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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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Leitungsgeheimnisse, doch zum Teufel damit – wir sind schließlich erwachsene und erfahrene Menschen! Die Wasservorräte unter der Warmen Syrte sind am Versiegen. Im Grunde sind sie bereits aufgebraucht. Schon jetzt schaffen wir das Wasser mit Wüstenpanzern aus sechsundzwanzig Kilometern Entfernung herbei. (Am Tisch kamen Bewegung und Unruhe auf, jemand rief: »Hat man das denn nicht schon eher gewusst?«) Wenn wir bis zum Monatsende das Wiederaufbereitungswerk nicht fertigstellen, werden wir im Herbst auf Hungerration übergehen und im Winter die Warme Syrte um zweihundert Kilometer verlegen müssen. Das war’s.«
    Er setzte sich und leerte das Glas mit dem erkalteten Kakao in einem Zuge. Nach einer etwa einminütigen Pause sagte Ljamin: »Wer möchte als Nächster sprechen?«
    »Ich«, sagte jemand. Ein kleiner Mann mit Bart und Sonnenbrille erhob sich – es war Sachar Jossifowitsch Putschko, Leiter der Reparaturwerkstätten. »Ich schließe mich den Ausführungen Viktor Kirillowitschs voll an.« Er nahm die Brille ab und musterte mit getrübten Augen die Leute am Tisch. »Irgendwie finde ich das Ganze reichlich kindisch – diese Treibjagd mit piffpaff-trari-trara ... Doch gestatten Sie mir eine Frage: Wie stellen Sie sich die Verfolgung der Egel eigentlich vor? Rittlings auf einem Steckenpferd? Viktor Kirillowitsch hat Ihnen soeben sehr anschaulich erklärt, dass wir das Wasser mit Wüstenpanzern herbeischaffen. Aber was sind das um Himmels willen für Panzer! Ein einziges Elend sind sie und keine Panzer! Ein Viertel unseres Fuhrparks steht bei mir in den Werkstätten, doch wir haben niemanden, der die Maschinen instand setzen könnte. Wer etwas von Reparieren versteht, fährt die Wagen gar nicht erst zuschanden, und wer sie zuschanden fährt, versteht nichts vom Reparieren. Man behandelt die Panzer wie einen Füllfederhalter: Wenn er kaputt ist, weg damit und einen neuen gekauft. Ich habe mir Ihren Crawler angesehen, Natascha. Wie kann man einen Wagen nur so herunterwirtschaften! Man könnte meinen, Sie würden Mauern damit durchbrechen ...«
    »Bitte zum Thema, Sachar«, mahnte Ljamin.
    »Ich möchte nur Folgendes sagen: Ich kenne diese Treibjagden, kenne sie zur Genüge. Die eine Hälfte der Maschinen wird in der Wüste zurückbleiben, die andere wird es vielleicht bis zu mir schaffen, und dann heißt es: Reparier sie. Aber womit soll ich denn reparieren – mit den Füßen? Meine Hände reichen dazu nicht aus. Und dann geht es los: Putschko hier, Putschko da, Putschko glaubt wohl, die Warme Syrte sei für die Werkstätten da und nicht umgekehrt. Ich werde den Genossen Asisbek um Arbeitskräfte bitten müssen, doch er wird sie mir nicht geben. Ich werde den Genossen Nakamura um Arbeitskräfte bitten – Verzeihung, Herrn Nakamura –, und er wird erwidern, dass sein Plan schon so nicht zu halten ist ...«
    »Zur Sache bitte«, rügte Ljamin ungeduldig.
    »Zur Sache geht es, wenn wir keinen einzigen Wagen mehr haben. Dann fangen wir nämlich an, Lebensmittel und Wasser auf dem eigenen Buckel über hundert Kilometer herbeizuschaffen. Mir aber wird man an diesem Tag die Frage stellen: ›Warum hast du geschwiegen, Putschko, als die Treibjagd beschlossen wurde?‹«
    Putschko setzte die Brille wieder auf und nahm Platz.
    »Sieht trübe aus«, murmelte jemand.
    Natascha saß niedergeschmettert da. Was bin ich bloß für ein Leiter, dachte sie, von all dem hab ich ja nicht das Geringste gewusst, nichts auch nur geahnt. Dumm, wie ich bin, hab ich die alten Männer da oben noch als Bürokraten beschimpft ...
    »Darf ich?«, ließ sich plötzlich eine weiche Stimme vernehmen.
    »Das Wort hat der Chefareologe Liwanow«, sagte Ljamin.
    Das Gesicht Liwanows war gleichfalls von fleckigem Sonnenbrand bedeckt; es war ein breites, quadratisches Gesicht mit schwarzen, dicht beieinanderliegenden Augen.
    »Die hier geäußerten Argumente gegen eine Jagd«, begann er, »erscheinen mir in der Tat außerordentlich bedeutsam.« – Natascha sah zu Gaidadymow hinüber; der Bauchef schlief mit kraftlos gesenktem Kopf. – »Und doch ist es unumgänglich, diese Jagd durchzuführen. Hier einige statistische Angaben: In den dreißig Jahren, die der Mensch auf dem Mars weilt, haben die Flugegel mehr als anderthalbtausend registrierte Angriffe auf ihn verübt. Drei Leute wurden getötet, zwölf verstümmelt. Die Bevölkerungszahl im System der Warmen Syrte beträgt eintausendzweihundert, achthundert davon arbeiten ständig im freien

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