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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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beiden Missionen, die er dort ausgeführt hatte, waren in keiner Weise dramatisch gewesen. Zum einen hatte er einem General und seiner Familie bei ihrer Flucht geholfen. Und zum anderen hatte er sich heimlich mit einem Wissenschaftler getroffen, der behauptete, an Gaddafis Kernwaffenprogramm mitzuarbeiten. Es stellte sich dann aber heraus, dass der Knabe überhaupt keine nützlichen Informationen liefern konnte, daher kam bei der ganzen Angelegenheit nichts Sinnvolles heraus. Juan hatte die Leute, die er kennen gelernt hatte, auf Anhieb gemocht – und gespürt, dass sie auf ihre Regierung zwar nicht sehr gut zu sprechen waren, aber zu viel Angst hatten, um sich offen gegen sie aufzulehnen. Das brachte das Leben in einem Polizeistaat eben so mit sich.
    Er fragte sich, ob sich daran wohl inzwischen etwas geändert hatte. Öffnete Libyen sich wirklich dem Westen, oder betrachteten sie die Amerikaner immer noch als Feinde? Soweit er wusste, gab es beide Fraktionen. Trotzdem traf er eine Entscheidung. Er würde sich nicht eher damit zufriedengeben, dass der Absturz von Katamoras Maschine ein Unfall gewesen war, ehe er nicht Gelegenheit gehabt hätte, sich anzuhören, was der Voicerecorder aufgezeichnet hatte. Und er würde nicht an ihren Tod glauben, ehe ihm das Ergebnis der DNS-Analyse der Proben vorlag, die sie auf Langstons Geheiß einsammeln sollten.
    Als CIA-Agent hatte er stets erfolgreich gearbeitet, weil er über wache Instinkte verfügte und wusste, dass er sich auf sie verlassen konnte. Aus den gleichen Gründen war er bei der Corporation sogar noch besser aufgehoben.
    Irgendetwas konnte hier nicht in Ordnung sein – und er war entschlossen aufzuklären, um was es sich dabei handelte.

11
    Es stellte sich heraus, dass der Lotse, der die Oregon in den Hafen von Tripolis lenken sollte, auch gleichzeitig ihr Kontaktmann war. Er war ein freundlicher mittelgroßer Mann mit kräftigem lockigem Haar, in dem die ersten grauen Strähnen zu sehen waren. Seine Augenbrauen verliefen in einer ununterbrochenen Linie quer über seine Stirn, und aus einem Schneidezahn war ein größeres Stück herausgebrochen. Er betastete den Zahn mit der Zungenspitze, wenn er gerade nicht redete, woraus Juan folgerte, dass die Scharte noch jung war. Im Mundwinkel des Mannes waren auch die verblassenden Spuren eines Blutergusses zu erkennen, was Juan als Bestätigung für seine Vermutung wertete.
    Der Mann begründete seine Tätigkeit damit, dass er den zusätzlichen Verdienst dringend brauche, um seine weitläufige Familie zu ernähren. Sein Schwager habe soeben seinen Job als Bauarbeiter in Dubai verloren, daher sei seine Familie in das Haus des Mannes umgezogen. Seine Eltern seien, Allah sei Dank, noch am Leben, aber sie zu ernähren bringe ihn um Haus und Hof. Hinzu kämen zwei Hochzeiten, die er demnächst ausrichten und finanzieren müsse. Außerdem, schloss er, müsse er diverse Tanten, Onkel und Vettern mit regelmäßigen Zuwendungen unterstützen.
    All diese Informationen wurden in der kurzen Zeitspanne gegeben, die sie brauchten, um von der Bordleiter zu Juans Kabine auf dem Hauptdeck zu gehen.
    »Sie sind in der Tat ein ehrenwerter Mann, Mr. Assad«, sagte Juan mit unbewegter Miene. Er glaubte ihm nicht ein einziges Wort und vermutete, dass Assads heimliche Einkünfte dazu dienten, eine Geliebte auszuhalten, und dass entweder sie oder seine Frau es gewesen war, die ihm einen ausreichend kräftigen Schwinger verpasst hatte, der seinen Zahn demoliert haben musste.
    Der Lotse winkte lässig ab, wobei sich die Zigarette zwischen seinen Fingern in der halbdunklen Kabine wie ein Meteorit bewegte. Die Sonne war längst hinter dem Horizont versunken, und die Oregon befand sich weit genug vom Hafen entfernt, so dass nur wenig Licht von der Stadt durch das salzverkrustete Bullauge hereindrang. Juan hatte lediglich die trübe Schreibtischlampe angeknipst. Obwohl er sich ein wenig verkleidet hatte – dunkle Perücke, Brille und Watte in den Wangen, um sein Gesicht ein wenig rundlicher erscheinen zu lassen –, wollte er doch nicht, dass Assad ihn allzu genau in Augenschein nahm, wobei er aus Erfahrung wusste, dass Männer wie Assad eigentlich nie besonders genau hinsahen.
    »Wir alle müssen irgendwie über die Runden kommen«, dozierte Assad. Er legte einen abgenutzten Aktenkoffer auf Cabrillos Schreibtisch und ließ seine Schlösser aufschnappen. »Unser gemeinsamer Freund auf Zypern meinte, Sie wollten einen Lastwagen abladen und

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