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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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er nicht gesungen hätte, hätte Bykow glauben können, er sei wirklich ganz ruhig. Aber Mollard sang laut und hingebungsvoll, ächzte nur von Zeit zu Zeit vor Schmerzen.

3. Der Bordingenieur gibt sich Erinnerungen hin, aber der Navigator rät ihm davon ab
    Shilin reparierte das Steuermodul des Reflektors. In der Steuerzentrale war es sehr heiß und schwül, die Klimaanlage des Raumschiffs hatte anscheinend einen Totalschaden erlitten. Aber niemand hatte Zeit oder auch nur das Verlangen, sich mit ihr zu beschäftigen. Shilin zog zuerst die Jacke, dann die Arbeitskombination aus und lief nun in Turnhose und Hemd herum. Waretschka machte es sich sogleich in den Falten der Kombination gemütlich und war bald verschwunden. Nur von Zeit zu Zeit lugten sekundenlang ihre großen Glubschaugen hervor.
    Shilin zog aus dem verstümmelten Gehäuse der Reflektorsteuerung nacheinander die Plastmetallplatinen der Schaltsysteme heraus, prüfte sie, indem er sie abklopfte, ob sie einen Sprung hatten, legte die zerbrochenen beiseite und ersetzte sie durch Reserveplatinen. Er ging methodisch vor und ließ sich Zeit bei der Montage, als stünde eine Prüfungskommission hinter ihm; denn es lohnte nicht, sich zu beeilen, zumal die Reparatur aller Voraussicht nach ohnehin überflüssig war. Er versuchte an nichts zu denken und freute sich nur, weil er das allgemeine Schaltschema noch so gut in Erinnerung hatte, weil er fast gar nicht in der Anleitung nachzulesen brauchte, weil er sich nur unbedeutend verletzt hatte und die Schrammen am Kopf schon allmählich verschorften und überhaupt nicht mehr schmerzten. Hinter dem Photonenreaktor summte der Rechner. Michail Antonowitsch raschelte mit Papier und trällerte irgendetwas Unmusikalisches vor sich hin. Er trällerte immer vor sich hin, wenn er arbeitete.
    Woran er jetzt wohl arbeitet?, fragte sich Shilin. Vielleicht will er sich einfach nur ablenken? Sehr gut, wenn man das in solchen Augenblicken kann. Die Planetologen arbeiten sicherlich auch, werfen Sondenbomben ab. Nun habe ich doch nicht zu sehen bekommen, wie ein Satz Sondenbomben explodiert. Vieles habe ich noch nicht zu sehen bekommen. Zum Beispiel soll der Anblick des Jupiters von der Amalthea aus sehr schön sein. An einer interstellaren Expedition oder an einer Expedition von Fährtensuchern, von Gelehrten, die auf anderen Planeten nach Spuren fremder Intelligenzen aus unbekannten Welten forschen, habe ich auch gern einmal teilnehmen wollen. Außerdem soll es auf den J-Stationen phantastische Mädchen geben. Ach, die kennenlernen und dann Peer Hunt davon vorschwärmen, der zu den Mondrouten abkommandiert worden war und sich darüber sogar noch gefreut hatte, der komische Kauz ... Drollig, Michail Antonowitsch singt so falsch, als täte er das mit Absicht. Er hat eine Frau und zwei, nein, drei Kinder, und die älteste Tochter ist schon sechzehn Jahre alt. Er verspricht immer, sie uns einmal vorzustellen, und zwinkert dabei jedes Mal wie ein Schwerenöter. Aber die werde ich nun auch nicht mehr kennenlernen ... Vieles geht nun nicht mehr. Vater wird es sehr treffen ... ach, schrecklich! Wie dumm, dass es so kommen musste, gleich auf der ersten Fahrt nach dem Examen! – Gut, dass ich mich damals mit ihr verzankt habe!, dachte er plötzlich. Dadurch ist jetzt alles einfacher, sonst hätte es sehr kompliziert werden können. Michail Antonowitsch ist bedeutend schlechter dran als ich. Auch der Kommandant hat es schwerer als ich. Bykow hat eine Frau – eine sehr schöne, lebenslustige Frau, die auch klug zu sein scheint. Beim Abschied vorm Start hat sie an so etwas nicht gedacht. Oder vielleicht doch? Aber sie hat sich nichts anmerken lassen. Wahrscheinlich hat sie sich auch schon daran gewöhnt. Der Mensch kann sich an alles gewöhnen. Ich zum Beispiel habe mich an die Überbelastung beim Flug gewöhnt, obwohl mir das zu Anfang sehr schwergefallen war und ich sogar damit gerechnet hatte, dass ich deswegen zur Fakultät für Fernsteuerung versetzt würde. An der Hochschule hieß das »Versetzung zu den Mädchen«; an dieser Fakultät waren viele Mädchen, ungewöhnliche, sympathische Mädchen, in deren Gesellschaft man immer Spaß und Abwechslung hatte. Trotzdem galt eine »Versetzung zu den Mädchen« als beschämend. Völlig unverständlich, warum. Die Mädchen kamen nach dem Studium auf verschiedene Stationen und zu Stützpunkten auf anderen Planeten und arbeiteten nicht schlechter als ihre männlichen Kollegen. Teilweise sogar

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