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Kaputt in El Paso

Kaputt in El Paso

Titel: Kaputt in El Paso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick DeMarinis , Frank Nowatzki , Angelika Müller
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diese Masochisten sind. Ja, sicher, der eine oder andere wird wieder kommen, in ein, zwei Jahren. Der Rest holt sich seinen Wonneschauer außerhalb der Stadt.«
    Ihr Blick fiel auf mich. »Und was willst du hier?«
    »Du hast mir einen festen Job angeboten, doch wie es scheint, ist das Angebot jetzt vom Tisch.«
    »Alles ist jetzt vom Tisch«, sagte sie.
    »Wir haben immer noch die Website und 0190er Nummer«, warf Jerry ein.
    »Was gerade mal für die Strom- und Wasserrechnung reicht«, gab Mona zurück.
    »Wie sind sie auf dich gekommen?«, fragte ich.
    »Na wie wohl?«, erwiderte sie. »Ich inseriere in diesem Käseblatt. Vermutlich haben die ihre Wegelagerer zu allen Domina-Studios der Stadt ausschwärmen lassen. Insgesamt gibt es nur sechs oder sieben von uns. Diese Mistkerle haben über das gesamte Stadtgebiet verteilt ihre Lager vor den Häusern meiner Kolleginnen aufgeschlagen, in der Hoffnung, auf Öl zu stoßen. Und meine armen verschreckten Kunden hocken zu Hause, leiden und liegen vor ihren Frauen auf den Knien wegen einer Tracht Prügel, nur wollen diese Frauen da nicht mitmachen, und wenn sie es dennoch tun, dann ohne Enthusiasmus, ohne eine Spur von Erfindungsgabe.«
    »Wenn guten Menschen Böses widerfährt«, sagte ich.
    Jetzt konzentrierte sich ihr eiskalter Blick auf mich. Doch sie schwieg, zündete sich stattdessen eine neue Zigarette an, obwohl die erste immer noch im Aschenbecher vor sich hin qualmte. »Vielleicht mache ich eine Boutique auf«, sagte Mona schließlich. »Nette Seidenteilchen für Hausfrauen in den Wechseljahren, die es immer noch wissen wollen.« Sie stand auf und verließ den Raum. Jerry ging ihr hinterher.
    Ich stand ebenfalls auf, um zu gehen. Auf dem Flur kam mir Babs entgegen. Sie trug einen Stringtanga-Bikini. »Oh, hallo«, begrüßte sie mich. »Kommst du mit schwimmen, äh … Strobe, nicht wahr? Daddy hat heute den Pool abgedeckt. Du kannst einen von seinen alten Badeanzügen anziehen, von früher, als er noch nicht so viel Speck auf den Rippen hatte. Von mir aus brauchst du auch gar nichts anziehen, wenn du genug Chuzpe hast. Mich stört das nicht. Daddy geht immer nackt schwimmen. Wir haben eine fortschrittliche Einstellung zum Körper.«
    »Nein, danke«, sagte ich und fragte mich, ob es etwas gebe, womit ihre fortschrittliche Einstellung nicht klarkomme. »Ich muss los.«
    Sie ließ sich aufs Sofa fallen. »Warum die Eile?«, fragte sie.
    »Ich bin wegen eines Jobs gekommen. Es gibt keinen, also gehe ich wieder.«
    Sie spitzte die Lippen, vermutlich Ausdruck eines plötzlichen Einfalls. »Wart mal«, sagte sie. »Ich brauche einen Rat – von einem Mann. Und du bist ein Mann.«
    »Davon gehe ich aus.«
    Sie sah mich einen Augenblick verwirrt an, dann lächelte sie. »Sogar einer mit Humor. Das gefällt mir. Sinn für Humor ist ein Zeichen für Intelligenz. Ich bewundere nichts so sehr wie Intelligenz. Mit den Kids in meiner Schule kann ich nichts anfangen, mich nerven ihre pubertären Themen.«
    »Du bist ein echter Snob.«
    Sie sah darin keine Beleidigung. »Stimmt«, sagte sie. »Ich denke, man könnte mich als Snob bezeichnen. Ich glaube, ein Snob zu sein ist an sich nichts Schlimmes, wenn man sich darauf konzentriert, idiotisches Verhalten als das zu erkennen, was es ist. Nämlich idiotisches Verhalten.« Seit unserer letzten Begegnung hatte sie sich richtiggehend entwickelt. Ihre teetassengroßen Brüste waren runder geworden, die Nippel zeichneten sich dunkel hinter dem hellen Stoff des Bikinioberteils ab. Ihre dünnen Beine waren viel muskulöser, die Lippen voller, die Wangenknochen markanter.
    »Sag mal«, begann sie, »so als Mann, und möglicherweise als einer, der weiß, wovon er spricht … «
    »Komm zur Sache.«
    »Ich denke an eine Epilation meiner Schamhaare. Ist das eine gute Idee oder eine schlechte?«
    Meine fortschrittliche Einstellung hatte damit ein Problem. Babs’ schmaler Mund verzog sich zu einem spitzbübischen Lächeln. Sie mochte es, Erwachsene zu schocken. Das beherrschte sie glänzend.
    »Wozu soll das gut sein?«, fragte ich.
    »Wozu? Um den Anspruch auf meine Unschuld zu bekräftigen, natürlich. Um an ihr festzuhalten. Unschuldig wie ein Baby. Ich habe nicht die Absicht, jemals zu heiraten oder Sex zu haben, musst du wissen.«
    »Aber du bist doch unschuldig. Ich will sagen, du bist doch noch Jungfrau.«
    »Ach du Dummerchen! Ich spreche von Unschuld im wahrsten Sinne des Wortes. Verstehst du, ich meine – rein. Wie Jeanne

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