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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Bersten und Splittern gebracht, daß wir deutlich sahen: eine zweite Sprengung mußte ihn zerstören, und so war es auch. Nach dem zweiten Male konnten wir auf diese Weise an zwei oder drei Stellen unsere Hände in den Stamm hineinstecken und entdeckten eine Täuschung, nämlich vom Grund des hohlen Baumes aus war ein Loch oder eine Höhle in die Erde gegraben worden, die mit einer anderen, weiter drinnen liegenden Höhle verbunden war; von dort hörten wir die Stimmen einiger Wilder, die sich etwas zuriefen und miteinander sprachen.
    Als wir so weit gekommen waren, hatten wir große Lust, zu ihnen zu gelangen, und William wünschte, daß ich ihm drei Mann mitgeben sollte, die mit Handgranaten ausgerüstet waren; er versprach, als erster hinunterzugehen, und tat dies auch voller Kühnheit, denn, alles, was recht ist, William hatte das Herz eines Löwen.
    Sie hielten Pistolen in den Händen und hatten Säbel an der Seite, aber was sie den Eingeborenen zuvor mit ihren Stinktöpfen beigebracht hatten, zahlten diese ihnen jetzt in ihrer eigenen Münze heim, denn sie ließen soviel Rauch durch den Gang in die Höhle oder das Loch steigen, daß William und seine drei Leute froh waren, schleunigst wieder hoch- und auch aus dem Baumstamm herauskommen zu können, da es ihnen an Luft mangelte, und sie wären tatsächlich fast erstickt.
    Nie wurde eine Festung besser verteidigt und ein Angreifer auf so vielfältige Weise zurückgeschlagen. Wir waren jetzt dafür, es aufzugeben, und ich selbst rief William, um ihm zu sagen, ich könne nur darüber lachen, wie wir hier unsere Zeit für nichts und wieder nichts vertrödelten; ich fände es unsinnig, was wir hier täten, und ganz gewiß seien die Schufte dort drinnen äußerst gerissen; es wäre zwar für jeden ärgerlich, sich von ein paar nackten, unwissenden Kerlen an der Nase herumführen zu lassen, trotzdem aber lohne es sich für uns nicht, die Sache noch weiter zu treiben, und ich sähe auch nicht, welchen Gewinn uns die Eroberung brächte, wenn sie gelänge; deshalb dächte ich, es sei höchste Zeit, das Unterne hmen abzubrechen.
    William gab zu, daß ich recht hatte und uns der Versuch nichts einbringen könne, als nur unsere Neugier zu befriedigen, und obwohl er der Sache sehr gern auf den Grund gegangen wäre, wollte er doch nicht darauf bestehen; deshalb beschlossen wir, Schluß zu machen und uns zu entfernen, und das taten wir. Bevor wir aber gingen, erklärte William, er wolle sich noch an den Eingeborenen rächen, indem er den Baum niederbrannte und den Eingang zur Höhle verschüttete. Während er damit beschäftigt war, sagte der Geschützmeister zu ihm, er wolle auch gern Rache an ihnen nehmen, nämlich eine Mine aus der Höhle machen und feststellen, nach welcher Seite sie losginge. Darauf holte er zwei Fässer Schießpulver vom Schiff, stellte sie in die Höhle, soweit er es wagte, sie hineinzutragen, verstopfte dann dort, wo der Baum stand, ihren Eingang und stampfte die Erde schön fest, wobei er nur ein Rohr oder Zündloch ließ; dann legte er Feuer und stellte sich in einige Entfernung, um zu sehen, nach welcher Richtung es wirkte. Da sah er plötzlich, wie sich die Explosion des Pulvers zwischen einigen Büschen auf der anderen Seite des schon erwähnten kleinen Hügels Luft machte und dort dröhnend wie aus einem Kanonenrohr hervorbrach. Wir rannten sogleich dorthin und sahen, was das Pulver angerichtet hatte.
    Als erstes stellten wir fest, daß sich hier der andere Eingang zur Höhle befand; das Pulver hatte ihn weit auseinandergesprengt und aufgerissen, und die lockere Erde war auf eine Weise eingefallen, daß man keine Form mehr unterscheiden konnte. Wir sahen dort aber, was aus der Garnison von Eingeborenen geworden war, die uns soviel zu schaffen gemacht hatte, denn einige hatten keine Arme, einige keine Beine, andere keinen Kopf mehr; ein paar von ihnen lagen halb begraben im Schutt der Mine – das heißt in der eingestürzten lockeren Erde; kurz, alle waren einem gräßlichen Gemetzel erlegen, denn wir mußten annehmen, daß nicht einer von denen, die sich in der Höhle aufgehalten hatten, entkommen war, vielmehr hatte die Explosion alle aus dem Eingang hervorgeschleudert wie Kugeln aus einer Kanone.
    Wir hatten jetzt volle Rache an den Eingeborenen geno mmen, aber alles in allem brachte die Reise Verluste mit sich, denn wir hatten zwei Tote, einen gänzlich Verkrüppelten und fünf weitere Verwundete; wir verbrauchten dort zwei Faß Schießpulver

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