Kapitän Singleton
sie gehabt hätten.
William befahl dem fröhlichen Kapitän, ihnen zu sagen, sie hätten noch eine zweite Schaluppe in Margao liegen, die gleichfalls eine Menge Gewürze an Bord habe, und wenn diese bei seiner Rückkehr nicht verkauft seien (denn dorthin fahre er), dann wolle er sie hierherbringen.
Seine neuen Kunden waren so erpicht darauf, daß sie den Handel am liebsten im voraus mit dem alten Kapitän abgeschlossen hätten. „Nein, Freund“, sagte er, „ich will nicht ungesehen ein Geschäft mit dir machen und weiß auch gar 320
nicht, ob der Besitzer der Schaluppe seine Ladung nicht schon an irgendwelche Kaufleute in Salsat verkauft hat. Sollte das aber nicht der Fall sein, wenn ich dorthin komme, dann beabsichtige ich, ihn dir herzubringen.“
Der Doktor war die ganze Ze it über beschäftigt, ebenso wie William und der alte Kapitän, denn er fuhr mehrmals am Tage in dem indischen Boot an Land und brachte für die Schaluppe frischen Proviant, den die Besatzung recht nötig brauchte.
Insbesondere brachte er siebzehn große Arrakfässer mit, die soviel faßten wie Stückfässer, und daneben eine Reihe von kleineren Fässern, ferner eine gewisse Menge Reis und reichlich Obst, wie Mangofrüchte, Kürbisse und dergleichen mehr, dazu Geflügel und Fisch. Er kam niemals an Bord, ohne tief geladen zu haben, denn er kaufte nicht nur für sie, sondern auch für das Schiff ein. So versorgten sie uns halbwegs mit Reis und Arrak, einigen Schweinen und sechs oder sieben lebenden Kühen und kamen, mit Vorräten beladen und mit dem Auftrag, dorthin zurückzukehren, wieder zu uns.
Wir hießen William immer als den Überbringer froher Botschaft willkommen, diesmal aber ganz besonders, denn dort, wo wir mit dem Schiff angelegt hatten, konnten wir außer ein paar Mangofrüchten und etwas Wurzelgemüse nichts erhalten, weil wir uns nicht ins Land hineinwagen oder bekannt werden wollten, bevor wir Nachricht von unserer Schaluppe hatten; und tatsächlich waren unsere Leute fast am Ende ihrer Geduld, denn William hatte siebzehn Tage mit diesem Unternehmen verbracht und sie gut verwendet.
Als er zurück war, hielten wir wieder eine Beratung über das Thema „Handel“ ab, nämlich ob wir unsere besten Gewürze und anderen Waren, die wir an Bord des Schiffs hatten, nach Surat senden oder selbst in den Persischen Golf segeln sollten, wo wir alles vermutlich ebenso vorteilhaft verkaufen konnten wie die englischen Kaufleute aus Surat. William war dafür, daß wir selbst dorthin fuhren, was, nebenbei gesagt, dem soliden, 321
nüchternen, kaufmännischen Geist dieses Mannes entsprach, der bei allem für das Beste war; hier jedoch entschied ich anders als William, was ich nur sehr selten auf mich nahm; aber ich erklärte ihm, in Anbetracht der Lage, in der wir uns befanden, sei es auch dann, wenn wir nur den halben Erlös bekämen, bedeutend besser für uns, unsere gesamte Ladung hier zu verkaufen, als damit in den Persischen Golf zu segeln, wo wir ein größeres Risiko eingingen und die Leute viel neugieriger sein und uns mehr Fragen stellen würden als in Surat; es wäre dort nicht so leicht, mit ihnen fertig zu werden, weil sie da ungehindert und offen Handel trieben und nicht im verborgenen, wie diese Männer hier es anscheinend taten.
Außerdem wäre es auch, falls man dort irgendeinen Verdacht schöpfte, viel schwieriger als hier, den Rückzug anzutreten, es sei denn, gewaltsam. Hier, wo wir uns sowieso schon auf dem offenen Meer befanden, konnten wir jederzeit davonsegeln, ohne uns zu tarnen und ohne auch nur den Anschein zu erwecken, daß wir verfolgt würden, denn niemand wußte, wo er uns suchen sollte.
Meine Befürchtungen überzeugten William, ganz gleich, ob dies meine Gründe auch taten, und er gab nach; wir beschlossen also, noch einmal den Versuch zu unternehmen, eine Schiffsladung an dieselben Händler zu verkaufen. Die Hauptsache war, daß wir uns überlegten, wie wir es bewerkstelligen konnten, den Umstand zu umgehen, der sie den englischen Kaufleuten verraten hätte, nämlich die Behauptung, daß es sich um unsere andere Schaluppe handele; dies übernahm jedoch der alte Quäker, der Lotse, denn da er, wie gesagt, ein ausgezeichneter Schauspieler war, fiel es ihm auch nicht schwer, die Schaluppe in ein neues Gewand zu kleiden. Als erstes brachte er das gesamte Schnitzwerk wieder an, das er zuvor abgeno mmen hatte; das Heck, das vorher grauweiß gestrichen und ganz stumpf gewesen war, erstrahlte jetzt in blauer
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