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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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interessant«, murmelte der rotbäckige Dickbauch mit den verbundenen Händen.
    »Genossen, diese Frage entscheiden wir, wenn die Treibjagd beendet ist«, sagte Liwanow. »Jetzt brauchen wir zunächst eine Skizze von der Alten Basis. Wir haben uns ans Archiv gewandt, dort aber findet sich aus unerfindlichen Gründen nichts. Vielleicht verfügt einer der Alteingesessenen über einen solchen Plan?«
    Viele der am Tisch Sitzenden sahen einander verblüfft an.
    »Ich verstehe nicht«, sagte ein älterer knochiger Areodät ärgerlich, »von was für einem Plan ist hier eigentlich die Rede?«
    »Vom Bauplan der Alten Basis.«
    »Die Alte Basis wurde vor fünfzehn Jahren errichtet, vor meinen eigenen Augen. Sie stellt nichts dar als eine betonierte Kuppel ohne jegliche Kavernen oder Tunnel. Allerdings bin ich später zur Erde zurückgeflogen, vielleicht sind solche Höhlen erst danach gegraben worden.«
    Ein anderer Areodät ergänzte: »Übrigens befindet sich die Alte Basis nicht auf Markierung 211, sondern auf der 205.«
    »Wieso auf der 205?«, protestierte Natascha. »Sie liegt auf der 211! Westlich vom Observatorium.«
    »Was hat denn das Observatorium damit zu schaffen!« Der alte Areodät geriet nun endgültig in Rage. »Die Alte Basis befindet sich elf Kilometer südlich der Warmen Syrte ...«
    »Moment, Moment«, rief Liwanow, »hier geht es um jene Basis drei Kilometer westlich vom Observatorium auf der Markierung 211!«
    »Ach so«, sagte der knochige Areodät, »dann meinen Sie also die Grauen Ruinen – die Überreste der Erstsiedler. Ich glaube, Norton wollte sich seinerzeit dort niederlassen.«
    »Norton ist dreihundert Kilometer südlich von hier gelandet!«, rief jemand. Tumult kam auf.
    »Ruhe, Ruhe doch!« Ljamin schlug mit der Hand auf den Tisch. »Hören Sie auf, sich zu streiten. Wir müssen klären, wer etwas über die Alte Basis oder auch die Grauen Ruinen weiß, kurz – über den Hügel mit der Markierung 211.«
    Alle schwiegen. Niemand hatte je Lust verspürt, die Ruinen der Erstsiedler aufzusuchen, überdies hatte es stets an der dafür nötigen Zeit gefehlt.
    »Mit einem Wort: Niemand weiß etwas«, resümierte Ljamin.
    »Und einen Plan gibt es auch nicht.«
    »Ich kann Auskunft geben«, meldete sich plötzlich der Sekretär des Direktors zu Wort; er war Stellvertreter für den wissenschaftlichen Bereich und zugleich Archivar. »In Bezug auf die Basis gibt es ziemliche Ungereimtheiten. Auf den Erkundungsskizzen Nortons ist sie überhaupt nicht vermerkt, später taucht sie bei Markierung 211 auf, und zwei Jahre danach geruhte der damalige Expeditionsleiter Jurkowski auf einer Aktennotiz Weljaminows, der um die Erlaubnis bat, die Ruinen der Alten Basis zu erforschen, eigenhändig zu vermerken« – der Sekretär hob ein vergilbtes Blatt Papier in die Höhe: ›Ich begreife nicht das Geringste. Lernen Sie erst mal richtig Karten zu lesen. Die Markierung lautet nicht 211, sondern 205. Erlaubnis erteilt. Jurkowski.‹«
    Die Anwesenden lachten verwundert.
    »Gestatten Sie einen Vorschlag«, sagte leise Rybkin. Alle sahen ihn an. »Wir sollten sofort zur Markierung 211 aufbrechen und eine Skizze von der Alten Basis anfertigen.«
    »Das ist natürlich richtig«, stimmte Ljamin zu. »Wer also Zeit hat, kann fahren. Die Leitung übernimmt der Genosse Liwanow. Die Beratung wird um elf Uhr fortgesetzt.«
    Von der Warmen Syrte bis zur Alten Basis waren es etwa sechs Kilometer Luftlinie. Man machte sich mit zwei Wüstenpanzern auf den Weg. Es kamen weit mehr Freiwillige zusammen, als an der Beratung teilgenommen hatten, und so beschloss Natascha, den Crawler zu nehmen. Die Panzer rollten klirrend und mit Gedröhn zum Außengebiet der Syrte. Um nicht in den Staub zu geraten, scherte Natascha mit ihrem Fahrzeug aus. Als sie am zentralen Wetterturm anlangte, sah sie plötzlich Rybkin. Der schmächtige Fährtensucher schritt wie gewöhnlich schnell aus, die Hände ruhten auf dem langen Karabiner, den er um den Hals gehängt hatte. Natascha bremste. »Felix«, rief sie, »wo wollen Sie denn so allein hin?«
    Er blieb stehen, trat zum Crawler. »Ich habe mich entschieden, zu Fuß zu gehen«, sagte er und schaute sie gelassen von unten her an. »Für mich hat der Platz nicht mehr gereicht.«
    »Steigen Sie ein«, sagte Natascha. Sie war auf einmal ganz ungezwungen mit Felix, kein bisschen wie sonst, an den Abenden im Observatorium. Felix schwang sich gewandt auf den Beifahrersitz, nahm den Karabiner vom Hals und

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