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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Kräutern und Wurzelgemüse, wir waren im Begriff den Anker zu lichten und unser Vormarssegel loszumachen, damit es segelbereit war, da sichteten wir nördlich ein großes Schiff, das unmittelbar auf uns zuhielt. Wir wußten nicht, was es sein mochte, nahmen aber das Schlimmste an und beeilten uns, den Anker zu hieven und uns zum Auslaufen bereitzumachen, damit wir gerüstet waren, uns anzuhören, was es uns zu sagen hatte, denn um ein einzelnes Schiff machten wir uns keine großen Sorgen, fürchteten aber, daß uns drei oder vier auf einmal angreifen könnten.
    Als wir unseren Anker in der Klüse hatten und das Boot verstaut war, befand sich das Schiff eine Seemeile weit von uns entfernt und hielt auf uns zu, um uns, wie wir glaubten, anzugreifen; so hißten wir unsere schwarze Flagge am Heck und die blutrote über dem Topp, und nachdem wir klar Schiff gemacht hatten, segelten wir in westlicher Richtung fort, um günstiger am Wind zu liegen als die anderen.
    Anscheinend hatten sie uns zuvor völlig verkannt, da sie in diesen Gewässern weder einen Feind noch einen Seeräuber erwartet und nicht daran gezweifelt hatten, daß unser Schiff eins ihrer eigenen Fahrzeuge sei, und so gerieten sie wohl in ziemlich große Verwirrung. Als sie ihres Irrtums gewahr wurden, steuerten sie sogleich über den anderen Bug dicht am Wind und liefen allmählich auf die Küste zu, zum östlichsten Teil der Insel hin. Hierauf wendeten wir und verfolgten sie mit allen Segeln, die wir setzen konnten, und nach zwei Stunden waren wir fast in Kanonenschußweite von ihnen gelangt. Obgleich sie alle Segel beisetzten, die sie nur beisetzen konnten, blieb ihnen nichts weiter übrig, als sich mit uns einzulassen, und sie merkten bald, daß sie uns nicht gewachsen waren. Wir feuerten eine Kanone ab, um sie zum Beidrehen zu veranlassen, und sie bemannten daraufhin ihr Boot und schickten es mit einer Parlamentärfahne zu uns. Wir sandten das Boot zurück, jedoch mit der Antwort an den Kapitän, er habe keine andere Wahl, als die Flagge zu streichen, unter unserem Heck vor Anker zu gehen und selbst an Bord zu uns zu kommen. Dort werde er unsere Forderungen erfahren; da er uns jedoch noch nicht die Mühe gemacht habe, ihn zu zwingen, was wir ja offensichtlich tun könnten, so versicherten wir den Unterhändlern, werde der Kapitän mit allen seinen Leuten unversehrt zurückkehren, und wenn sie uns mit den Dingen versorgten, die wir forderten, wollten wir ihr Schiff nicht plündern. Sie fuhren mit dieser Botschaft zurück, und nachdem sie wieder an Bord waren, dauerte es noch eine Weile, bevor das Schiff die Flagge strich, weshalb wir schon glaubten, sie wollten sich weigern; so gaben wir einen Schuß ab, und nach ein paar weiteren Minuten sahen wir, wie ihr Boot ablegte. Sobald dies geschehen war, strich das Schiff die Flagge und ging, unseren Anweisungen entsprechend, vor Anker.
    Als der Kapitän bei uns an Bord war, verlangten wir eine Aufstellung über die Ladung seines Schiffs, die hauptsächlich aus Ballen von Waren aus Bengalen für Bantam bestand. Wir erklärten ihm, was wir gegenwärtig brauchten, seien Vorräte, für die er und seine Leute keinen Bedarf hatten, da sie soeben am Ende ihrer Reise angekommen waren, und wenn sie ihr Boot zusammen mit dem unseren an Land schickten und uns sechsundzwanzig Stück Schwarzrindvieh, sechzig Schweine sowie eine gewisse Menge Branntwein und Arrak nebst dreihundert englischen Scheffeln Reis besorgten, wollten wir sie unbehindert fahren lassen.
    Was den Reis betraf, so gaben sie uns sechshundert englische Scheffel, die sie tatsächlich an Bord hatten, zusammen mit einem Posten, den sie als Fracht mit sich führten. Sie übergaben uns auch dreißig mittelgroße Fässer mit ausgezeichnetem Arrak, Rind- und Schweinefleisch aber hatten sie keins. Sie gingen jedoch mit unseren Leuten an Land und kauften elf Ochsen und fünfzig Schweine ein, die nach unserem Bedarf eingepökelt wurden, und nachdem wir diese Vorräte von Land hatten, ließen wir sie und ihr Schiff frei.
Wir hatten dort mehrere Tage gelegen, bevor wir die bestellten Vorräte übernehmen konnten, und einige der Leute glaubten, die Holländer seien auf unsere Vernichtung bedacht; sie verhielten sich aber ganz ehrlich und taten, was sie konnten, um die Schwarzrinder zu liefern, fanden es jedoch unmöglich, so viele aufzutreiben. Deshalb kamen sie zu uns und berichteten uns freimütig, daß sie, wenn wir nicht noch eine Weile länger dort blieben, keine

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