Kapitaen Bykow
sauber machen.«
»Warten Sie, Monsieur Mollard!«
Jurkowski röchelte. »Wo ... wo sind wir?«
»Wir sacken ab«, antwortete Bykow kurz.
Jurkowski zuckte zusammen und richtete sich auf. »Wo ... wohin?« Obwohl er damit gerechnet hatte, versetzte ihm diese Nachricht einen Schock.
»In den Jupiter.« Bykow würdigte die Planetologen keines Blickes. Er sah Mollard an. Der Franzose tat ihm sehr leid; für ihn war das die erste richtige Fahrt in den Kosmos, und er wurde auf der Amalthea ungeduldig erwartet. Mollard war ein berühmter Funkoptiker.
»Oh, in den Jupiter?«, sagte Mollard.
»Ja.« Bykow verstummte und befühlte die blutunterlaufene Stelle auf der Stirn. »Der Reflektor ist zerstört. Die Kontrolle des Reflektors ist zerstört. In der Bordwand klaffen achtzehn Lecks.«
»Werden wir verglühen?«, fragte Dauge hastig.
»Das weiß ich vorläufig noch nicht. Michail sitzt am Rechner. Vielleicht verglühen wir auch nicht.«
Schweigen.
»Isch gehe misch sauber machen«, sagte Mollard.
»Warten Sie, Charles«, sagte Bykow. »Genossen, haben Sie richtig verstanden, was ich gesagt habe? Wir stürzen in den Jupiter.«
»Verstanden.« Dauge nickte.
»Jetzt fallen wir in den Jupiter unser Leben lang«, sagte Mollard. Bykow maß ihn lange mit einem forschenden Blick.
»G-gut g-gesagt«, stammelte Jurkowski.
»C’est le mot.« Mollard lächelte. »Darf isch ... Darf isch trotzdem gehen, misch sauber machen?«
»Ja, gehen Sie«, antwortete Bykow langsam.
Mollard drehte sich um und verließ die Messe. Alle blickten ihm nach und hörten ihn im Korridor mit schwacher, aber wohlklingender Stimme singen.
»Was singt er?«, fragte Bykow. Mollard hatte früher nie gesungen.
Dauge horchte und übersetzte: »›Zwei Schwalben küssen sich vorm Fenster meines Raumschiffs. Im Vakuum-um-um ... Wie sind sie nur hierhergeraten? Sie liebten einander so sehr, und da haben sie sich zum Himmel emporgeschwungen, um die Sterne von Nahem zu bewundern. Tra-la-la. Und was geht euch das an?‹ – Na ja, so etwa in diesem Stil.«
»Tra-la-la«, sagte Bykow nachdenklich. »Großartig.«
»D-du ü-über-bersetzt w-wie ein Co-computer«, sagte Jurkowski. »›Zum H-himmel emp-porgeschwungen‹ – m-meisterhaft!«
Bykow sah ihn erstaunt an.
»Was hast du, Wladimir?«, fragte er. »Was ist mit dir?«
»St-stot-tern f-fürs ganze Leben«, antwortete Jurkowski lächelnd.
»Er hat einen elektrischen Schlag bekommen«, erklärte Dauge leise.
Bykow biss sich auf die Unterlippe. »Na schön. Wir sind nicht die Ersten, denen es so geht. Manchmal war’s noch schlimmer.« Er wusste, dass es noch nie schlimmer gewesen war. Weder für ihn noch für die Planetologen. Das Schott der Steuerzentrale wurde geöffnet.
»Aljoschenka, ich bin fertig!«, rief Michail Antonowitsch.
»Komm her!«, erwiderte Bykow.
Mit Schürfwunden bedeckt, kam der wohlbeleibte Michail Antonowitsch aufgeregt in die Messe gelaufen. Er hatte das Hemd ausgezogen, und sein Oberkörper glänzte von Schweiß. »Puh, wie kalt es bei euch ist!« Er legte die kurzen fleischigen Arme um seine gutgepolsterte Brust. »In der Steuerzentrale ist es entsetzlich heiß!«
»Nun komm schon, Michail«, bat Bykow ungeduldig.
»Was ist denn mit Wolodenka los?«, fragte der Navigator erschrocken.
»Nun fang schon an!«, sagte Bykow noch einmal. »Er hat einen elektrischen Schlag abgekriegt.«
»Und wo ist Charles?«, fragte der Navigator, während er sich setzte.
»Charles ist gesund und munter«, antwortete Bykow beherrscht. »Alle sind gesund und munter. Fang an!«
»Na, Gott sei Dank«, sagte der Navigator erleichtert. »Also hört zu, Jungs. Ich habe ein bisschen gerechnet, und es ergibt sich folgendes Bild: Die Tachmasib verliert ständig an Flughöhe, und wir haben nicht genug Treibstoff, um dieser Tendenz entgegenzuwirken.«
»Klar wie Kloßbrühe«, sagte Jurkowski.
»Er langt nicht. Wir können uns höchstens mit dem Photonenreaktor von diesem Sog in die Tiefe befreien, aber unser Reflektor scheint zerstört zu sein. Zum Bremsen reicht der Treibstoff. Ich habe das entsprechende Programm berechnet. Wenn die allgemein anerkannte Theorie über den Aufbau des Jupiters stimmt, werden wir nicht verglühen.«
Dauge wollte entgegnen, dass es gar keine allgemein anerkannte Theorie über den Aufbau des Jupiters gebe und nie eine gegeben habe. Aber er schwieg.
»Wir bremsen jetzt schon recht ordentlich«, fuhr Michail Antonowitsch fort, »sodass wir meiner Meinung nach
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