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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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und hockte sich neben Shilin.
    »Ich bin gleich fertig«, versicherte Shilin nochmals.
    »Du trödelst, Bordingenieur«, sagte Bykow unwirsch.
    Schnaufend zog er die Reserveblöcke aus dem Futteral. Shilin rückte etwas zur Seite, um ihm Platz zu machen. Sie waren beide breit in den Schultern und stämmig gebaut, sodass es für sie vor dem Steuermodul ziemlich eng wurde. Während sie schweigend und schnell arbeiteten, hörten sie, wie Michail Antonowitsch den Rechner wieder einschaltete und vor sich hin trällerte.
    Als die Montage beendet war, rief Bykow: »Michail, komm mal her!« Er richtete sich auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann schob er mit dem Fuß die zersprungenen Platinen zur Seite und schaltete das allgemeine Kontrollgerät ab. Auf dem Bildschirm des Moduls erschien das dreidimensionale Schema des Reflektors, es drehte sich langsam.
    »Ojojoi!«, entfuhr es Michail Antonowitsch.
    Tickend stieß der Rechner den blauen Papierstreifen aus.
    »Nur ganz wenig Mikroschäden«, sagte Shilin leise.
    »Mikroschäden, ach ...« Bykow beugte sich über den Bildschirm. »Hier ... hier ist die größte Sauerei.«
    Das Schema des Reflektors war bläulich getönt. Auf dem Blau sah man ausgefranste weiße Flecke. An diesen Stellen waren entweder die Schichten des Mesomaterials aufgerissen oder das System der Kontrollzellen zerstört. Es wimmelte von weißen Flecken. Am Rand des Reflektors flossen sie zu einem ungleichmäßigen großen Fleck zusammen, der fast ein Achtel der Oberfläche des Paraboloids einnahm.
    Michail Antonowitsch winkte ab und kehrte zu seinem Rechner zurück.
    »Mit so einem Reflektor kann man allenfalls Petarden loslassen«, murmelte Shilin.
    Er bückte sich nach seiner Kombination, schüttelte Waretschka heraus und zog sich an, weil ihm wieder kühl wurde. Bykow stand immer noch vorm Bildschirm, kaute auf den Fingernägeln. Dann ergriff er den blauen Papierstreifen, den der Rechner ausgestoßen hatte, und überflog die Zahlenkolonnen mit einem Blick.
    »Shilin«, sagte er plötzlich, »nimm dir zwei Sigmatester, kontrolliere die Ladung und komm in die Schleuse! Ich erwarte dich dort. Michail, lass alles stehen und liegen und dichte die Lecks ab! Lass alles stehen und liegen, habe ich gesagt!«
    »Wo willst du hin?«, fragte Michail Antonowitsch verdutzt.
    »Raus«, antwortete Bykow und verließ den Raum.
    »Wozu denn?« Michail Antonowitsch drehte sich zu Shilin um.
    Shilin antwortete mit einem Achselzucken. Er wusste nicht, wozu. Hier im Weltraum, während des Fluges, ohne Mesochemiker, ohne supergroße Kristallisatoren und Reaktoröfen den Spiegel reparieren zu wollen erschien einfach undenkbar. Es dünkte ebenso unmöglich, wie wenn jemand mit bloßen Händen den Mond zur Erde ziehen wollte. Aber in dieser Gestalt, in diesem Zustand wie jetzt, mit dem abgefetzten Rand, würde der Reflektor die Tachmasib höchstens in kreisförmige Bewegung versetzen können. Ebenso wie während der Katastrophe.
    »Das ist doch Blödsinn«, sagte Shilin unschlüssig.
    Er sah Michail Antonowitsch an, und der sah ihn an. Plötzlich besann sich Michail Antonowitsch, raffte seine Papiere zusammen und sagte hastig: »Los, geh schon. Geh, Wanjuscha, nimm die Beine in die Hand!«
    In der Schleuse zogen Bykow und Shilin die Vakuumskaphander an und zwängten sich mit einiger Mühe in den Lift. An dem gigantischen Rohr des Photonenreaktors entlang, von dem die Leitungen zu allen Knotenpunkten des Schiffes – von der Wohngondel bis zum Parabolspiegel – abzweigten, jagte der Fahrstuhl ungestüm in die Tiefe.
    »Gut«, sagte Bykow.
    »Was ist gut?«, fragte Shilin.
    Der Lift stoppte.
    »Dass der Lift funktioniert«, antwortete Bykow.
    »Ach so!« Shilin seufzte enttäuscht.
    »Es hätte ja auch sein können, dass er nicht funktioniert«, erklärte Bykow schroff. »Dann hätten wir die zweihundert Meter hin- und zurückklettern müssen.«
    Sie traten aus dem Liftschacht auf der oberen Plattform des Paraboloids hinaus. Unter ihnen wölbte sich sanft die gerippte Kuppel des Reflektors. Der Reflektor war riesig, siebenhundertfünfzig Meter lang und seitlich einen halben Kilometer breit ausladend. Der Rand war von hier aus nicht zu sehen. Über ihnen hing der gewaltige silbrige Ellipsoid der Frachtsektion. Rechts und links davon ruhten auf weit vorgebauten Konsolen die Wasserstoffraketen, aus deren Schlünden geräuschlos hellblaue Flammen züngelten. Ringsum aber flimmerte seltsam eine ungewöhnliche,

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