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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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Kakao bringen lassen.«
    »Ein bisschen was Schmackhaftes hätten Sie wohl nicht für uns, Alexander Filippowitsch?«, erkundigte sich ein rundlicher rotbäckiger Mann mit verbundenen Händen.
    In die Leute kam Bewegung.
    »Nein, was Schmackhaftes ist leider nicht da.« Ljamin schüttelte bedauernd den Kopf. »Höchstens konserviertes Huhn ...«
    Ein paar Stimmen riefen: »Das ist doch schon was, Alexander Filippowitsch, lassen Sie uns Huhn bringen! Wir sind tatsächlich noch nicht zum Frühstücken gekommen!«
    Ljamin gab jemandem einen entsprechenden Wink. »Das Essen wird gleich hier sein«, sagte er und stand auf. »Sind wir vollzählig?« Er ließ seinen Blick über die Anwesenden gleiten: »Asisbek, Gorin, Barabanow, Nakamura ... Malumjan ... Natascha ... Wang ... Ich kann Jefferson nicht entdecken ... Ach dort, Verzeihung ... Und wo steckt Opanassenko? Ist jemand von den Fährtensuchern anwesend?«
    »Opanassenko ist auf Exkursion«, sagte eine leise Stimme, und Natascha gewahrte Rybkin. Es war das erste Mal, dass sie ihn unrasiert sah.
    »Auf Exkursion?«, fragte Ljamin. »Na schön, beginnen wir also ohne Opanassenko. Wie Sie wissen, Genossen, sind die Flugegel in den letzten Wochen aktiver geworden. Seit vorgestern nun ist der Zustand ganz und gar unhaltbar. Die Egel starten ihre Angriffe jetzt auch schon am Tage. Zum Glück hat es bisher keine Opfer gegeben, dennoch haben mehrere Gruppen und Abschnittsleiter entschiedene Maßnahmen gefordert. Betonen möchte ich, Genossen, dass das Problem der Egel nicht neu ist. Wir sind der Sache längst überdrüssig, diskutieren schon viel zu lange über dieses Viehzeug, geraten uns seinetwegen sogar in die Haare. Den Feldgruppen machen die Egel sehr zu schaffen, und so ist es endlich an der Zeit, zu einer grundsätzlichen Entscheidung zu kommen. Um es kurz zu machen – es haben sich zwei Meinungen herausgebildet. Die Erste lautet: unverzügliche Treibjagd und gewaltsame Ausrottung der Egel. Die Zweite: Fortsetzung unserer Politik der passiven Verteidigung und Vorbeugung zumindest so lange, bis unsere Kolonie sich ausreichend gefestigt hat. Genossen«, Ljamin führte die Hände an die Brust, »ich bitte Sie nun, sich zu äußern, in freier Diskussion, doch möglichst ohne persönliche Ausfälle, denn das würde uns kein bisschen weiterbringen. Ich weiß, wir alle sind erschöpft, nervös und in irgendeiner Weise unzufrieden. Doch ich bitte noch einmal nachdrücklich darum, all das beiseitezulassen – es geht hier einzig um die Sache.« Seine Augen verengten sich. »Besonders Hitzige werde ich von der Beratung ausschließen, unbesehen ihres Ranges.«
    Er setzte sich. Sofort stand ein großer, sehr hagerer Mann auf, unrasiert, mit entzündeten Augen und vom Sonnenbrand fleckigem Gesicht. Es war der stellvertretende Baudirektor Viktor Kirillowitsch Gaidadymow.
    »Ich weiß nicht«, begann er, »wie lange eine solche Treibjagd dauern könnte – eine Dekade, einen Monat, vielleicht sogar ein halbes Jahr. Ich weiß auch nicht, wie viele Leute ihr dafür einsetzt – gewiss sind es die besten, möglicherweise alle. Und letztlich weiß ich ebenso wenig, ob diese Treibjagd überhaupt zum Erfolg führt. Doch eins weiß ich hundertprozentig, und ich halte es für meine Pflicht, das hier zur Kenntnis zu bringen: Erstens müssten wir wegen der Treibjagd den Wohnungsbau unterbrechen – und ich möchte daran erinnern, dass wir in zwei Monaten neue Leute herbekommen, die kritische Wohnraumlage sich aber schon jetzt bemerkbar macht. Auf der Warmen Syrte kann ich nicht mal Ehepaaren ein eigenes Zimmer zuweisen, wobei nicht gerade zur Ehre unserer ausländischen Freunde gesagt werden muss, dass sie sich in dieser Hinsicht etwas zu sehr erregen. Doch das nur nebenbei. Zweitens wird durch die Treibjagd die Errichtung der Fabrik für Baumaterialien hinausgezögert. Wie wichtig eine solche Fabrik unter unseren Bedingungen ist, dürfte allen nur zu klar sein. Von den Gewächs- und Treibhäusern, auf die wir im Falle der Jagd auch in diesem Sommer verzichten müssen, will ich gar nicht erst reden. Drittens aber, und das ist die Hauptsache: Die Jagd würde den Bau des Werkes zur Wiederaufbereitung verhindern. In einem Monat beginnen die Herbststürme, und dann können wir diesen Bau abschreiben.« Er biss die Zähne zusammen, schloss die Augen und öffnete sie wieder. »Sie wissen, Genossen, dass unsere Existenz hier am seidenen Faden hängt. Vielleicht verrate ich jetzt irgendwelche

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