Kaperfahrt
Aufschlagpunkt und dem Trümmerfeld geschwärzt. Der Rumpf, zumindest die zwei Drittel, die als Ganzes erhalten geblieben waren, glich einer verkohlten Röhre, umgeben von den zerfetzten Überresten der Tragflächen. Ein Triebwerk lag gut dreißig Meter von dem Flugzeug entfernt in den Felsen. Das zweite konnte Juan nirgendwo entdecken.
»Irgendwelche Anzeichen, dass es Überlebende gab?«, fragte er und kannte die Antwort bereits.
»Tut mir leid, Chef«, sagte Eric. »Wenn es welche gegeben hat, dann haben sie jedenfalls nichts unternommen, um Hilfe anzufordern. Mr. Overholt kündigte an, dass wir in etwa zehn Stunden weitere Satellitenbilder erhalten. Dann vergleichen wir die beiden Serien und sehen nach, ob sich irgendetwas am Absturzort verändert hat. Aber sieh es dir selbst an. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass jemand einen solchen Absturz überleben konnte, nicht bei dem Feuer, das dort gewütet haben muss.«
»Du hast recht. Ich weiß das. Es will mir nur nicht gefallen. Fiona Katamora war eine von den Guten. Es ist eine verdammte Schande, dass sie so sterben musste. Vor allem ausgerechnet am Vorabend des Tripolis-Abkommens.« Die Gewissheit, dass sie tot war, lag wie ein schwerer Stein in Cabrillos Magen. »Trotzdem gut gemacht, Leute. Schickt mir die genauen Koordinaten auf meinen Computer, damit ich sie weiterleiten kann. Es hat keinen Sinn, die Zeit der Fotoexperten der Regierung noch länger in Anspruch zu nehmen, wenn wir sie bereits gefunden haben. Ich bin sicher, dass Lang von uns erwartet, dass wir den Fundort eingehend untersuchen, ehe er ihn den Libyern meldet. Übrigens … wo suchen die überhaupt?«
»Einige hundert Meilen weiter entfernt«, sagte Mark. »Wenn du mich fragst, tun die auch nur so als ob. Sie wissen, dass wir über Satelliten verfügen, daher stolpern sie lediglich ziellos durchs Gelände, bis unsere Regierung ihnen verrät, wo sie suchen sollen.«
»Wahrscheinlich hast du Recht«, pflichtete ihm Juan bei. »Wie dem auch sei, wir müssen irgendwie dort hinaufkommen – und wir können kaum unseren Helikopter einsetzen, ohne aufzufallen. Daher arbeitet schnellstens eine Route für das Pig aus.«
»Max mag es nicht, wenn du das Ding so nennst«, meinte Eric warnend.
»Er hat diesem Ding doch selbst die lächerliche Bezeichnung Powered Investigator Ground verpasst, also nennen wir es Pig. Er regt sich nur deshalb über den Spitznamen auf, weil er sich gerne aufregt.« Juan bemühte sich um einen lockeren Tonfall, und doch war er mit seinen Gedanken bei den Opfern des Flugzeugabsturzes.
Wenn er die Augen schloss, konnte er sich das Grauen vorstellen, das sie alle empfunden haben mussten, als die Maschine steuerlos auf den Berghang zugerast ist. Er fragte sich, was Fiona Katamora wohl als Letztes gedacht haben mochte.
Eine Stunde später saß er allein in seiner Kabine, die Füße auf dem Schreibtisch und eine kubanische Zigarre zwischen Zeige- und Mittelfinger. Er sah dem Rauch nach, der sich träge zur Kassettendecke emporkräuselte. Alles war für ihre Ankunft am nächsten Morgen in Tripolis vorbereitet. Er hatte sich mit einem undurchsichtigen Vermittler in Nikosia auf Zypern in Verbindung gesetzt, der auf den Namen L’Enfant, das Baby, hörte. Es war ein Mann, den Juan nie persönlich kennen gelernt hatte, der jedoch vielfältige Kontakte rund ums Mittelmeer unterhielt. Gegen ein ansehnliches Honorar hatte er sämtliche Zollformalitäten zum Entladen des Pig erledigt. Außerdem hatte er die notwendigen Visa für das Team beschafft, das Cabrillo in die Berge mitnehmen wollte. Langston hatte nämlich darauf bestanden, dass sie sich mit eigenen Augen davon überzeugten, dass die Außenministerin tatsächlich ums Leben gekommen war.
Juan riss sich nicht darum, das Wrack zu untersuchen, aber er wusste ja, dass sie Gewissheit haben mussten.
Abermals warf er einen Blick auf die Kopie des Satellitenbildes, die auf seinem Schreibtisch lag. Irgendetwas an der Verteilung der Flugzeugtrümmer störte ihn, aber er konnte nicht genau sagen, was es war. Er hatte andere Bilder von Flugzeugabstürzen aus dem Internet aufgerufen, doch keinerlei offensichtliche Diskrepanzen entdecken können. Nicht dass zwei Abstürze einander jemals glichen, aber es gab auch nichts, was ihm direkt ins Auge gesprungen wäre. Dennoch war da etwas.
Weil Cabrillo fließend Arabisch sprach, war es kein Wunder, dass er während seiner Tätigkeit bei der CIA einige Zeit in Libyen verbracht hatte. Die
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