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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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Golkonda, ihre Leiber verdauen alles und gebären einen wertvollen Rohstoff, der in Tiefvakuumbehältern zur Erde geschickt wird. Wie hieß doch gleich der Ingenieur, der die erste Auszeichnung der IKKK für das universelle Aggregat erhalten hat? Na, unwichtig – jedenfalls befindet sich dort im Norden das Maschinenlager. Zwischen diesen Maschinen aber kriechen Titanschildkröten herum, mit Arbeitern, die diese Maschinen überwachen und alle zwei Stunden abgelöst werden. Bei der Arbeit an der Golkonda lässt man überhaupt größte, geradezu übertriebene Vorsicht walten, fährt unter dreifachen Sicherheitsvorkehrungen zwölf Schichten. Die Arbeiter in den Titanschildkröten aber sind muntere Burschen, junge Kerle wie ich. Ja. Und wenn man der gläsernen Straße nach Süden folgt, kommt man zurück in die Stadt. Man passiert eine Schleuse, die Kleidung wird dekontaminiert, und man gelangt in das unterirdische Hotel (vorbei an dem Basaltblock mit der Inschrift »Den Ersten«). Dort nimmt man sein Abendessen ein, trinkt Tee oder irgendwelche Säfte und ruht sich aus. Fröhliche junge Leute sind um einen herum, es gibt Klubs, Orangerien und einen Konzertsaal, auch eine Bibliothek – das alles freilich gleich neben der schwarzroten Hölle. Das ist der ganze Unterschied. Ich sehe Hölle und Schrecken, Bykow aber sieht die Maschinen, die Straße, die Stadt mit den Lesesälen. Dort, wo sich heute die Chaussee erstreckt, kroch er auf allen vieren, rettete den Freund und das ganze riesige Unternehmen. Hier, wo er jetzt steht und mühsam den Kopf dreht, verlor er einen seiner Kameraden, dort, wo sich inzwischen das Hotel befindet, das all die Säfte für uns bereithält, stöhnte er vor unerträglichem Durst, biss sich auf die Zunge, um nicht den letzten Tropfen Wasser in der Thermosflasche zu trinken.
    Soll ich ehrlich sein? Ganz ehrlich? Mir gefällt es hier nicht, ich bleib dabei, obwohl neben mir Bykow steht, durch dessen Heldentum Städte an der Golkonda errichtet werden konnten. Mir aber genügen diese Städte nicht mehr, ich brauche das Grün der Gärten, das Blau des Himmels und noch so manches andere, damit sich die Menschen nicht unter der Erde verkriechen müssen. Denn dieses Verkriechen ist vielleicht das Allerschlimmste, eine Sache, die es nicht einmal auf dem Mars gab: Wohin der Mensch auch immer kommt, er sollte darum kämpfen, sich in seiner vollen Größe aufrichten zu können!
    Bykow und Michail Antonowitsch entfernten sich, vorbei an den Granitblöcken und den spitz aufragenden Felsen, langsam vom Geländewagen. Jura und der Fahrer, der sich neugierig nach allen Seiten umschaute, blieben noch beim Mobil.
    »Du bist wohl zum ersten Mal hier?«, fragte Jura.
    »Ja, so gut wie«, erwiderte Wassja. »Vor zwei Monaten war ich zwar schon mal hier, aber weiter östlich und seitdem nicht mehr. Wir haben die automatischen Wetterstationen installiert. Ein unangenehmer Ort, stimmt’s?«
    Jura grinste. Genau diese Worte an genau dieser Stelle hatte Bogdan Spizyn in dem Film über die Eroberung der Venus gesagt.
    »Kehrst du bald zurück auf den Planeten?«, fragte Jura nach einer Weile.
    »Ja, in anderthalb Monaten. Ich muss noch Prüfungen ablegen.«
    »Und dann?«
    »Vielleicht komm ich wieder her«, sagte Wassili zögernd. »Aber von uns macht das kaum jemand.«
    »Warum?«
    »Nun ja, einerseits ...«, der Fahrer überlegte, »die Arbeit hier ist nicht sonderlich interessant, verstehst du? Die Produktion läuft, Neuerungen sind nur den Leuten im Werk vorbehalten, für unsereinen bleibt die routinemäßige Instandhaltung der Apparaturen und Schluss. Wir dürfen nicht an Expeditionen teilnehmen, dafür fliegen sie Spezialisten ein. Es ist einfach langweilig, mein Lieber. Andererseits gibt es auf der Erde eine lange Liste von Freiwilligen, die mehrere Jahre warten müssen, bis sie dran sind.«
    »Das ist wahr«, bestätigte Jura. Vor etwa zwei Jahren hatte auch er von der Venus geträumt. Die Warteliste bestand hauptsächlich aus unqualifizierten Burschen, während die gut ausgebildeten, erfahrenen Kräfte zum Mars und zu den Asteroiden aufbrachen. Die Venus brauchte heutzutage kaum schöpferische Arbeiter, sondern Leute für die Bedienung der Automatik. Deshalb war es damals auch nicht schwer gewesen, Jura von seinem Vorhaben abzubringen.
    »Eins musst du uns allerdings lassen«, sagte Wassili plötzlich, »das hier ist eine harte Schule! Weniger wegen der Produktion als wegen der Disziplin. Die Arbeit ist

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