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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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auf, sondern stachen wieder in See, mit Kurs auf Nordwest zu West, hatten aber vierzehn Tage lang nur wenig Wind und sichteten dann von neuem Land. Als wir den Strand anliefen, stellten wir zu unserer Überraschung fest, daß wir uns an der Südküste von Java befanden, und als wir eben vor Anker gingen, sahen wir ein Boot mit holländ ischer Flagge längs der Küste segeln. Wir hatten keine Lust, mit den Insassen zu reden, noch mit irgendwelchen anderen Leuten ihrer Nation, überließen es aber unserer Mannschaft bei ihrem Landgang, ob sie mit den Holländern zusammentreffen wollte oder nicht; unser Anliegen war, uns Proviant zu besorgen, der bei uns an Bord inzwischen wirklich sehr knapp geworden war.
    Wir beschlossen, an der geeignetsten Stelle, die wir finden konnten, mit unseren Booten zu landen und einen guten Hafen für unser Schiff zu suchen, wobei wir es dem Schicksal überließen, ob wir auf Freunde oder auf Feinde stießen; wir beabsichtigten freilich, nicht lange zu bleiben, zumindest nicht lange genug, damit man quer über die Insel Eilboten nach Batavia schicken konnte, so daß von dort Schiffe kämen, um uns anzugreifen.
    Wir fanden, unserem Wunsch entsprechend, einen sehr guten Hafen, wo wir in sieben Faden tiefem Wasser und wohlge-schützt vor dem Wetter lagen, was auch kommen mochte. Hier erhielten wir frischen Proviant, wie Schweine von guter Qualität und ein paar Kühe, und pökelten das Fleisch in Tonnen ein, so gut wir es bei acht Grad südlich des Äquators vermochten.
    Wir erledigten all das in ungefähr fünf Tagen und füllten unsere Fässer mit Wasser; das letzte Boot kam gerade mit Kräutern und Wurzelgemüse, wir waren im Begriff den Anker 274
    zu lichten und unser Vormarssegel loszumachen, damit es segelbereit war, da sichteten wir nördlich ein großes Schiff, das unmittelbar auf uns zuhielt. Wir wußten nicht, was es sein mochte, nahmen aber das Schlimmste an und beeilten uns, den Anker zu hieven und uns zum Auslaufen bereitzumachen, damit wir gerüstet waren, uns anzuhören, was es uns zu sagen hatte, denn um ein einzelnes Schiff machten wir uns keine großen Sorgen, fürchteten aber, daß uns drei oder vier auf einmal angreifen könnten.
    Als wir unseren Anker in der Klüse hatten und das Boot verstaut war, befand sich das Schiff eine Seemeile weit von uns entfernt und hielt auf uns zu, um uns, wie wir glaubten, anzugreifen; so hißten wir unsere schwarze Flagge am Heck und die blutrote über dem Topp, und nachdem wir klar Schiff gemacht hatten, segelten wir in westlicher Richtung fort, um günstiger am Wind zu liegen als die anderen.
    Anscheinend hatten sie uns zuvor völlig verkannt, da sie in diesen Gewässern weder einen Feind noch einen Seeräuber erwartet und nicht daran gezweifelt hatten, daß unser Schiff eins ihrer eigenen Fahrzeuge sei, und so gerieten sie wohl in ziemlich große Verwirrung. Als sie ihres Irrtums gewahr wurden, steuerten sie sogleich über den anderen Bug dicht am Wind und liefen allmählich auf die Küste zu, zum östlichsten Teil der Insel hin. Hierauf wendeten wir und verfolgten sie mit allen Segeln, die wir setzen konnten, und nach zwei Stunden waren wir fast in Kanonenschußweite von ihnen gelangt.
    Obgleich sie alle Segel beisetzten, die sie nur beisetzen konnten, blieb ihnen nichts weiter übrig, als sich mit uns einzulassen, und sie merkten bald, daß sie uns nicht gewachsen waren. Wir feuerten eine Kanone ab, um sie zum Beidrehen zu veranlassen, und sie bemannten daraufhin ihr Boot und schickten es mit einer Parlamentärfahne zu uns. Wir sandten das Boot zurück, jedoch mit der Antwort an den Kapitän, er habe keine andere Wahl, als die Flagge zu streichen, unter 275
    unserem Heck vor Anker zu gehen und selbst an Bord zu uns zu kommen. Dort werde er unsere Forderungen erfahren; da er uns jedoch noch nicht die Mühe gemacht habe, ihn zu zwingen, was wir ja offensichtlich tun könnten, so versicherten wir den Unterhändlern, werde der Kapitän mit allen seinen Leuten unversehrt zurückkehren, und wenn sie uns mit den Dingen versorgten, die wir forderten, wollten wir ihr Schiff nicht plündern. Sie fuhren mit dieser Botschaft zurück, und nachdem sie wieder an Bord waren, dauerte es noch eine Weile, bevor das Schiff die Flagge strich, weshalb wir schon glaubten, sie wollten sich weigern; so gaben wir einen Schuß ab, und nach ein paar weiteren Minuten sahen wir, wie ihr Boot ablegte.
    Sobald dies geschehen war, strich das Schiff die Flagge und ging,

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