dutzende existierten, deren Lage ihnen bislang nicht bekannt war.
    Hassad nahm den rechten Sitz neben dem Piloten ein, während Kublicki mit seinen knapp eins neunzig Körpergröße auf einem Klappsitz direkt hinter dem Cockpit Platz gefunden hatte. Nur eine Handvoll Männer saß im hinteren Teil des Transporthubschraubers. Der Großteil der Kommandotruppe verteilte sich auf die anderen Hubschrauber.
    Der libysche Oberst legte eine Hand auf sein Helmmikrofon und lehnte sich zurück. Er musste seine Stimme über das Getöse der Rotorblätter erheben. »Wir landen in einer Minute.«
    Kublicki war ein wenig verwundert. »Wie bitte? Ich dachte, wir gingen gleich nach dem Angriff rein.«
    »Ich weiß nicht, wie es mit Ihnen ist, Mr. Kublicki, aber ich will einige von den Leuten für mich haben.« Hassads Gesicht verzog sich zu einem wölfischen Grinsen.
    »Da stimme ich Ihnen zu, Colonel, aber Sie haben mir nur eine Uniform und keine Waffe geliehen.«
    Der libysche Offizier hakte die Pistole von seinem Gürtel los und reichte sie dem Amerikaner mit dem Griff zuerst. »Achten Sie nur darauf, dass Sie in Ihrem Bericht nicht erwähnen, ich hätte Ihnen eine Handfeuerwaffe übergeben.«
    Kublicki grinste verschwörerisch und ließ das Magazin herausspringen, um sich zu vergewissern, dass es geladen war. In dem schmalen Seitenschlitz waren dreizehn glänzende Messingpatronenhülsen zu erkennen. Er ließ das Magazin wieder einrasten, wollte die Pistole jedoch erst dann spannen, wenn sie gelandet waren.
    Angeschnallt auf seinem niedrigen Sitz hinter dem Cockpit, hatte Kublicki zwar keine Sicht durch die Windschutzscheibe, aber er konnte erkennen, dass sie gleich landen würden, als der Streifen Himmel, den er sah, von der Staubwolke verhüllt wurde, die der Rotor aufwirbelte. Seit dem ersten Golfkrieg hatte er an keinem Kampfeinsatz mehr teilgenommen, aber die Kombination aus Angst und Erregung war eine Empfindung, die er niemals vergessen würde.
    Die Maschine setzte auf, und Kublicki löste seinen Sicherheitsgurt. Als er sich erhob, um einen Blick über Hassads Schulter zu werfen, sah er das Terroristencamp in gut einhundert Metern Entfernung. Männer mit karierten Kufiyas, Kalaschnikows in den Fäusten rannten auf sie zu. Von den Soldaten aus den anderen Hubschraubern war nichts zu erkennen.
    Angst verdrängte die Erregung.
    Hassad stieß seine Tür auf und sprang auf den Erdboden. Für einen kurzen Moment geriet er außer Sicht, und dann glitt die Seitentür des Helikopters auf.
    Kublicki blinzelte in dem grellen Licht, das in den Frachtraum drang.
    Die beiden Männer starrten einander für einen Zeitraum an, der Kublicki wie eine halbe Ewigkeit vorkam, in Wirklichkeit aber nur wenige Sekunden dauerte. Ein Impuls des gegenseitigen Verständnisses ging zwischen ihnen hin und her. Der erfahrene CIA-Veteran spannte in einer einzigen fließenden Bewegung die Pistole und zielte damit auf den Libyer. Was zuerst wie Angstschreie der heraneilenden Terroristen geklungen hatte, war in Wirklichkeit ein einziger Freudenruf aus hundert Kehlen.
    Kublicki drückte viermal ab, ehe er begriff, dass die Waffe nicht gefeuert hatte. Ein Gewehrlauf wurde ihm in den Rücken gerammt, und er erstarrte, während Hassad ihm die Pistole aus der Hand riss. »Kein Schlagbolzen.« Er wiederholte die Information auf Arabisch, und die Terroristen lachten höhnisch.
    In den letzten Sekunden seines Lebens nahm sich Jim Kublicki vor, nicht kampflos unterzugehen. Das Sturmgewehr in seinem Rücken ignorierend, schwang er sich aus dem Hubschrauber und streckte die Hände nach Hassads Hals aus. Er kam ihm bis auf wenige Zentimeter nahe, ehe der Terrorist hinter ihm den Abzug betätigte. Ein sekundenlanger Feuerstoß des AK-47 durchlöcherte seinen Rücken von der Nierenpartie bis hinauf zu den Schultern. Die kinetische Energie der Projektile schleuderte ihn vor Hassads Füße. Der Libyer blickte in der gebannten Stille nach der Attacke auf ihn herab. Anstatt einem Gegner, der

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