Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
Vom Netzwerk:
Schwierigkeiten gab, und so beschlossen sie, zurückzukehren und dem Fluß Malwatta Oya zu folgen, von dem sie schon zuvor vermutet hatten, er werde sie zum Meer führen. Um einer 313
    Verfolgung aus dem Weg zu gehen, verließen sie am Sonntag, dem 12. Oktober, bei Nachtanbruch, einem Zeitpunkt, wo die Leute aus Angst vor wilden Tieren niemals reisten, Anuradhapura. Sie waren ausgerüstet mit allem, was sie für ihre Wanderung brauchten, wie Proviant für zehn Tage, einem Kessel zum Essenkochen, zwei Kürbisflaschen zum Wasserholen und zwei großen Schattenpalmblättern zum Errichten eines Zelts sowie mit Rohzucker, Eingemachtem, Tabak, Betelnüssen, Zunder-büchsen und Rehhäuten für Schuhe, um ihre Füße vor den Dornen zu schützen, denn auf sie verließen sie sich am meisten. Als sie zum Malwatta Oya gelangt waren, hielten sie sich im Wald und wanderten neben dem Fluß her, ohne den Ufersand zu betreten (damit sie keine Fußspuren hinterließen), oder nur dann, wenn sie dazu gezwungen waren, und in dem Fall gingen sie rückwärts. Nachdem sie ein gutes Stück im Wald vorgedrungen waren, begann es zu regnen; darum schlugen sie ihre Zelte auf, zündeten ein Feuer an und ruhten sich vor Aufgang des Mondes aus, der gerade achtzehn Tage alt war; dann banden sie sich Rehhäute um die Füße, entledig-ten sich ihrer Waren und zogen weiter. Als sie unter Schwierigkeiten, weil der Mond zwischen den dicken Bäumen nur wenig Licht gab, drei bis vier Stunden gewandert waren, stand ein Elefant vor ihnen auf dem Weg; da sie ihn nicht versche uchen konnten, mußten sie bis zum Morgen warten, und so machten sie Feuer und rauchten eine Pfeife Tabak. Bei Tageslicht vermochten sie dort keinerlei menschliche Spuren zu entdecken, denn es war nichts als Wald zu sehen, und so hofften sie, schon alle Gefahren hinter sich gelassen zu haben und jenseits aller Siedlungen zu sein. Aber sie täuschten sich, denn der sich nordwärts windende Fluß führte sie mitten in eine Gruppe von Ortschaften, Tissea Wava genannt, wo sie große Angst ausstanden, weil ihnen dort Entdeckung drohte.
    Hätten die Leute sie gefunden, dann hätten sie sie zuerst geschlagen und dann zum König gesandt; um dem zu entgehen, 314
    verkrochen sie sich in einen hohlen Baum und blieben dort im feuchten Moder sitzen, bis es zu dunkeln begann. Nun machten sie sich auf und wanderten, bis die Schwärze der Nacht sie am Weitergehen hinderte. Hinter sich hörten sie Stimmen, und sie fürchteten schon, es seien Leute, die sie verfolgten; schließlich aber überzeugten sie sich davon, daß es nur ein Geschrei war, das die wilden Tiere von den Kornfeldern fernhalten sollte, und so schlugen sie am Fluß ihre Zelte auf, und nachdem sie gekochten Reis und gebratenes Fleisch zum Abendbrot gegessen und ihren Hunger gestillt hatten, empfahlen sie sich in Gottes Hand und legten sich zum Schlafen nieder.
    Um das Schlimmste zu verhindern, erhoben sie sich früh am nächsten Morgen und eilten auf ihrer Wanderung weiter.
    Obwohl sie sich jetzt in Sicherheit vor den zivilisierten Chiangulays befanden, drohte ihnen doch große Gefahr durch die wilden Eingeborenen, von denen jene Wälder voll waren und deren Zelte sie sahen; aber wegen des Regens hatten sich alle vom Fluß fort in die Wälder begeben, und so bewahrte Gott sie vor der Gefahr, denn wären sie auf die Wilden gestoßen, dann hätten diese sie erschossen.
    Auf diese Weise zogen sie mehrere Tage lang vom Morgen bis zum Abend weiter, durch Buschwerk und Dornen, die ihnen die nackten Arme und Schultern blutig rissen. Häufig trafen sie auf Bären, Wildschweine, Rehe und wilde Büffel, die jedoch alle davonliefen, sobald sie sie erblickten. Der Fluß wimmelte von Alligatoren. Am Abend schlugen sie ihre Zelte auf und zündeten vor und hinter ihnen große Feuer an, um die wilden Tiere zu verscheuchen, und obgleich sie Laute der unterschiedlichsten Arten hörten, sahen sie keine Tiere.
    Am Donnerstagmittag überquerten sie den Fluß Coronda, der das Land der Malabaren von dem des Königs trennt, und am Freitag gegen neun oder ze hn Uhr morgens gelangten sie zu den Einwohnern, vor denen sie sich ebenso fürchteten wie zuvor vor den Chiangulays, denn obwohl der Wanniounay oder 315
    Prinz dieses Volkes den Holländern aus Angst Tribut zahlt, hat er doch bessere Beziehungen zum König von Kandy, und wenn er sie erwischt hätte, dann hätte er sie zu ihrem ehemaligen Herrn zurückgeschickt. Da sie nicht wußten, wohin sie entkommen konnten,

Weitere Kostenlose Bücher