Kapitän Singleton
Süden, ein wenig westlich, und hier fanden wir nach einem Marsch von über zweitausend Meilen den ersten Fluß, der nach Süden floß, denn alle übrigen flossen 165
nach Norden oder Westen. Wir folgten diesem Fluß, der nicht größer war als in England ein ansehnlicher Bach, bis er mehr Wasser zu führen begann. Hin und wieder sahen wir unseren Engländer fast heimlich zum Wasser hinuntergehen, um dort den Boden zu untersuchen; nachdem wir einen Tagesmarsch am Fluß entlang zurückgelegt hatten, kam er schließlich, die Hände voll Sand, zu uns heraufgerannt und sagte: „Seht einmal her!“ Als wir es betrachteten, stellten wir fest, daß ein gutes Teil Goldkörner unter den Flußsand gemischt war. „Ich glaube, jetzt können wir mit der Arbeit beginnen“, sagte er, und so teilte er unsere Neger zu Paaren ein und setzte sie ans Werk, den Sand und den Schlamm im Grund des Flusses, wo er nicht tief war, abzusuchen und zu waschen.
Nach den ersten eineinviertel Tagen hatten unsere Leute zusammen ungefähr ein Pfund und zwei Unzen Gold einge-sammelt, und wir fanden, daß die Menge wuchs, je weiter wir den Fluß entlanggingen; wir folgten ihm etwa drei Tage, bis sich ein anderer kleiner Wasserlauf in den ersten ergoß, und als wir dann stromaufwärts suchten, fanden wir auch dort Gold, und so schlugen wir in dem Winkel, wo sich beide Flüsse vereinigten, unser Lager auf und unterhielten uns, wie ich es nennen kann, damit, das Gold aus dem Flußwasser auszuwaschen und uns Vorräte zu besorgen.
Hier blieben wir weitere dreizehn Tage und erlebten während dieser Zeit viele unterhaltsame Zwischenfälle mit den Wilden; es würde zu weit führen, sie alle hier zu erwähnen, und einige wären auch zu intim, um sie zu berichten, denn ein paar von unseren Leuten hatten sich ihren Frauen gegenüber etwas zu frei benommen, und hätte nicht unser neuer Führer unseretwegen mit einem ihrer Männer, zum Preis von sieben schönen Silberstücken, die unser Handwerker in die Form von Löwen, Fischen und Vögeln geschnitten und mit Löchern zum Aufhä ngen versehen hatte, Frieden geschlossen, dann wären 166
wir gezwungen gewesen, mit ihnen und ihrem gesamten Volk Krieg zu führen.
Während dieser ganzen Zeit wuschen wir geschäftig Goldstaub aus den Flüssen, und ebenso auch unsere Neger; unser erfinderischer Messerschmied hämmerte, schnitt zu und hatte durch die Übung so viel Geschick erworben, daß er alle möglichen Tierbilder herstellte. Er schnitt Elefanten, Tiger, Zibetkatzen, Strauße, Adler, Kraniche, Hühner, Fische und tatsächlich alles, was er nur wollte, aus dünngehämmertem Goldblech zu, denn sein Silber und sein Eisen waren fast aufgebraucht.
In einer der Ortschaften dieser wilden Völker nahm uns ihr König sehr gut auf, und da ihm der Krimskrams unseres Handwerkers ausgezeichnet gefiel, verkaufte ihm die ser einen Elefanten aus Goldblech, das so dünn wie ein Sechspennystück war, zu einem extravaganten Preis. Der König freute sich so darüber, daß er nicht eher ruhte, als bis er ihm fast eine Handvoll Goldstaub, wie er genannt wird, dafür gegeben hatte.
Ich vermute, daß sie wohl ein Dreiviertelpfund wog, während das Gold, aus dem der Elefant war, vielleicht das Gewicht einer Pistole hatte oder eher noch weniger. Unser Künstler war so ehrlich, obgleich die Arbeit und das Können ausschließlich sein Beitrag waren, uns das ganze Gold zu bringen und es dem gemeinsamen Vorrat hinzuzufügen; wir hatten aber auch nicht den geringsten Grund, habsüchtig zu sein, denn, wie unser neuer Führer zu uns sagte, da wir stark genug waren, uns zu verteidigen, und genügend Zeit zu unserer Verfügung hatten (keiner von uns hatte es eilig), konnten wir nach und nach jede Menge Gold zusammenbekommen, die wir haben wollten, sogar hundert Pfund je Mann, falls wir es für angebracht hielten; und er erklärte uns, obwohl auch er allen Grund habe, des Landes ebenso überdrüssig zu sein wie nur irgendeiner von uns, wenn wir unseren Marsch ein wenig nach Südosten ausdehnen wollten und auf einen geeigneten Platz für unser 167
Hauptquartier trafen, könnten wir genügend Nahrungsmittel finden und uns zwei, drei Jahre lang, den Flußufern folgend, auf beiden Seiten über das Land ausbreiten und bald merken, welche Vorteile uns das brächte.
So gut der Vorschlag, vom Standpunkt des Profits aus gesehen, auch war, gefiel er doch keinem von uns, denn bei allen war der Wunsch heimzugelangen größer als der, reich zu werden. Wir
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