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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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an.
    »Ja, das trifft wohl zu.«
    »Ich hatte keine Ahnung, dass der Name irgendeinen historischen Bezug hat.«
    »Er hat ihn sogar sehr sorgfältig ausgewählt. Zahlreiche Angehörige des radikalen Lagers des Islam verehren den ursprünglichen Al-Jama noch heute als Helden und geistigen Führer. Ehe er sich der Piraterie verschrieb, wirkte er als Imam. Die meisten seiner Schriften sind nach wie vor erhalten und werden eingehend studiert, da sie die Rechtfertigung für den Kampf gegen Ungläubige enthalten.«
    »Er ließ sich vor seiner ersten Seereise von einem Maler porträtieren«, berichtete Unterstaatssekretärin Valero. »Reproduktionen dieses Gemäldes finden wir oft an Weiheorten oder Gedenkstätten, wenn wir das Glück haben, wieder mal ein Terroristennest auszuheben. Er ist eine Inspiration für alle Glaubenskämpfer der muslimischen Welt. Für sie ist er der ursprüngliche Dschihadist, der Erste, der dem Westen den Heiligen Krieg erklärte.«
    Alana war sichtlich verwirrt. »Tut mir leid, aber was hat das alles mit mir zu tun? Ich bin Archäologin.«
    »Dazu komme ich gleich«, erwiderte St. Juli an. Sein Magen knurrte vernehmlich, und er tätschelte ihn liebevoll. »Und ich mache es kurz.
    Lafayette und Al-Jama konnten nicht gegensätzlicher sein, selbst wenn einer von ihnen vom Mars gekommen wäre. Aber sie standen in einer ziemlich seltsamen Beziehung zueinander. Sehen Sie, Henry hatte Suleiman nicht nur einmal, sondern gleich zweimal das Leben gerettet. Das erste Mal, als er ihn an Land brachte, und dann dadurch, dass er seine Schusswunde behandelte und ihn gesund pflegte. Das war eine Schuld, die der Muslim nicht ignorieren konnte. Außerdem sah Henry, von Geburt Franko-Kanadier, ganz genauso aus wie Al-Jamas schon früh gestorbener Sohn.
    Sie waren in der Wüste gestrandet und befanden sich mindestens einhundert Meilen von Tripolis entfernt. Suleiman wusste genau, wenn er mit Henry dorthin zurückkehrte, würde der Pascha ihn zu der Mannschaft der Philadelphia in den Kerker stecken oder, schlimmer noch, wegen des Brandanschlags auf das Schiff vor Gericht stellen und hinrichten.
    Es gab jedoch noch eine andere Möglichkeit. Abgesehen davon, dass er die Stadt als Stützpunkt benutzte, unterhielt Al-Jama eine geheime Basis in der Wüste westlich von Tripolis. Von dort aus startete er zu vielen seiner Kaperfahrten, weil er auf diese Weise jede Seeblockade umgehen konnte. Er ging davon aus, dass sein Schiff die Siren besiegt hatte und seine Männer ihn in ihrem Schlupfwinkel erwarteten.«
    Perlmutter war ein begnadeter Geschichtenerzähler und verlieh seinem Bericht genau die richtige Dosis Dramatik, um seine Zuhörer zu fesseln.
    »Also machten sie sich nach Westen auf den Weg, wanderten direkt an der Küste entlang, soweit es möglich war, wurden jedoch des Öfteren gezwungen, sich weit landeinwärts zu bewegen, um überhaupt voranzukommen. Henry hatte keine Ahnung, wie viele Tage sie brauchten. Seine grobe Schätzung belief sich auf vier Wochen – und es muss die wahre Hölle gewesen sein. Wasser war ständig knapp, und mehr als einmal müssen sie überzeugt gewesen sein, endgültig zu verdursten. ›Wasser, Wasser überall, nicht einen einzigen Tropfen zu trinken.‹ Coleridge hatte es in seiner Ballade vom alten Seemann genau getroffen. Gerettet wurden sie immer wieder durch einen gelegentlichen Regenschauer und den Saft von Muscheln, die sie am Strand fanden.
    Gleichzeitig geschah etwas Merkwürdiges. Die beiden Männer begannen sich anzufreunden. Al-Jama sprach ein wenig Englisch, und weil Henry bereits zwei Sprachen beherrschte, erlernte er auch das Arabische sehr schnell. Ich habe keine Vorstellung, worüber sie sich unterhalten haben könnten, aber gesprochen haben sie jedenfalls miteinander. Als sie schließlich das Versteck erreichten, lag Al-Jama nicht nur aus einer Verpflichtung heraus Henrys Leben am Herzen. Er verschonte ihn auch, weil er eine echte Zuneigung zu dem jungen Mann empfand. Später nannte er Henry sogar seinen ›Sohn‹, und Henry bezeichnete Al-Jama als ›Vater.‹
    In der geheimen Basis stellten sie fest, dass die Saqr zurückgekehrt war, dass jedoch die Männer in der Annahme, dass ihr Kapitän das Seegefecht nicht überlebt hatte, in ihre Wohnstätten an der Berberküste zurückgekehrt waren. In seinem Bericht ans Marineministerium erklärte Charles Stewart, dass die Saqr in hellen Flammen gestanden hatte und im Begriff gewesen war zu sinken, nachdem sie die

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