Kapitän Singleton
gewesen sei. Er verneinte es. Dann fragte ich ihn, ob er über die Leute auf der Insel und über die Art, wie sie Christen behandeln, die ihnen in die Hände fallen, etwas gehört oder gelesen habe, und er erzählte mir, er habe von einem solchen Fall gehört und er werde mir die Geschichte nachher berichten. Der Mann, um den es ging, habe Knox geheißen, so sagte er, und sei Kapitän eines Ostindienfahrers gewesen, der, genau wie unser Schiff, hier an der Küste der Insel Ceylon auf Grund gelaufen sei, wenn er auch nicht sagen könne, ob es hier an derselben Stelle gewesen sei oder anderswo; die Barbaren hätten ihn betrogen und dazu verleitet, an Land zu kommen, genau wie sie uns jetzt dazu aufforderten, und als sie ihn hatten, umzingelten sie ihn und seine achtzehn oder zwanzig Leute. Sie erlaubten ihnen niemals mehr zurückzukehren, sondern behielten sie als Gefangene oder ermo rdeten sie – welches von beidem, könne er nicht sagen. Sie schleppten sie jedenfalls ins Innere des Landes, trennten sie voneinander, und keiner hörte jemals wieder von ihnen, außer vom Sohn des Kapitäns, der wie durch ein Wunder nach zwanzigjähriger Sklaverei entkam.
Ich hatte in diesem Augenblick keine Zeit, ihn zu bitten, mir die ganze Geschichte dieses Knox zu erzählen, und noch viel weniger, sie anzuhören, sondern schnitt ihm, wie man es gewöhnlich tut, wenn man ein wenig gereizt ist, das Wort ab. „Nun dann, Freund William“, sagte ich, „was sollen wir Eurer Meinung nach tun? Ihr seht doch, in welchem Zustand sich unser Schiff befindet und was vor uns liegt. Etwas muß getan werden, und zwar gleich.“ – „Freilich“, sagte William, „ich will dir sagen, was du tun sollst. Als erstes veranlasse, daß eine weiße Fahne herausgehängt wird, wenn sie es für uns tun. Bemanne das Beiboot und die Pinasse mit so vielen Leuten, wie nur hineingehen, so daß sie sich ihrer Waffen bedienen können. Laß mich mit ihnen fahren, und du wirst sehen, was wir tun werden. Wenn ich keinen Erfolg habe, bist du in Sicherheit, und sollte ich wirklich keinen Erfolg haben, so wird das mein eigener Fehler sein, und du wirst durch meine Torheit klug werden.“
Ich wußte zuerst nicht, was ich ihm darauf antworten sollte, sagte aber nach einer Pause: „William, William, ich möchte gleichfalls nicht, daß Euch etwas zustößt, so wie Ihr nicht wollt, daß mir etwas geschieht, und wenn irgendeine Gefahr dabei ist, wünsche ich, daß Ihr ebensowenig hineingeratet wie ich. Darum laßt uns, wenn es Euch recht ist, alle auf dem Schiff bleiben, dann geht es uns gleich, und wir haben ein gemeinsames Schicksal.“
„Nein, nein“, sagte William, „bei der Methode, die ich vorschlage, gibt es keine Gefahr. Du sollst mit mir fahren, wenn du es für richtig hältst. Befolge nur die Maßnahmen, für die ich mich entschließe, und verlaß dich darauf, wir werden dann zwar von Bord gehen, aber niemand von uns wird sich ihnen mehr als nur auf Rufweite nähern. Wie du siehst, haben sie keine Boote, um vom Ufer zu uns herzukommen, aber“, so fuhr er fort, „mir wäre es lieber, wenn du meinen Rat befolgtest und die Schiffe, entsprechend dem Signal, das ich vom Boot aus gebe, befehligtest; und laß uns die Sache vereinbaren, bevor wir abfahren.“
Nun, ich stellte fest, daß William seine Maßnahmen schon im Kopf bereit hatte und keineswegs verlegen war, was er tun sollte. So erklärte ich ihm, für diese Fahrt sei er der Kapitän und wir unterstünden seinen Befehlen; ich wolle das Nötigste tun, damit sie bis aufs I-Tüpfelchen ausgeführt würden.
Als wir unsere Debatte damit beendet hatten, befahl er vierundzwanzig Mann ins Beiboot und zwölf in die Pinasse, und da das Meer jetzt ziemlich ruhig war, legten sie, alle sehr gut bewaffnet, ab. Er hatte auch befohlen, sämtliche Kanonen des großen Schiffs, die an der der Küste zugewandten Seite standen, mit Musketenkugeln, alten Nägeln, Kuppnägeln und ähnlichem Eisen- und Bleischrott sowie mit allem, was wir zur Hand hatten, zu laden. Wir sollten uns bereit halten, Feuer zu geben, sobald wir sahen, daß sie die weiße Fahne senkten und in der Pinasse eine rote hißten.
Nachdem wir diese Maßnahmen miteinander verabredet hatten, legten sie ab und hielten auf die Küste zu; William befand sich bei den zwölf Mann in der Pinasse, und das Beiboot folgte ihm mit weiteren vierundzwanzig, lauter kräftige, entschlossene Burschen, die gut bewaffnet waren. Sie ruderten so nahe ans Ufer, daß sie mit
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