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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Lackfarbe und ich weiß nicht wieviel fröhlichen Mustern, und was das 322
    Achterdeck betraf, so hatten die Zimmerleute darauf zu beiden Seiten einen sauberen kleinen Gang angebracht. Sie führte nun zwölf Kanonen und einige Petereros auf dem Schandeck, von denen sich vorher nicht eine darauf befunden hatte, und um ihr neues Aussehen zu vollenden und ihr ein völlig anderes Gesicht zu verleihen, befahl er, die Segel zu verändern, und da sie zuvor wie eine Yacht mit Halbspriet gesegelt war, erhielt sie jetzt ein Rahsegel und einen Besanmast wie eine Ketsch, so daß sie, mit einem Wort, eine vollendete Täuschung war, verkleidet in jedem Kennzeichen, von dem zu erwarten war, daß ein Fremder, der das Fahrzeug nur einmal gesehe n hatte, es bemerkte, denn die englischen Händler waren ja nur einmal an Bord gewesen.
    In dieser Gestalt kehrte die Schaluppe zurück. Sie hatte einen neuen Mann, von dem wir wußten, daß wir ihm trauen konnten, zum Kapitän, und der alte Lotse erschien nur als Passagier. Der Doktor und William stellten die Ladungsaufseher dar; sie waren mit einer ausdrücklichen Vollmacht von Kapitän Singleton versehen, und alles hatte seine gebührende Form.
    Wir hatten eine vollständige Ladung für die Schaluppe, denn neben einer sehr großen Menge von Muskatnüssen und Nelken, Muskatblüten und etwas Zimt führte sie auch einige Waren an Bord, die wir übernommen hatten, als wir vor den Philippinen lagen, während wir warteten und nach Raub Ausschau hielten.
    William fand es nicht schwer, auch diese Ladung zu verkaufen, und kehrte nach ungefähr zwanzig Tagen wieder, beladen mit allen notwendigen Vorräten für unsere lange Fahrt; wir hatten, wie gesagt, viele andere Waren gehabt, und er brachte uns etwa dreiunddreißigtausend Pesos sowie einige Diamanten mit, und obgleich William nicht behauptete, ein großer Kenner darin zu sein, war es ihm doch gelungen, sich dabei nicht betrügen zu lassen, und außerdem waren die Kaufleute, mit denen er zu tun hatte, sehr anständige Menschen.

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    Sie bereiteten unseren Leuten keinerlei Schwierigkeiten, denn die Aussicht auf Gewinn veranlaßte sie, nicht neugierig zu sein, und an der Schaluppe entdeckten sie nicht das geringste. Was die Tatsache betraf, daß sie ihnen Gewürze verkauften, die von so weit her stammten, so war das anscheinend dort nichts Neues, wie wir glaubten, denn bei den Portugiesen gab es oftmals Schiffe, die aus Macao in China kamen und Gewürze brachten, die sie den chinesischen Händlern abgekauft hatten; und diese wiederum trieben häufig Handel auf den holländischen Gewürzinseln und tauschten die aus China mitgebrachten Waren gegen Gewürze ein.
    Dies kann man tatsächlich als die einzige Handelsfahrt bezeichnen, die wir unternahmen. Jetzt waren wir wirklich sehr reich, und ganz natürlicherweise standen wir nun vor der Überlegung, wohin wir uns als nächstes wenden sollten. Unser Löschungshafen, wie wir ihn hätten nennen können, lag auf Madagaskar in der Bucht von Mangahelly; aber eines Tages nahm mich William in seiner Kajüte auf der Schaluppe beiseite und erklärte mir, er wolle etwas ernsthaft mit mir besprechen.
    So schlossen wir uns ein, und William begann:
    „Willst du mir erlauben, offen mit dir über deine gegenwärtige Lage und über die künftigen Aussichten in deinem Leben zu reden?“ fragte er. „Und versprichst du mir bei deiner Ehre, daß du mir nichts übelnehmen wirst?“
    „Herzlich gern“, erwiderte ich. „William, ich habe Euren Rat immer für gut befunden, und Eure Pläne sind nicht nur gründlich durchdacht gewesen, sondern Eure Empfehlungen haben uns auch immer Glück gebracht, und deshalb könnt Ihr sagen, was Ihr wollt, ich verspreche Euch, daß ich es Euch nicht übelnehmen werde.“
    „Aber das ist noch nicht alles, was ich fordere“, sagte William. „Versprich mir, das, was ich dir sagen werde, unter der Mannschaft nicht bekannt zu machen, wenn dir mein Vorschlag nicht gefällt.“

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    „Das werde ich nicht, William“, antwortete ich, „ich gebe Euch mein Wort darauf.“ Und ich beschwor auch das bereitwillig.
    „Nun habe ich nur noch einen Punkt mit dir abzusprechen“, sagte William, „nämlich daß du, wenn du meinen Vorschlag betreffs dich selbst nicht billigst, daß du dann mir und meinem neuen Arztkollegen erlaubst, ihn unsererseits auszuführen, soweit er dir nicht zum Schaden und zum Verlust gereicht.“
    „Mit allem will ich einverstanden sein, William“, sagte

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