Kaperfahrt
korkenzieherartig in die Nacht schraubte.
Auf der anderen Seite der Fregatte ertönte eine Explosion, die mächtiger war als alles, was er seit Beginn der Schlacht zu spüren bekommen hatte. Die Schiff-Land-Rakete war auf der Innenseite der großen Schleusentore des Gezeitenkraftwerks in der Bucht von Zonzur eingeschlagen.
Acht Sturmgewehre ergossen ihr tödliches Feuer in die Öffnung der Seitenhöhle. Steinsplitter und Querschläger schwirrten wie ein Schwarm wütender Hornissen durch die Luft. Alle vier Amerikaner bluteten von zahlreichen Treffern, doch keiner hatte eine so schwere Verletzung zu beklagen wie Eric Stone, der an seiner Schulter getroffen war.
Der Kugelhagel war so dicht, dass sie keine Chance hatten, das Feuer zu erwidern, daher gingen sie in der Nähe des Eingangs auf Tauchstation, während die Terroristen hinter einer Wand aus Blei vorrückten.
Ein einzelner Gegner stürmte plötzlich mit wildem Gebrüll in die Höhle. Er schoss aus der Hüfte, beharkte die Wände, zertrümmerte das Bett und fegte Bücher aus dem Regal. Linda erwischte ihn mit einer Dreiersalve in der Brust, ehe er überhaupt auf einen von ihnen zielen konnte, und schleuderte seinen Körper dann zurück in die Haupthöhle.
Es war reines Glück gewesen, dass sie ihn ausgeschaltet hatte, ehe er einen von ihnen treffen konnte, und sie wusste, dass es nicht wieder geschehen würde. Das nächste Mal würde der gesamte Trupp hereinstürmen – und das wäre das Ende.
Linda überprüfte ihren Munitionsvorrat. Sie hatte keine Reservemagazine an ihrem Gurtgeschirr, und der Ladestreifen im Griffstück ihres Gewehrs war nur noch halbvoll. Eric besaß gar keine Munition mehr und hielt seine Waffe wie einen Schlagstock, immer bereit, sich im Kampf Mann gegen Mann zu verteidigen. Mark Murphy konnte auch nicht mehr allzu viele Patronen übrighaben.
Ein Leben, das sie damit zugebracht hatte, ihr Land zu verteidigen, sollte also in dieser dunklen Höhle weit von zu Hause mit einem Kampf gegen eine Bande von Fanatikern zu Ende gehen, die nichts anderes wollten als das Recht, weiterhin töten zu dürfen.
Die Schussfolge vor der Höhle ließ ein wenig nach. Sie bereiteten sich auf die letzte Attacke vor.
Eine Granate flog durch die mit Qualm erfüllte Öffnung und landete in der Nische mit dem Kistenstapel. Das Holz absorbierte einen Großteil der Explosion, zerbarst zu einem Regen aus Splittern und glitzernden Goldmünzen, während Granatsplitter gegen die Wände prasselten. Auch diesmal war niemand getroffen worden, doch der Explosionsdruck brachte sie ins Taumeln. Brennende Holztrümmer waren auf den Betten gelandet und setzten die Laken in Brand. Innerhalb von Sekunden war die Luft mit Qualm gesättigt.
Eric rief Linda etwas zu, aber sie konnte wegen des Klingelns in ihren Ohren kein Wort verstehen. Sie war sicher, dass sie gleich kommen würden. Nachdem die Granate explodiert war, mussten die Terroristen davon ausgehen, dass sie sie erwischt hatten. Verschwitzt, schmutzig, von Schmerzen gepeinigt und völlig illusionslos krümmte sie den Finger um den Abzug des REC7.
Aber sekundenlang geschah überhaupt nichts. Von den sieben noch lebenden Terroristen schossen mittlerweile nur noch ein oder zwei in die Höhle. Sie warten auf uns, dachte Linda, weil sie wissen, dass uns der Qualm hinaustreiben wird. Oder sie hoffen, dass wir vom Feuer verschlungen werden.
Auf dem Bauch liegend, um wenigstens den dichtesten Rauchschwaden zu entgehen, sog Linda immer nur kleine Mengen der qualmgeschwängerten Luft ein, aber jeder Atemzug brannte in ihren Lungen. Assads Männer bekämen ihren Wunsch erfüllt, dachte sie grimmig. Viel länger konnten sie hier nicht bleiben. Sie sah zu Eric und Mark hinüber, während in ihren Augen eine einzige Frage stand. Beide schienen ihre Gedanken zu lesen und nickten zustimmend. Linda kämpfte sich aufs Knie und stemmte sich auf die Füße hoch, ihre Schiffskameraden an ihrer Seite.
»Dann mal los, Sundance«, rief Mark, während sie auf die Mündungen der schussbereiten Gewehre zustürmten.
Sie sprinteten unter den brennenden Lumpen über dem Höhleneingang hindurch und kamen knapp zwei Meter weit, ohne dass auf sie geschossen wurde. Linda suchte im wabernden Lichtschein des brennenden Schiffes nach einem Ziel, fand aber niemanden, der sie erwartete. Ein Terrorist lag ein paar Schritte von ihnen entfernt ausgestreckt auf dem Höhlenboden, ein Einschussloch zwischen den Schulterblättern. Dann sah sie andere,
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