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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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entsprechend, vollkommen zu machen, unterwies William zwei unserer Leute – einen Wundarzt, wie er selbst es war, und einen gewitzten Burschen, einen alten Seemann, der an der Küste von Neuengland Lotse gewesen war und der ausgezeichnet zu schauspielern verstand. Diese beiden verkleidete William als Quäker und brachte ihnen bei, wie solche zu sprechen. Den alten Lotsen machte er zum Kapitän der Schaluppe und den Wundarzt zum Doktor, sich selbst aber zum Ladungsaufseher. In dieser Aufmachung und mit vollgeladener Schaluppe, von der sie alle Verzierungen entfernt hatten (es waren auch schon vorher nur wenig daran gewesen) und auf der nicht eine Kanone zu sehen war, segelte er fort, mit Kurs auf Surat.
    Ich hätte erwähnen sollen, daß wir einige Tage, bevor wir uns trennten, eine kleine Sandinsel dicht unter der Küste anliefen, wo wir einen schönen Schlupfhafen mit tiefem Wasser vorfanden, der einer Reede glich und sich außer Sichtweite von den Faktoreien befand, die hier an der Küste sehr dicht beieinander lagen. Nun stauten wir die Ladung der 318
    Schaluppe um und beluden sie ausschließlich mit Waren, die wir dort umsetzen wollten, und das waren fast nur Muskatnüsse und Nelken, vor allem aber jene; von da liefen William und seine beiden Quäker mit einer Besatzung von etwa achtzehn Mann mit der Schaluppe nach Surat aus und gingen in einiger Entfernung von der Faktorei vor Anker.
    William war so vorsichtig, daß er es möglich machte, sich zusammen mit dem Doktor, wie er ihn nannte, in einem Boot, das an der Schaluppe anlegte, um ihnen Fisch zu verkaufen, und das nur von einheimischen Indern gerudert wurde, an Land bringen zu lassen; dieses Boot mietete er nachher auch, um wieder an Bord zurückzukehren. Nicht lange, nachdem sie an Land waren, gelang es ihnen, die Bekanntschaft einiger Engländer zu machen, die zwar dort wohnten und vielleicht zuvor Angestellte der Company gewesen waren, zu dieser Zeit aber anscheinend auf eigene Rechnung Handel trieben, vor allem jederlei Küstenhandel, der sich ihnen bot. Der Doktor wurde als erster bestimmt, Bekanntschaft mit ihnen zu schließen; er empfahl seinen Freund, den Ladungsaufseher, und nach und nach freundeten sich die Kaufleute ebensosehr mit dem Gelegenheitskauf an wie unsere Männer mit den Kaufleuten, nur daß die Ladung ein bißchen zu umfangreich für sie war.
    Dies erwies sich aber nicht lange als Schwierigkeit für sie, denn am nächsten Tag brachten sie noch zwei Kaufleute, gleichfalls Engländer, mit ins Geschäft, und wie William aus ihrer Unterhaltung entnehmen konnte, hatten sie beschlossen, die Waren, falls sie sie kauften, auf eigene Rechnung in den Persischen Golf zu bringen. William verstand den Wink und schloß daraus, wie er mir später erzählte, daß wir sie ebensogut hätten selbst dorthin bringen können. Das war aber nicht Williams gegenwärtiges Anliegen; er hatte nicht weniger als dreiunddreißig Tonnen Muskatnüsse und achtzehn Tonnen Nelken an Bord. Unter den Nüssen befand sich auch eine 319
    beträchtliche Menge Muskatblüten, aber wir waren nicht bereit, viel nachzulassen. Kurz, sie feilschten, und die Kaufleute, die sehr gern die Schaluppe mitsamt der Ladung erworben hätten, wiesen William die Richtung und gaben ihm zwei Mann als Lotsen, damit er sich zu einer Flußmündung in etwa sechs Meilen Entfernung von der Faktorei begeben konnte; sie brachten Boote dorthin, übernahmen die ganze Ladung und bezahlten William sehr redlich dafür. Der gesamte Posten kam, in Geld ausgedrückt, auf ungefähr fünfunddreißigtausend Pesos, abgesehen von einigen wertvollen Waren, die William sehr gern annahm, und zwei großen Diamanten, die einen Wert von etwa dreihundert Pfund Sterling hatten.
    Als sie das Geld ausgezahlt hatten, lud William sie an Bord der Schaluppe, wohin sie auch kamen; der vergnügte alte Quäker unterhielt sie köstlich durch seine Sprechweise, und er duzte sie immerfort und machte sie derart betrunken, daß sie in dieser Nacht nicht an Land gehen konnten.
    Sie hätten gern gewußt, wer unsere Leute waren und woher sie kamen, aber nicht ein Mann auf der Schaluppe antwortete ihnen auf irgendeine ihrer Fragen; sie reagierten jedoch in einer Weise, daß die anderen glaubten, sie scherzten und machten Spaß mit ihnen. Im Laufe unseres Gesprächs erzählte mir William aber, die Engländer seien in der Lage, jede Ladung zu übernehmen, die wir ihnen brächten, und hätten doppelt so viele Gewürze gekauft, wenn unsere Leute

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