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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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... Wenn’s auch nicht unbedingt wir sein müssen, irgendwer sollte den Mars schon wie Neuland behandeln. Immerhin ist er mehr als bloß eine Insel, ein Kontinent, eine Terra incognita – er ist ein Planet! Wir aber sitzen seit dreißig Jahren still und feige hier rum, klammern uns ans Wasser und an die Raumflughäfen. Außerdem sind wir so wenige, dass es schon fast lachhaft ist. Und ärgerlich zugleich. Da sitzt irgend so ein ergrauter alter Mann mit kämpferischer Vergangenheit in der Leitung und murrt: Es ist noch zu früh für diese Dinge, zu früh ...«
    Bei dem Wort »früh« gab es Penkow einen Ruck, er sah zur Uhr: »Ach du meine Güte«, murmelte er und kam umständlich hinter dem Tisch hervor, »ich hab schon zwei Sterne verpasst.« Doch dann begegnete sein Blick dem Nataschas, er öffnete den Mund und setzte sich sofort wieder. Er machte ein so drolliges Gesicht, dass alle, sogar Sergej, lachen mussten.
    Matti sprang auf, trat zum Fenster. »Was für eine Nacht! Die Bildqualität dürfte heute phantastisch sein.« Er schaute über die Schulter zu Natascha hin.
    Felix lebte auf. »Wenn Sie wollen, Natascha, kann ich die Wache übernehmen, solange Sie arbeiten.«
    »Aber geht denn das ... Müssen Sie nicht los? ...« Natascha wurde rot. »Ich wollte sagen, dass Sie sonst immer um diese Zeit aufbrechen ...«
    »Wozu die Wache übernehmen?«, sagte Matti. »Das kann ich selber machen. Meine Kamera ist sowieso hin.«
    »Dann zieh ich mich jetzt mal an«, sagte Penkow.
    »Also gut«, willigte Natascha ein. »Hiermit nehme ich meine Anweisung von neunzehn Uhr zurück.«
    Penkow war bereits draußen. Sergej erhob sich gleichfalls und verließ den Raum, ohne jemanden anzusehen. Matti begann das Geschirr abzuräumen.
    »Kommen Sie, ich helfe Ihnen«, erbot sich Rybkin und krempelte sorgfältig die Ärmel hoch.
    »Was gibt’s da zu helfen«, entgegnete Matti. »Fünf Tassen, fünf Teller ...« Er warf einen Blick auf Rybkins Hände und stutzte. »Wozu soll denn das gut sein?«, fragte er erstaunt. Felix trug am rechten und am linken Handgelenk jeweils zwei Uhren.
    »Ich hab da noch so eine Hypothese«, erwiderte Rybkin ernsthaft. »Also Sie waschen selber ab?«
    »Ja«, sagte Matti und dachte: Dieser Felix ist wirklich ein merkwürdiger Bursche.
    »Dann geh ich jetzt«, sagte Rybkin und verließ den Raum.
    Das Funkgerät in der Zimmerecke begann plötzlich zu rauschen und zu knacken, dann sagte eine tiefe, müde Stimme: »Hallo Eins, hier spricht die Syrte. Syrte ruft Eins.«
    Matti rief: »Natascha, die Syrte ist dran!« Dann trat er ans Mikrofon und antwortete: »Die Eins hört!«
    »Ich möchte den Gruppenleiter sprechen«, sagte die Stimme.
    »Augenblick.«
    Natascha kam hereingelaufen, mit offenem Pelzmantel und der Sauerstoffmaske auf der Brust. »Hier der Gruppenleiter«, meldete sie sich.
    »Ich bekräftige nochmals die Anweisung – sämtliche Nachtarbeiten sind untersagt. Die Warme Syrte ist von Flugegeln umzingelt. Ich wiederhole ...«
    Matti hörte zu, während er die Teller abtrocknete. Penkow und Sergej kamen herein. Matti beobachtete interessiert, wie sich ihre Gesichter in die Länge zogen.
    »Die Warme Syrte ist von Flugegeln umzingelt. Können Sie mich hören?«
    »Ja, ich höre Sie gut«, antwortete Natascha betrübt. »Die Syrte ist von Flugegeln umzingelt, alle Nachtarbeiten sind untersagt.«
    »Gute Nacht also«, sagte die Stimme, und das Rauschen im Lautsprecher verstummte.
    »Gute Nacht, Penkow«, sagte Sergej und knöpfte sich den Pelzmantel wieder auf.
    Penkow gab keine Antwort. Er begann wütend zu schnaufen und verschwand in sein Zimmer.
    »Nun, dann geh ich jetzt«, ließ sich Felix erneut vernehmen.
    Alle wandten sich ihm zu. Er stand in der Tür – klein, stämmig, den unverhältnismäßig großen Karabiner bei Fuß.
    »Und wo willst du hin?«, fragte Matti.
    Rybkin wies die Richtung, in die er zu gehen gedachte.
    »Du bist verrückt«, sagte Matti.
    Felix lächelte erstaunt. »Was hast du auf einmal?«
    »Haben Sie den Funkspruch nicht gehört?«, fragte Natascha hastig.
    »Doch, hab ich«, erwiderte Felix. »Aber ich als Fährtensucher bin dem Kommandanten der Syrte nicht unterstellt.« Er setzte die Maske auf, klappte die Brille herunter, winkte noch einmal mit der behandschuhten Hand und verließ den Raum. Alle starrten wie gebannt zur Tür.
    »Aber das geht doch nicht«, sagte Natascha verwirrt. »Sie werden ihn umbringen ...«
    Sergej sprang jäh auf und stürzte, sich den

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