Kaperfahrt
lag scheinbar kraftlos in seinem Sessel, aber seine Augen strahlten noch. Während der vergangenen Monate hatte er nach ständigen Hänseleien der Mannschaft zum ersten Mal in seinem Leben mit einem Fitnessprogramm begonnen. Während der vergangenen achtundvierzig Stunden hatte er einiges durchgemacht, aber Juan nahm an, dass ihm noch mehr zuzumuten war. »Bist du zu einer weiteren Operation in der Lage?«
»Ich will immer noch erst duschen! Aber ja, ich bin bereit.«
»Ihr beide, Eric und du, müsst über die Grenze nach Tunesien gehen und Al-Jamas Grab suchen.« Cabrillo verzichtete zu einem Zeitpunkt wie diesem nur ungern auf seinen besten Steuermann, aber Murph und Stone arbeiteten auf einer derart tiefen und intuitiven Ebene zusammen, dass er es als nötig erachtete, beide loszuschicken.
»Nehmt am besten auch noch ein paar Scharfschützen mit«, empfahl Max. »Vergesst nicht, dass die Kommandotruppe auch das vierte Mitglied von Alana Shepards Archäologenteam gekidnappt hat.«
»Bumford«, sagte Mark. »Emile Bumford. Linc und Linda meinen, er sei ein Idiot.«
»Nur damit ihr wisst, was euch vielleicht erwartet«, fuhr Hanley fort, »die anderen Archäologen berichten, dass er von mindestens einem Dutzend Terroristen entführt wurde.«
»Gomez kann euch innerhalb von zwei Stunden hinfliegen und wieder zurück sein.«
»Wir haben immer noch Treibstoff in dem Vorratstank, den wir in der Wüste deponiert haben, als wir Bumford unseren ersten Besuch abstatteten.«
»Gut. Ich will, dass ihr in zwei Stunden in der Luft seid. Zunächst einmal sollt ihr nur das Grab suchen. Falls sie euch zuvorgekommen sind, bleibt in der Nähe und behaltet alles im Auge. Egal was passiert, greift sie auf keinen Fall an. Greg Chaffee hat sich angeboten, die Gefangenen zu verhören. Aber aus dem, was ich bis jetzt erfahren habe, schließe ich, dass Al-Jama auf das Grab genauso scharf ist wie wir. Seine gesamte Operation in der Wüste war ein Versuch, dieses Grab zu finden. Seid also auf alles vorbereitet.«
»Vorbereitet sein ist mein zweiter Vorname.«
»Herbert ist dein zweiter Vorname«, hänselte ihn Eric.
»Immerhin besser als Boniface.«
Cabrillos Telefon klingelte. Es war der diensthabende Offizier im Operationszentrum. »Chef, ich dachte mir, Sie wollen es vielleicht wissen, das Radar hat ein niedrig und parallel zur Küste fliegendes Flugzeug in der Nähe des Ausbildungslagers der Terroristen aufgespürt.«
»Konntet ihr es verfolgen?«
»Nicht richtig. Es tauchte nur für eine Sekunde auf und war dann gleich wieder verschwunden. Ich vermute, es fliegt dicht über dem Wasser.«
»Konntet ihr seine Geschwindigkeit oder seinen Kurs feststellen?«
»Nein. Es war nur ein kurzer Lichtblitz und dann nichts mehr.«
»Okay. Danke.« Er legte den altmodischen Bakelithörer zurück auf die Gabel. »Al-Jamas Männer rücken aus.«
Max sah auf die Uhr. »Lange haben sie ja nicht gebraucht.«
»Ich hoffe, unsere kleine Aktion hat sie ein wenig aufgehalten«, sagte Juan. »Aber eigentlich bezweifle ich das.« Er schwieg einige Sekunden. »Was zum Teufel haben sie so nah an der Küste zu suchen?«
»Hmm?«
»Der Hubschrauber. Warum wagen sie sich so nah an die Küste heran, wo man sie jederzeit aufspüren kann? Eric hat recht. Sie sollten lieber in der Wüste bleiben. Max, halte mal Ausschau nach der libyschen Marine. Ich möchte die augenblickliche Position jedes Schiffes wissen, auf dem ein Hubschrauber landen kann.«
»Und was tust du jetzt?«, fragte Hanley.
»Ich rufe Langston an und überzeuge ihn, sich an mein Drehbuch zu halten. Dann soll sich Doc Huxley mein Bein ansehen, wo ich den Transmitter herausgepult habe, und mir eine frische örtliche Betäubung verpassen. Ich habe das Gefühl, ich hätte sie nötig.«
28
Eddie Seng klappte sein Mobiltelefon leise zu und glaubte, einen unterdrückten Seufzer gehört zu haben, doch von der anderen Seite des glühend heißen Zimmers fragte Hali Kasim: »Was ist los?«
Max hatte die beiden bereits über die jüngsten Geschehnisse informiert, daher hatte das Gespräch nur fünf Sekunden gedauert, aber Eddie Sengs Gesichtsausdruck nach zu urteilen konnte die Nachricht keine gute sein.
»Der Chef verlangt, dass wir uns Tariq Assad schnappen.«
»Wann? Heute?«
»Jetzt.«
»Warum?«
»Hab ich nicht gefragt.«
Weil es in dem schäbigen Zimmer, das sie sich bei der chinesischen Bande gemietet hatten, weder eine Klimaanlage noch fließendes Wasser gab, hatten sich beide
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