Kaperfahrt
befindet, nicht wahr?«, fragte Juan. Als Farina nickte, hakte er nach: »Und dann tun wir was?«
»Dann schnappt ihr ihn euch, wie immer ihr das anstellen wollt. Dieses Schiff fährt unter einer ausländischen Flagge und ist daher laut internationaler Gesetze exterritoriales Hoheitsgebiet von … Wo ist das Schiff registriert?«
»Im Iran.«
»Du machst Witze.«
»Keineswegs«, erwiderte Juan mit einem trägen Lächeln. »Kannst du dir ein besseres Land vorstellen, um von vornherein jeglichen Verdacht auszuräumen, wir könnten ein von Amerika unterstütztes Spionageschiff sein?«
»Nein«, gab Giuseppe zu und runzelte unbehaglich die Stirn, »aber das könnte in Den Haag einige Kopfschmerzen verursachen.«
»Entspann dich, Giuseppe. Außerdem haben wir Papiere, die die Oregon als Grandam Phoenix und in Panama registriert ausweisen.«
»Seltsamer Name.«
»Das war ein Schiff, von dem ich vor Jahren mal in einem Buch gelesen habe. Irgendwie hat mir der Name gefallen. Wenn du Didi erst heil zum Internationalen Gerichtshof geschafft hast, wird es sowieso keine Probleme mehr geben.«
»Si. Sobald er einen Fuß auf dein Schiff setzt, befindet er sich nicht mehr in Somalia. Dann ist er sozusagen vogelfrei.«
»Wie wollt ihr eigentlich vor Gericht begründen, dass sich ein Oberst der italienischen Armee auf einem Frachter aufgehalten hat, der von einem Kerl gekapert wurde, auf dessen Kopf eine Belohnung von einer halben Million Dollar ausgeschrieben wurde? Und der mit internationalem Haftbefehl gesucht wird?«
»Das tun und wollen wir gar nicht«, sagte Farina. »Unsere Beteiligung wird nämlich niemals bekannt. Ich habe eine Droge im Gepäck, die seine Erinnerung an die jeweils letzten vierundzwanzig Stunden völlig auslöschen wird. Er wird mit dem schlimmsten Kater seines Lebens aufwachen, sonst aber trägt er keine bleibenden Schäden davon. Außerhalb der Zwölf-Meilen-Zone Somalias liegt ein von uns gekapertes Fischerboot bereit. Ihr gebt Didi in internationalen Gewässern an Bord des Kutters, und dann bringt der amerikanische Kreuzer im Zuge seiner Patrouillenfahrt das Boot auf und findet die fette Beute. Das Ganze ist eine glatte und einfache Sache und hat keinerlei Auslieferungsprobleme zur Folge.«
»Der reinste Wahnsinn«, brummelte Max.
»Hey, großer Meister«, machte sich Mark Murphy bei Juan bemerkbar. Murphy war der Waffen- und Verteidigungsexperte des Schiffes. Von seinem Platz neben dem Ruder aus konnte er das gesamte Arsenal mörderischer Waffen, die in den ehemaligen Holzfrachter eingebaut worden waren, per Schalterdruck entfesseln. Er konnte auch Torpedos sowie Boden-Boden- und Boden-Luft-Raketen auf die Reise schicken und fast beliebig viele in versteckten Stellungen an Bord befindliche Kaliber-.30-Maschinengewehre und die mit Zielradar ausgerüsteten 20-mm-Vulcan-Kanonen sowie das 40-mm-Örlikon und das 120-mm-Geschütz im Bug abfeuern.
Cabrillo blickte an Murphy vorbei und verfolgte auf dem Bildschirm, dass die Gangway heruntergelassen worden war und Mohammad Didi gerade eben Anstalten machte, sie zu betreten.
»›Komm in mein Netz‹, sagte die Spinne zur Fliege.«
4
Bahiret el Bibane Tunesien
Alana machten der Sand und die enorme Hitze, die in endlosen Wellen aus der Wüste kam und sie umwaberte, nichts aus. Was ihr dagegen wirklich zusetzte, waren die Fliegen. Ganz gleich wie viel Creme sie sich auf die Haut schmierte oder wie oft sie nachts ihr Moskitonetz überprüfte, sie konnte diesen geflügelten Bestien nicht entgehen. Nach fast zwei Monaten an der Ausgrabungsstätte vermochte sie nicht mehr festzustellen, wo die eine Schwellung endete und die nächste begann. Zu ihrem Erschrecken schienen die einheimischen Arbeiter die stechenden Insekten noch nicht einmal zu bemerken. Um sich ein wenig zu trösten, überlegte sie, welche Unannehmlichkeiten Arizona, wo sie geboren war, wohl bereithielt, die diese Leute nicht klaglos ertragen würden. Doch ihr fiel nichts Schlimmeres ein als einige gelegentliche Verkehrsstaus.
Elf Amerikaner und fast fünfzig Lohnarbeiter waren mit den archäologischen Ausgrabungen beschäftigt und standen unter der Leitung von Professor William Galt. Sechs der elf Amerikaner waren Post-Doktoranden wie Alana Shepard. Die anderen fünf besuchten noch die Universität von Arizona. Das Zahlenverhältnis von Männern zu Frauen betrug acht zu drei, doch bisher hatte sich dies keineswegs als problematisch erwiesen.
Offenbar befanden sie sich an einem
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