Kapitän Singleton
Handel trieben, vor allem jederlei Küstenhandel, der sich ihnen bot. Der Doktor wurde als erster bestimmt, Bekanntschaft mit ihnen zu schließen; er empfahl seinen Freund, den Ladungsaufseher, und nach und nach freundeten sich die Kaufleute ebensosehr mit dem Gelegenheitskauf an wie unsere Männer mit den Kaufleuten, nur daß die Ladung ein bißchen zu umfangreich für sie war.
Dies erwies sich aber nicht lange als Schwierigkeit für sie, denn am nächsten Tag brachten sie noch zwei Kaufleute, gleichfalls Engländer, mit ins Geschäft, und wie William aus ihrer Unterhaltung entnehmen konnte, hatten sie beschlossen, die Waren, falls sie sie kauften, auf eigene Rechnung in den Persischen Golf zu bringen. William verstand den Wink und schloß daraus, wie er mir später erzählte, daß wir sie ebensogut hätten selbst dorthin bringen können. Das war aber nicht Williams gegenwärtiges Anliegen; er hatte nicht weniger als dreiunddreißig Tonnen Muskatnüsse und achtzehn Tonnen Nelken an Bord. Unter den Nüssen befand sich auch eine beträchtliche Menge Muskatblüten, aber wir waren nicht bereit, viel nachzulassen. Kurz, sie feilschten, und die Kaufleute, die sehr gern die Schaluppe mitsamt der Ladung erworben hätten, wiesen William die Richtung und gaben ihm zwei Mann als Lotsen, damit er sich zu einer Flußmündung in etwa sechs Meilen Entfernung von der Faktorei begeben konnte; sie brachten Boote dorthin, übernahmen die ganze Ladung und bezahlten William sehr redlich dafür. Der gesamte Posten kam, in Geld ausgedrückt, auf ungefähr fünfunddreißigtausend Pesos, abgesehen von einigen wertvollen Waren, die William sehr gern annahm, und zwei großen Diamanten, die einen Wert von etwa dreihundert Pfund Sterling hatten.
Als sie das Geld ausgezahlt hatten, lud William sie an Bord der Schaluppe, wohin sie auch kamen; der vergnügte alte Quäker unterhielt sie köstlich durch seine Sprechweise, und er duzte sie immerfort und machte sie derart betrunken, daß sie in dieser Nacht nicht an Land gehen konnten.
Sie hätten gern gewußt, wer unsere Leute waren und woher sie kamen, aber nicht ein Mann auf der Schaluppe antwortete ihnen auf irgendeine ihrer Fragen; sie reagierten jedoch in einer Weise, daß die anderen glaubten, sie scherzten und machten Spaß mit ihnen. Im Laufe unseres Gesprächs erzählte mir William aber, die Engländer seien in der Lage, jede Ladung zu übernehmen, die wir ihnen brächten, und hätten doppelt so viele Gewürze gekauft, wenn unsere Leute sie gehabt hätten. William befahl dem fröhlichen Kapitän, ihnen zu sagen, sie hätten noch eine zweite Schaluppe in Margao liegen, die gleichfalls eine Menge Gewürze an Bord habe, und wenn diese bei seiner Rückkehr nicht verkauft seien (denn dorthin fahre er), dann wolle er sie hierherbringen.
Seine neuen Kunden waren so erpicht darauf, daß sie den Handel am liebsten im voraus mit dem alten Kapitän abgeschlossen hätten. „Nein, Freund“, sagte er, „ich will nicht ungesehen ein Geschäft mit dir machen und weiß auch gar nicht, ob der Besitzer der Schaluppe seine Ladung nicht schon an irgendwelche Kaufleute in Salsat verkauft hat. Sollte das aber nicht der Fall sein, wenn ich dorthin komme, dann beabsichtige ich, ihn dir herzubringen.“
Der Doktor war die ganze Ze it über beschäftigt, ebenso wie William und der alte Kapitän, denn er fuhr mehrmals am Tage in dem indischen Boot an Land und brachte für die Schaluppe frischen Proviant, den die Besatzung recht nötig brauchte. Insbesondere brachte er siebzehn große Arrakfässer mit, die soviel faßten wie Stückfässer, und daneben eine Reihe von kleineren Fässern, ferner eine gewisse Menge Reis und reichlich Obst, wie Mangofrüchte, Kürbisse und dergleichen mehr, dazu Geflügel und Fisch. Er kam niemals an Bord, ohne tief geladen zu haben, denn er kaufte nicht nur für sie, sondern auch für das Schiff ein. So versorgten sie uns halbwegs mit Reis und Arrak, einigen Schweinen und sechs oder sieben lebenden Kühen und kamen, mit Vorräten beladen und mit dem Auftrag, dorthin zurückzukehren, wieder zu uns.
Wir hießen William immer als den Überbringer froher Botschaft willkommen, diesmal aber ganz besonders, denn dort, wo wir mit dem Schiff angelegt hatten, konnten wir außer ein paar Mangofrüchten und etwas Wurzelgemüse nichts erhalten, weil wir uns nicht ins Land hineinwagen oder bekannt werden wollten, bevor wir Nachricht von unserer Schaluppe hatten; und tatsächlich waren unsere
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