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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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verschwunden waren, setzten sie ihre Reise fort. Sie führten ein gehöriges Paket Baumwollgarn mit sich, um Mützen daraus zu stricken, und hatten ihre Waren behalten, angeblich um sie gegen Dörrfleisch einzutauschen, das nur in diesem niedrig gelegenen Landesteil verkauft wurde. Ihr Weg führte sie zwangsläufig durch Kalluvilla, den Sitz des Gouverneurs, der ausdrücklich zu dem Zweck dort wohnte, alle Reisenden, die kommen und gehen, zu überprüfen. Dies bereitete ihnen große Sorgen, denn er würde ohne weiteres vermuten, sie hätten sich über den ihnen erlaubten Raum hinausbegeben, da sie ja Gefangene waren. Sie suchten jedoch entschlossen sein Haus auf, und als sie ihn dort antrafen, übergaben sie ihm ein Geschenk von Tabak und Betelnüssen, zeigten ihm ihre Waren und erklärten, sie seien gekommen, um Dörrfleisch zu holen, das sie mit sich zurücknehmen wollten. Der Gouverneur schöpfte keinen Verdacht und sagte, es tue ihm leid, daß sie in einer so trockenen Jahreszeit hergekommen seien, wo man keine Rehe fangen konnte; sobald es aber regnete, wolle er sie versorgen. Diese Antwort bereitete ihnen Freude, und sie taten, als seien sie es zufrieden, dort zu bleiben; sie verweilten zwei, drei Tage bei ihm, und da noch immer kein Regen gefallen war, übergaben sie dem Gouverneur fünf oder sechs Ladungen Schießpulver, das dort eine Seltenheit war, hinterließen ein Bündel in seinem Haus und baten ihn, ein paar Rehe für sie zu schießen, während sie einen Abstecher nach Anuradhapura machten. Auch hier versetzte sie die Tatsache in Schrecken, daß der König Soldaten ausgeschickt hatte, die dem Gouverneur den Befehl überbrachten, die Wachen zu verstärken, damit keinerlei verdächtige Personen durchkämen. Das sollte zwar nur dazu dienen, eine Flucht von Verwandten gewisser Adliger zu verhindern, die der König eingesperrt hatte, sie befürchteten aber, die Wachen könnten sich wundern, Weiße hier zu sehen, und sie wieder zurückschicken. Gott fügte es jedoch, daß sie sehr freundlich zu ihnen waren und sie ihren Geschäften überließen, und so gelangten sie ungefährdet nach Anuradhapura. Der Vorwand ihres Kommens war Dörrfleisch, obgleich sie wußten, daß keins zu haben war; ihre eigentliche Absicht aber war, den Weg, der zu den Holländern hinunterführte, zu suchen, und zu diesem Zweck blieben sie drei Tage. Sie stellten jedoch fest, daß auf dem Weg nach Jaffnapatam, einem der holländischen Häfen, eine Wache stand, die kaum zu umgehen war, und es auch andere unüberwindliche Schwierigkeiten gab, und so beschlossen sie, zurückzukehren und dem Fluß Malwatta Oya zu folgen, von dem sie schon zuvor vermutet hatten, er werde sie zum Meer führen. Um einer Verfolgung aus dem Weg zu gehen, verließen sie am Sonntag, dem 12. Oktober, bei Nachtanbruch, einem Zeitpunkt, wo die Leute aus Angst vor wilden Tieren niemals reisten, Anuradhapura. Sie waren ausgerüstet mit allem, was sie für ihre Wanderung brauchten, wie Proviant für zehn Tage, einem Kessel zum Essenkochen, zwei Kürbisflaschen zum Wasserholen und zwei großen Schattenpalmblättern zum Errichten eines Zelts sowie mit Rohzucker, Eingemachtem, Tabak, Betelnüssen, Zunderbüchsen und Rehhäuten für Schuhe, um ihre Füße vor den Dornen zu schützen, denn auf sie verließen sie sich am meisten. Als sie zum Malwatta Oya gelangt waren, hielten sie sich im Wald und wanderten neben dem Fluß her, ohne den Ufersand zu betreten (damit sie keine Fußspuren hinterließen), oder nur dann, wenn sie dazu gezwungen waren, und in dem Fall gingen sie rückwärts. Nachdem sie ein gutes Stück im Wald vorgedrungen waren, begann es zu regnen; darum schlugen sie ihre Zelte auf, zündeten ein Feuer an und ruhten sich vor Aufgang des Mondes aus, der gerade achtzehn Tage alt war; dann banden sie sich Rehhäute um die Füße, entledigten sich ihrer Waren und zogen weiter. Als sie unter Schwierigkeiten, weil der Mond zwischen den dicken Bäumen nur wenig Licht gab, drei bis vier Stunden gewandert waren, stand ein Elefant vor ihnen auf dem Weg; da sie ihn nicht versche uchen konnten, mußten sie bis zum Morgen warten, und so machten sie Feuer und rauchten eine Pfeife Tabak. Bei Tageslicht vermochten sie dort keinerlei menschliche Spuren zu entdecken, denn es war nichts als Wald zu sehen, und so hofften sie, schon alle Gefahren hinter sich gelassen zu haben und jenseits aller Siedlungen zu sein. Aber sie täuschten sich, denn der sich nordwärts windende Fluß

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