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Kaputt in El Paso

Kaputt in El Paso

Titel: Kaputt in El Paso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick DeMarinis , Frank Nowatzki , Angelika Müller
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Gates Estates. Das Geld ließ mir keine Ruhe. Sollte Moses neunzig Tage in La Xanadu verbringen, musste ich auf die Schnelle eine Menge davon ranschaffen. Ich hätte Jillian darum bitten können, aber die Abfindung, so es die überhaupt gäbe, war für unser Fortgehen gedacht, sollte Grundlage unseres Neuanfangs sein.
    Der Lexus der Farnsworth parkte in der Auffahrt. Am Rand stand ein Chevy Malibu. Ich hielt hinter dem Chevy und stieg aus. Zur gleichen Zeit wurde die Tür des Malibus geöffnet. Ein Mann in Bermudas, Laufschuhen, Netzhemd und mit einer Maui-Jim-Sonnenbrille sprang heraus. Er baute sich vor mir auf, joggte auf der Stelle und sah aus, als wolle er augenblicklich seine nachmittägliche Trainingseinheit absolvieren.
    »Hi«, sagte er lächelnd, nahm die Sonnenbrille ab und streckte mir die Hand entgegen. »Corey Butterfield. Ich bin Reporter der lokalen, unabhängigen Wochenzeitschrift Know It All! Sind Sie Kunde hier, Herkules?« Der Blick seiner Augen war voller Überdruss und Zynismus, es waren die Augen eines Mannes, der die Verderbtheit liebte. Er hatte lange genug und vor allem erfolgreich nach dem dunklen Moment Ausschau gehalten, das die Menschheit umtrieb, um überzeugt davon zu sein, dass es die Oberhand hatte.
    Er rückte mir auf die Pelle, trat von einem Bein aufs andere und signalisierte mir, dass ich nicht an ihm vorbeikäme, bevor ich seine Frage beantwortet hatte.
    »Nein«, lautete meine Antwort auf seine Frage, ob ich Monas Kunde sei. Doch er blieb, wo er war.
    »Kommen Sie schon, Sportsfreund, mir können Sie’s doch verraten. Ich nenne keine Namen. Mich interessiert nur die Stellungnahme eines Insiders. Sie wissen schon – was machen Sie da drin, oder besser, was macht sie mit Ihnen? Das sind News, Mann. Die Leute haben ein Recht darauf, das zu erfahren. Also, schießen Sie los. Worin besteht der Reiz, von einer großen, bösen Mama ausgepeitscht zu werden? Wie fühlt es sich an? Auf emotionaler Ebene, meine ich.« Ich versuchte, mich an ihm vorbeizuschieben, doch er stellte sich mir erneut in den Weg.
    »Welche speziellen Vorlieben haben Sie denn, Mann?«, fragte er. »Delektieren Sie sich an la mierda? Macht es Sie an, wenn sie Ihnen das Maul mit einem dicken Haufen stopft? Oder hängt sie Sie wie eine Rinderhälfte auf?«
    Mit einer Hand packte ich den Bund seiner Bermudas, mit der anderen sein Netzhemd, hob ihn hoch und brachte ihn zu seinem Wagen. Dann schob ich ihn durch die offene Scheibe der Fahrertür. Auf halbem Wege blieb er stecken. Ich half ihm, indem ich ihm ein paarmal in den Hintern trat, damit er endlich auf den Sitz krabbeln konnte. Dort verharrte er in embryonaler Haltung, keine Spur mehr von Zynismus in seinen weit aufgerissenen Augen.
    »So fühlt es sich an«, sagte ich.
    »Das war großartig«, kommentierte Jerry Farnsworth.
    Er ließ mich herein. »Seit neun Uhr morgens lungert dieser durchgeknallte Hurensohn hier schon rum.« Jerry trug seinen Bankeranzug. Sein Iro hätte eine Ladung Haarspray vertragen können. Er war zu lang, um von selbst zu stehen, und lag platt auf seinem Kopf wie eine winzige Perücke. Der Pferdeschwanz war zu einem roten Strick geflochten.
    Mona saß auf dem Sofa, weiß wie ihr Teppich und streng wie ihre dänischen Möbel. »Ich bin ruiniert«, murmelte sie.
    »Sie ist deprimiert«, sagte Jerry. »Doch das gibt sich wieder. Von ruiniert kann überhaupt keine Rede sein.«
    »Ich bin erledigt«, sagte sie. »Alle haben sie die Hosen voll. Niemand hat sich mehr hier blicken lassen, nachdem das erste Foto veröffentlich wurde.«
    »Auch das gibt sich«, meinte Jerry. »Es ist nur vorübergehend. Was soll’s! Dann haben wir endlich mal Zeit und Muße, richtig Urlaub zu machen. Wir fliegen an die Amalfiküste oder nach Korfu, bleiben sechs Monate, und wenn wir zurückkommen, ist das Ganze Geschichte, glaub mir. Alles geht dann wieder seinen gewohnten Gang.«
    Sie musterte ihren Mann, als entdecke sie gerade einen neuen Mangel an ihm. Dieser Blick hätte Wasser in Eis verwandeln können. Sie zündete sich eine Zigarette an, hielt das brennende Streichholz zwischen den Fingern, um es dann auf den Glastisch fallen zu lassen. »Nichts wird wieder seinen gewohnten Gang gehen. Erinnerst du dich an das Restaurant im Norden, wo Eingemachtes aus eigener Produktion angeboten wurde und sich die Gäste eine Lebensmittelvergiftung eingehandelt haben? Die sind auf keinen grünen Zweig mehr gekommen. Dir ist offensichtlich nicht klar, wie hasenfüßig

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