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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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»Komm weiter. Assad hält sich in der Wohnung im vierten Stock auf, an der vorderen Hausecke.«
    Beide Männer zogen ihre Pistolen, während sie im Treppenhaus hochstiegen. Dabei machten sie sich keine Sorgen, irgendjemandem zu begegnen. Menschen, die in solchen Gebäuden wohnten, benutzten ausnahmslos den Fahrstuhl.
    Vorsichtig öffnete Eddie im vierten Stock die Tür. Der Korridor dahinter war mit Teppichboden belegt und wurde durch Wandlampen erhellt. Die sechs Apartmenttüren – aus solidem Holz gefertigt und mit reichhaltigen Schnitzereien verziert – waren Relikte aus einer Zeit, in der gediegene Handwerkskunst noch gefragt war. Erleichtert stellte er fest, dass die Türen keine Spione hatten.
    Er trat an die Tür der Wohnung von Assads Freundin heran und klopfte. Kurz darauf hörte er die gedämpfte Stimme einer Frau. Er vermutete, dass sie fragte, wer der Besucher sei, daher sagte er: »Ali, sayyidah. «
    Sie redete wieder, fragte höchstwahrscheinlich, was er wolle, deshalb antwortete Eddie mit der ersten Wendung, die ihm in den Sinn kam, und hoffte, dass seine Aussprache halbwegs richtig war. »Al-Zayal, sayyidah. Federal Express, Ma’am.« Er hatte die auffällig lackierten Wagen überall in der Stadt gesehen.
    Mit dem Mund formte Eddie für Hali ein lautloses »bleib zurück«, während in der Wohnung eine Kette klirrte und zwei Schlösser entriegelt wurden. Er rammte seine Schulter gegen die Tür, traf auf einen solideren Widerstand, als er erwartet hatte, schaffte es dann jedoch, die Frau beiseitezuschieben. Er duckte sich, und eine Kugel aus einer schallgedämpften Pistole zischte mit nur wenigen Zentimetern Abstand über seine Schulter hinweg.
    Die Frau schrie auf. Seng rollte sich einmal um die eigene Achse und kam hinter einer Couch auf die Knie. »Tariq, nicht schießen.« Dabei legte er so viel Ruhe in seine Stimme, wie das Adrenalin in seinen Adern nur zuließ. »Bitte. Wir sind gekommen, um Ihnen zu helfen.«
    Der Schrei der Frau verwandelte sich in ein unverständliches Gestammel, während ein paar Sekunden auf der Standuhr vor einer der weißen Wände vertickten.
    »Wer sind Sie?«, fragte Tariq Assad.
    »Vor zwei Tagen haben Sie uns geholfen, im Hafen einen großen Lastwagen auszuladen.«
    »Die Kanadier?«
    »Ja.«
    »Von wem wurde ich kontaktiert?«
    »L’Enfant. «
    »Sie dürfen aufstehen«, sagte Assad.
    Eddie kam langsam auf die Füße und achtete darauf, dass Assad sehen konnte, dass seine Finger nicht auf dem Abzug seiner Pistole lagen. »Wir sind gekommen, um Sie sicher rauszubringen.«
    Vorsichtig betrat Hali die Wohnung. Assad musterte ihn für einen Moment, dann wandte er sich wieder zu Eddie um. Eddie hatte seinen Hut und seine Sonnenbrille abgenommen, damit der Hafenlotse sein Gesicht sehen konnte. »Ich erkenne Sie. Sie waren in dieser Nacht der Steuermann. Wissen Sie, dass ich seitdem das Gefühl habe, allmählich den Verstand zu verlieren? Ich hatte ständig das Gefühl, beobachtet zu werden, und wohin ich mich auch wende, überall sehe ich junge Chinesen, die sich seltsam benehmen. Ich vermute, die Erklärung sind Sie.«
    »Ich habe tatsächlich ein paar Leute engagiert, um Sie zu überwachen«, sagte Eddie und steckte die Pistole hinter seinen Hosenbund.
    Assad ging zu der weinenden Frau und half ihr, sich auf die dicken Beine zu stellen. Sie putzte sich mit dem Handrücken die Nase und zog eine dünne feuchte Spur durch ihren leichten Schnurrbart. Eddie schätzte, dass sie über zweihundert Pfund auf die Waage brachte. Mit ihren kaum eins fünfzig Körpergröße sah sie in dem orangefarbenen Gewand wie ein wandelnder Basketball aus.
    Tariq Assad war mit seinem ergrauenden Haar und seiner einzelnen breiten Augenbraue sicher kein Adonis, aber er war auch kein hässlicher Mensch – und Eddie dachte, dass er sicherlich etwas Besseres als diese ziemlich einfältige Frau hätte finden können. Wenn nicht Liebe oder Lust der Grund für seine Wahl war, dann sicherlich Informationen, vermutete Eddie. Schließlich war sie die Frau eines Richters.
    Während der Libyer beruhigend in ihr Blumenkohlohr flüsterte, ließ Eddie den Blick durch das Apartment schweifen. Das Zuhause des Richters war geschmackvoll möbliert, mit einem neuen Ledersofa und Ledersesseln und einem Couchtisch mit Marmorplatte, auf der einige bunte Illustrierte fächerartig arrangiert waren. Der Holzfußboden wurde von einem eindrucksvollen Orientteppich bedeckt, und an den Wänden standen Regale, mit in

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