Kapitän Singleton
wagte, sie hineinzutragen, verstopfte dann dort, wo der Baum stand, ihren Eingang und stampfte die Erde schön fest, wobei er nur ein Rohr oder Zündloch ließ; dann legte er Feuer und stellte sich in einige Entfernung, um zu sehen, nach welcher Richtung es wirkte. Da sah er plötzlich, wie sich die Explosion des Pulvers 271
zwischen einigen Büschen auf der anderen Seite des schon erwähnten kleinen Hügels Luft machte und dort dröhnend wie aus einem Kanonenrohr hervorbrach. Wir rannten sogleich dorthin und sahen, was das Pulver angerichtet hatte.
Als erstes stellten wir fest, daß sich hier der andere Eingang zur Höhle befand; das Pulver hatte ihn weit auseinanderge-sprengt und aufgerissen, und die lockere Erde war auf eine Weise eingefallen, daß man keine Form mehr unterscheiden konnte. Wir sahen dort aber, was aus der Garnison von Eingeborenen geworden war, die uns soviel zu schaffen gemacht hatte, denn einige hatten keine Arme, einige keine Beine, andere keinen Kopf mehr; ein paar von ihnen lagen halb begraben im Schutt der Mine – das heißt in der eingestürzten lockeren Erde; kurz, alle waren einem gräßlichen Gemetzel erlegen, denn wir mußten annehmen, daß nicht einer von denen, die sich in der Höhle aufgehalten hatten, entkommen war, vielmehr hatte die Explosion alle aus dem Eingang hervorgeschleudert wie Kugeln aus einer Kanone.
Wir hatten jetzt volle Rache an den Eingeborenen geno mmen, aber alles in allem brachte die Reise Verluste mit sich, denn wir hatten zwei Tote, einen gänzlich Verkrüppelten und fünf weitere Verwundete; wir verbrauchten dort zwei Faß Schießpulver und vertaten elf Tage, und das Ganze nur, um herauszubekommen, wie man einen einheimischen Stollen macht oder eine Garnison in einem hohlen Baum hält; und mit diesem so teuer erkauften Wissen legten wir ab, nachdem wir Trinkwasser an Bord genommen, aber keine frischen Vorräte gefunden hatten.
Nun dachten wir nach, wie wir nach Madagaskar zurückge-langen könnten. Wir befanden uns etwa auf der Breite des Kaps der Guten Hoffnung, hatten aber eine so lange Fahrt vor uns und waren auch nicht sicher, günstige Winde oder unterwegs Land anzutreffen, daß wir nicht wußten, wie wir uns verhalten sollten. Auch hier war William wieder unsere letzte 272
Zuflucht, und er redete sehr offen mit uns. „Freund“, sagte er zu mir, „welche Veranlassung hast du denn, dich der Gefahr des Verhungerns auszusetzen, nur um des Vergnügens willen, daß du sagen kannst, du seiest dort gewesen, wo noch niemand vor dir war? Es gibt sehr viele Orte, die nicht so weit von der Heimat entfernt sind, von denen du das gleiche sagen könntest, ohne so große Kosten. Ich sehe keinen Grund dafür, daß du dich länger so weit im Süden aufhältst, als bis du sicher bist, dich westlich von Java und von Sumatra zu befinden; dann kannst du wieder nördlich steuern, mit Kurs auf Ceylon, die Coromandelküste und Madras, wo du sowohl Trinkwasser als auch frischen Proviant übernehmen kannst, und bis dorthin kommen wir wahrscheinlich recht gut mit den Vorräten aus, die wir schon haben.“
Dies war ein vernünftiger Rat, den man nicht auf die leichte Schulter nehmen konnte; so hielten wir Kurs auf West, immer zwischen einunddreißig und fünfunddreißig Grad südlicher Breite, und segelten etwa zehn Tage lang bei gutem Wetter und günstigem Wind, bis wir nach unserer Berechnung an den Inseln vorbei waren und Kurs auf Norden halten konnten, und wenn wir nicht nach Ceylon gelangten, dann doch zumindest in den großen, tiefen Golf von Bengalen.
Bei unseren Berechnungen war uns allerdings ein ziemlich großer Fehler unterlaufen, denn nachdem wir über fünfzehn oder sechzehn Breitengrade Kurs unmittelbar auf Norden gehalten hatten, sichteten wir steuerbord voraus in etwa drei Seemeilen Entfernung wieder Land. Wir, gingen, ungefähr eine halbe Meile weit davon entfernt, vor Anker und bemannten unsere Boote, um festzustellen, wie dieses Land beschaffen war. Wir fanden es sehr angenehm, mit leicht erreichbarem Trinkwasser, jedoch ohne Vieh und ohne Einwohner, soweit wir zu sehen vermochten. Wir scheuten uns auch, sehr weit zu gehen, um nach ihnen zu suchen, damit wir nicht wieder so einen Ausflug machten wie das letztemal. Daher vermieden wir 273
auszuschwärmen und entschlossen uns vielmehr zu nehmen, was wir finden konnten, und das waren nur ein paar wilde Mangofrüchte sowie einige Pflanzensorten, deren Namen wir nicht kannten.
Wir hielten uns hier nicht
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