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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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besser ... Egal, dachte Shilin, jedenfalls ist es sehr gut, dass unsere Freundschaft damals in die Brüche gegangen ist! Wie wäre ihr jetzt zumute? – Gedankenverloren betrachtete er eine geborstene Platine der gedruckten Schaltung, die er in den Händen hielt.
    Wir küssten uns im Großen Park und dann auf der Uferpromenade vor den weißen Statuen, ich begleitete sie nach Hause. In der Haustür küssten wir uns noch lange, und immer wieder kamen Leute, obwohl es schon spät war. Sie hatte große Angst, ihre Mutter könne auftauchen und fragen: »Was tust du hier, Walja, und wer ist dieser junge Mann?« Das war im Sommer, in den weißen Nächten. In den Winterferien kam ich, wir trafen uns wieder, und alles war wie früher, nur dass im Park nun Schnee lag und sich über uns, vorm Grau des Himmels, kahle Zweige im Winde regten. Der Wind frischte auf und bestreute uns mit Pulverschnee, wir wurden steif vor Kälte und liefen zu einem Café in der Interplanetarstraße, um uns aufzuwärmen. Es gefiel uns ungemein, dass dort überhaupt keine Gäste waren. Wir saßen am Fenster und sahen auf der Straße die Autos vorüberfahren. Ich wettete, dass ich alle Autotypen kenne, und verlor die Wette: Ein elegantes, niedriges Auto kam, und ich wusste nicht, was für ein Typ es war. Ich lief hinaus, um mich zu erkundigen, und erfuhr, dass es ein »Goldener Drache«, ein neuer japanischer Atom-Pkw, war. Wir hatten um drei Wünsche gewettet. All das schien damals das Allerwichtigste im Leben zu sein, das ewig so bleiben würde, im Sommer wie im Winter, auf der Uferpromenade vor den weißen Statuen und im Großen Park. Wunderschön sah sie im Theater aus in ihrem schwarzen Kleid mit dem weißen Kragen; während der Vorstellung stieß sie mich immer wieder mit dem Ellbogen an, damit ich nicht so laut lachte. Jedoch eines Tages kam sie nicht zu unserer Verabredung. Daraufhin verabredete ich am Videotelefon einen neuen Treff mit ihr. Aber sie kam wieder nicht und schrieb mir, als ich nach den Ferien wieder zur Hochschule gefahren war, keine Briefe mehr. Ich konnte das alles nicht fassen und schrieb ihr sehr törichte lange Briefe. Dass sie töricht waren, wusste ich damals noch nicht. Nach einem Jahr erblickte ich sie in unserem Klub. Sie war in Begleitung eines Mädchens und erkannte mich nicht. Damals war mir zumute, als bräche alles zusammen ... Das war ziemlich am Ende des fünften Kurses. Unbegreiflich, warum mir das alles jetzt einfällt. Sicherlich, weil jetzt sowieso alles egal ist. Ich sollte eigentlich lieber nicht daran denken, aber da sowieso alles egal ist ...
    Krachend fiel das Schott ins Schloss. Bykow kam. »Na, was ist, Michail?«
    »Wir beenden die erste Umkreisung, Aljoschenka. Die Flughöhe beträgt nur noch fünfhundert Kilometer.«
    »So ...« Irgendwo knirschten Plastscherben. »Also – Verbindung mit der Amalthea haben wir natürlich nicht?«
    »Der Empfänger schweigt«, antwortete Michail Antonowitsch seufzend. »Der Sender arbeitet, aber hier toben doch so heftige Funkstürme ...«
    »Wie weit bist du mit deinen Berechnungen?«
    »Fast fertig, Aljoschenka. Daraus ergibt sich, dass wir bis auf sechs, sieben Megameter absinken und dort hängen bleiben, schwimmen, wie Wolodja sagt. Der Druck ist ungeheuer groß, aber er kann uns nicht zermalmen, so viel ist klar. Aber es wird sehr unbequem werden; die Schwerkraft beträgt dort zwei bis zweieinhalb g.«
    »Ach du meine Güte ...« Bykow überlegte eine Weile. »Hast du irgendeine Idee?«
    »Was?«
    »Ich frage, ob du eine Idee hast ... wie wir uns hier heraushauen können.«
    »Aber, Aljoschenka, was für Ideen könnte ich haben?«, sagte der Navigator sanftmütig, beinahe übertrieben höflich. »Das hier ist doch der Jupiter. Ich habe noch nie gehört, dass von hier welche – zurückgekommen wären.«
    Langes Schweigen trat ein. Shilin arbeitete weiter, schnell und geräuschlos.
    »Denk nicht an sie, Aljoschenka«, sagte Michail Antonowitsch unvermittelt. »Am besten wirfst du deine Erinnerungen über Bord, sonst wird dir hundeelend und ...«
    »Ich gebe mich ja gar nicht mit Erinnerungen ab«, antwortete Bykow unangenehm berührt. »Und dir, Navigator, rate ich es auch nicht.« Er unterbrach sich. »Iwan!«
    »Ja?«, antwortete Shilin diensteifrig.
    »Bist du noch nicht fertig?«
    »Sofort!«
    Plastscherben knirschten, der Kommandant ging zu ihm.
    »Dreckzeug«, murmelte er vor sich hin. »Schlappwirtschaft, verflixte.« Er trat hinter das Apparaturgehäuse

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