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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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beizustehen, um sich zu verteidigen; aber von sich aus ein mit fast fünfzig Kanonen bestücktes Piratenschiff anzugreifen, wie unser Fahrzeug es war, lag offensichtlich jenseits ihrer Befugnisse; daher brauchten wir uns darüber nicht zu beunr uhigen, und wir zerbrachen uns also nicht den Kopf darüber; andererseits aber lag es nicht im geringsten in unserem Interesse, uns bei ihnen sehen zu lassen und Nachricht über uns von einer Faktorei zur anderen gelangen zu lassen, so daß wir bei irgendwelchen späteren Absichten sicher sein konnten, an ihrer Ausführung gehindert und entdeckt zu werden. Noch weniger lag uns daran, uns in irgendeiner holländischen Faktorei an der Malabarküste sehen zu lassen, denn da unser Schiff vollgeladen war mit Gewürzen, deren wir sie, im Sinne ihres Handelsprivilegs, beraubt hatten, hätte ihnen dies verraten, wer wir waren und was wir getan hatten, und zweifellos hätten sie alles nur mögliche unternommen, um über uns herzufallen.
    Die einzige Möglichkeit, die wir hatten, war Goa anzusteuern und, wenn möglich, unsere Gewürze in der dortigen portugiesischen Faktorei zu verkaufen. Dementsprechend segelten wir bis fast dorthin, denn wir hatten schon vor zwei Tagen Land gesichtet, und da wir uns auf der Höhe von Goa befanden, hielten wir Kurs auf Margao an der Spitze von Salsat, auf dem Wege nach Goa. Hier rief ich den Leuten am Ruder zu, sie sollten beidrehen, und hieß den Steuermann, nach Nordnordwest auszulaufen, bis wir vom Ufer her nicht mehr zu sehen waren. Jetzt berieten William und ich, wie wir es in Notlagen immer taten, welche Maßnahmen wir treffen sollten, um dort Handel zu treiben, ohne entdeckt zu werden, und gelangten am Ende zu dem Schluß, daß wir Goa überhaupt nicht anlaufen wollten, sondern daß sich William zusammen mit einigen zuverlässigen Burschen, auf die wir uns verlassen konnten, mit der Schaluppe nach Surat, das noch weiter nördlich lag, begeben und dort als Händler versuchen sollte, mit solchen englischen Faktoreien, die sich für sie als geeignet erwiesen, Geschäfte abzuschließen.
    Um dies so vorsichtig wie nur möglich auszuführen und keinen Verdacht zu erregen, kamen wir überein, alle Kanonen aus der Schaluppe zu entfernen und ausschließlich Leute an Bord zu lassen, die uns versprachen, daß sie nicht wünschten oder versuchen würden, an Land zu gehen oder mit irgend jemand, der an Bord kommen mochte, zu sprechen oder sich in eine Unterhaltung einzulassen; und um die Verkleidung, unseren Absichten entsprechend, vollkommen zu machen, unterwies William zwei unserer Leute – einen Wundarzt, wie er selbst es war, und einen gewitzten Burschen, einen alten Seemann, der an der Küste von Neuengland Lotse gewesen war und der ausgezeichnet zu schauspielern verstand. Diese beiden verkleidete William als Quäker und brachte ihnen bei, wie solche zu sprechen. Den alten Lotsen machte er zum Kapitän der Schaluppe und den Wundarzt zum Doktor, sich selbst aber zum Ladungsaufseher. In dieser Aufmachung und mit vollgeladener Schaluppe, von der sie alle Verzierungen entfernt hatten (es waren auch schon vorher nur wenig daran gewesen) und auf der nicht eine Kanone zu sehen war, segelte er fort, mit Kurs auf Surat.
    Ich hätte erwähnen sollen, daß wir einige Tage, bevor wir uns trennten, eine kleine Sandinsel dicht unter der Küste anliefen, wo wir einen schönen Schlupfhafen mit tiefem Wasser vorfanden, der einer Reede glich und sich außer Sichtweite von den Faktoreien befand, die hier an der Küste sehr dicht beieinander lagen. Nun stauten wir die Ladung der Schaluppe um und beluden sie ausschließlich mit Waren, die wir dort umsetzen wollten, und das waren fast nur Muskatnüsse und Nelken, vor allem aber jene; von da liefen William und seine beiden Quäker mit einer Besatzung von etwa achtzehn Mann mit der Schaluppe nach Surat aus und gingen in einiger Entfernung von der Faktorei vor Anker.
    William war so vorsichtig, daß er es möglich machte, sich zusammen mit dem Doktor, wie er ihn nannte, in einem Boot, das an der Schaluppe anlegte, um ihnen Fisch zu verkaufen, und das nur von einheimischen Indern gerudert wurde, an Land bringen zu lassen; dieses Boot mietete er nachher auch, um wieder an Bord zurückzukehren. Nicht lange, nachdem sie an Land waren, gelang es ihnen, die Bekanntschaft einiger Engländer zu machen, die zwar dort wohnten und vielleicht zuvor Angestellte der Company gewesen waren, zu dieser Zeit aber anscheinend auf eigene Rechnung

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