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Kaputt in El Paso

Kaputt in El Paso

Titel: Kaputt in El Paso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick DeMarinis , Frank Nowatzki , Angelika Müller
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d’Arc. Na klar, auf dem Spielplatz der Übergangsschule hab ich’s einigen Jungen besorgt, aber das war so ein Statusding. Mein Gott, ich war zwölf und so was von unbedarft. Ich wollte die Blowjob-Queen der Cabeza-de-Vaca-Übergangsschule sein und hab dafür gesorgt, dass sich ganz schnell herumspricht, dass ich auch schlucke. Die meisten Mädels können ganz manierlich blasen, doch kaum eine schluckt. Aber ich habe geschluckt. Ich war so ehrgeizig. Man wird nicht Blowjob-Queen der Cabeza de Vaca, wenn man nur bläst und nicht schluckt. Ich hab wie eine Wilde geblasen, verstehst du, um zu beweisen, dass ich Spaß an der Sache hatte – und hab’s auch noch geschluckt. Schon die Vorstellung bringt mich zum Lachen.«
    »Ich glaube nicht, dass das Entfernen der Schamhaare Unschuld symbolisiert«, sagte ich etwas niedergeschlagen.
    Sie dachte darüber nach. »Vielleicht hast du Recht«, meinte sie. »Vielleicht sollte ich nur etwas Form reinbringen, in Anlehnung an das Topiari. Ein Herz oder ein Diamant, vielleicht die Flügel einer Taube. Das machen viele Kids.«
    »Du bist auf dem falschen Dampfer, Babs«, sagte ich. Fast jeder, den ich kannte, war auf dem falschen Dampfer. Das Land war auf dem falschen Dampfer. Die Welt.
    Ihre Augen funkelten in gespielter Verärgerung. »Also Wildwuchs? Du meinst, Wildwuchs wäre vorzuziehen? Der widerlich ungepflegte Busch einer Matrone übt Anziehungskraft auf dich aus? Du meinst, wenn man das Tier in sich akzeptiert, spiegelt das Unschuld wider? Ich für meinen Teil finde das einfach nur degoutant.«
    Sie spreizte die Beine und betrachtete ihren spärlich bekleideten Schoß. Ich gestattete meinen Augen nicht, Babs’ Blick zu folgen. Sie sah schnell hoch, wollte wissen, ob ich eventuell doch linste.
    »Möglicherweise gibt es keine Lösung«, sagte ich.
    Sie lächelte süffisant. »Tausend Dank für deine Hilfe.«
    »Tut mir leid«, sagte ich.
    Sie sprang von der Couch hoch. »Na gut, Strobe. Was ist jetzt mit Schwimmen? Wir laufen bis zum Pool um die Wette.«
    »Da muss ich passen«, sagte ich.
    »Zimperlicher alter Mann«, meinte sie und rollte mit den Augen.
    »So bin ich nun mal.«

Neununddreißig
    Draußen lag Corey Butterfield immer noch in seinem Malibu auf der Lauer. Als er mich sah, beugte er sich über den Beifahrersitz und kurbelte das Fenster zur Hälfte herunter. »Komm schon, Goliath, zeig mir ’ne Prellung«, sagte er. »Zeig mir wenigstens einen blauen Fleck.« Ich steuerte auf den Malibu zu. Hektisch kurbelte Butterfield das Fenster hoch. Ich legte meine Hände auf den Wagen und fing an, ihn zu schaukeln, vor und zurück, bis die Räder vom Boden abhoben. Mit vor Schreck geweiteten Augen klammerte sich Butterfield an das Lenkrad. Kurz bevor der Wagen umzukippen drohte, stoppte ich meine Aktion.
    Ich stieg in meinen Ford, erleichtert und enttäuscht zugleich. Im Grunde sträubte ich mich, Mona Farnsworth’ stummen Komparsen abzugeben, während ihre Kunden sich lustvoll einem Bestrafungsszenario hingaben, weil ein beschissenes Kindheitstrauma sie dazu trieb. Aber wer sonst hätte mir tausend Dollar die Woche gezahlt, damit ich einen reichen Gestörten mit einer Axt einschüchtere?
    Das Geld zerstreute all meine Bedenken. Das könnte man in die Grabsteine der meisten verstorbenen Amerikaner einmeißeln und läge damit nicht mal so falsch.
    Ich hätte mich nicht für die Lebensversicherung entschieden, doch das Geld hat all meine Bedenken zerstreut.
    Um Moses die zwei zusätzlichen Monate in La Xanadu zu ermöglichen, die nötig waren, damit er wieder clean wurde, musste ich zwölftausend Dollar auftreiben. Mein Notgroschen deckte ungefähr die Hälfte ab und das war’s.
    Womit ich wieder bei Jillian und ihrer Abfindung von einer halben Million angelangt war. Doch ich konnte sie wohl kaum um das Geld bitten, bevor ich mich nicht zu einem gemeinsamen Leben bekannt hatte. Ich nahm an, für sie stünde dann fest, dass unser beider Schicksal miteinander verbunden war. Ich nahm an, ich würde ihr dann so viel bedeuten, dass sie meinen Kreuzzug in Sachen Familienfrieden finanziell unterstützte.
    Ich nahm einiges an. Ich nahm zum Beispiel an, dass sie nicht mehr mit Lenny Trebeaux fickte. Ich nahm an, die sexuellen Experimente mit Clara Howler wären Vergangenheit. Ich nahm an, sie hätte das Lügen aufgegeben.
    Ich nahm an, ihr ganz privater Gott, der an Ironie glaubte und nicht an Glück, gäbe uns eine Chance. Ich nahm an, Fernando Solís Davila würde sie als

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