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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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rucken begann. Cabrillo raffte eine Handvoll Seil zusammen und trat ins Leere hinaus. Mit dem Rücken zur Felswand ließ er das Seil langsam durch seine Hände gleiten. Dank der Seilschlingen um seinen Fuß und des verriegelten Fußgelenks ließ er sich so behutsam Hand über Hand an dem Seil hinab, dass der Mann über ihm nichts von seiner Aktion wahrnahm.
    Er brauchte weniger als eine Minute, um den Grund der Felswand zu erreichen. Hätte er nicht über seinen künstlichen Fuß verfügen können, so hätte ein klassischer Abstieg den Terroristen auf ihn aufmerksam gemacht oder ihm das Fleisch bis auf den Knochen vom Fuß gefetzt. Nun querte er den Abhang und rollte sich in eine Senke, kurz bevor sein Verfolger den Rand des Felsvorsprungs erreichte und freie Sicht in die Tiefe hatte.
    Seine Stimme hallte durch das Tal. »Außer einem Haufen Steine kann ich nichts sehen. Ich glaube, beide sind tot.«
    Juan wagte zu ihm hochzublicken. Der Soldat – oder Terrorist, je nachdem, was Cabrillo noch über diese Einrichtung in Erfahrung bringen würde – betrachtete den Geröllhaufen einige Sekunden länger, ehe er an dem Seil wieder nach oben kletterte. Juan ließ sich zurückfallen und gab sich für einen Augenblick den Schmerzen hin, die durch seinen Körper tobten. Soweit er feststellen konnte, war zwar nichts gebrochen, aber er wusste doch, dass er sich jede Menge blaue Flecken eingehandelt hatte. Zunächst genehmigte er sich eine Ruhepause von zehn Minuten – jede Sekunde länger hätte zur Folge gehabt, dass er völlig steif geworden wäre und sich nicht mehr hätte rühren können.
    Juan betrachtete es als ein gutes Zeichen, als er seine Kufiya zur Hälfte vergraben unter einem Haufen Sand entdeckte. Er zog sie sich über den Kopf und entriegelte das Gelenk seiner Beinprothese wieder. Für den Tag würde er sich ein sicheres Versteck suchen und nach Einbruch der Dunkelheit versuchen, den Berg auf der anderen Seite der Baustelle zu überwinden, die er im Tal nebenan hatte ausmachen können. Da sie sich in nächster Nähe des Ausbildungslagers der Terroristen befand, durfte er wohl mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass die beiden Anlagen zusammengehörten.
    Sollte er tatsächlich unbehelligt bis dorthin vordringen können, so müsste er wohl oder übel wieder auf sein Glück vertrauen, um in Erfahrung zu bringen, welchem Zeck diese Anlage diente, und hoffen, dass Ministerin Katamora in diesem Lager oder an einem anderen Ort in seiner Nähe gefangen gehalten wurde.
    Tief in seinem Innern wusste er jedoch, dass niemand so viel Glück auf einmal haben konnte.

17
    Es war eine Stunde vor Tagesanbruch, als sich Linda Ross und Franklin Lincoln dem Archäologen-Camp zu Fuß näherten. Beide funktionierten nur noch notdürftig, und zwar mit einer Mischung aus zu viel Adrenalin und zu wenig Schlaf. Murph war mit dem Pig in die Wüste gefahren, um sich mit George Adams zu treffen, der mit dem Hubschrauber den Treibstoffvorrat heranschaffte, den sie brauchten, um ihre Mission abzuschließen.
    Niemandem gefiel die Vorstellung, sich zu trennen. Dass sie nur die eine Leiche, nicht weit von dem Bohr-Lkw entfernt, jedoch keine Spur von den anderen beiden Amerikanern in der Umgebung des Hubschrauberlandeplatzes gefunden hatten, bedeutete, dass man sie mitgenommen haben musste. Die Frage war nur, wohin der libysche Frachthubschrauber den Chef gebracht hatte. Wenn das der Fall war, wäre ihr Verhör kurz, brutal und mit großer Sicherheit auch erfolgreich. Bereits in diesem Moment konnte ein Trupp Terroristen mit dem Mi-8-Hubschrauber zu der archäologischen Ausgrabungsstätte unterwegs sein.
    Aber die Zeit verstrich. Die Gipfelkonferenz rückte unaufhaltsam näher und, was noch weitaus wichtiger war, je länger die Ministerin in Gefangenschaft blieb, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass auch sie gefoltert wurde.
    Als die Sonne aufging, kam Leben ins Lager. Linda und Linc stellten fest, dass das Archäologenteam vorwiegend aus Studenten bestand, die vor Ort einen Sommer mit praktischer Arbeit verbrachten. Es gab auch einige ältere Expeditionsteilnehmer – teils Professoren, teils wissenschaftliche Hilfskräfte, wie sie vermuteten. Außerdem bot das Camp ungefähr zehn eingeborenen Tunesiern Unterkunft, unter denen einer dadurch auffiel, dass er einen schlecht sitzenden Anzug trug, ziemlich aufgeregt schien und ansonsten nur wenig tat. Daher nahmen sie an, dass er der Aufpasser der tunesischen Regierung war.
    Sie

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